Im Prozess gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Josef Ackermann (Mitte, vorne), und den amtierenden Co-Vorstandsvorsitzenden, Jürgen Fitschen, ist am Dienstag im Landgericht in München ein ungebetener Zeuge aufgetaucht. (Archivfoto) Foto: dpa

Aufregung im Prozess um ehemalige Banker der Deutschen Bank: Ein Mann hatte sich am Dienstag auf den Zeugenplatz gesetzt, doch keiner hatte ihn geladen. Als der ungebetene Gast in Anzug und Krawatte nicht freiwillig gehen wollte, ließ ihn der Richter von Ordnern vor die Tür setzen.

München - Ein ungebetener Gast hat für einen Tumult im Münchner Prozess gegen Top-Banker der Deutschen Bank gesorgt. Der Mann kam am Dienstagmorgen in Anzug und Krawatte in den Saal des Landgerichts und setzte sich auf den Zeugenstuhl: Er wollte in dem Verfahren gegen den Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, und den Vorgängern Josef Ackermann und Rolf Breuer eine Erklärung abgeben. Eine Ladung als Zeuge hatte er aber nicht. Sicherheitskräfte forderten umgehend Verstärkung an als sich abzeichnete, dass der Mann nicht freiwillig gehen würde. Auch Fitschens Leibwächter war einsatzbereit.

Motive des Mannes unklar

Der Vorsitzende Richter Peter Noll forderte den selbsternannten Zeugen schließlich eindringlich auf, den Platz zu verlassen. „Sie sind kein Zeuge, entweder Sie gehen jetzt freiwillig oder Sie werden entfernt.“ Das Mikrofon wurde auf stumm geschaltet, um dem Mann kein Gehör zu verschaffen. Als der Mann trotz mehrfacher Warnungen sitzen blieb, packten ihn Ordner an den Armen und führten ihn aus dem Saal. Warum der Mann sich in den Prozess drängen wollte, blieb unklar. „Uns ist ein Zeuge in die Arme gelaufen, den keiner geladen hat“, sagte einer der Anwälte.

In dem Prozess müssen sich Fitschen, Ackermann, Breuer und zwei weitere Angeklagte wegen versuchten Prozessbetrugs im Fall Kirch verantworten. Alle fünf sollen vor vier Jahren im Zivilprozess um Schadenersatzforderungen für die Pleite der Kirch-Gruppe die Richter durch Falschaussagen getäuscht haben. Die Angeklagten hatten das stets zurückgewiesen. Der Medienunternehmer Leo Kirch hatte sein Leben lang die Deutsche Bank für die Pleite seines Unternehmens verantwortlich gemacht, weil sich der frühere Chef Breuer öffentlich über die mangelnde Kreditwürdigkeit des Unternehmens geäußert hatte.

Keine Gefahr für Angeklagte

Die angeklagten Top-Banker der Deutschen Bank mussten während des Tumults aber nicht um ihre Sicherheit fürchten: Fitschen wird routinemäßig von einem Leibwächter begleitet, der während des gesamten Prozesses in der vordersten Reihe im Saal bleibt. Zudem sitzt in dem Prozess stets ein Wachtmeister oder eine Wachtmeisterin mit Schlagstock im Raum.

Der ungebetene Zeuge hatte sich zuvor schon einmal in dem laufenden Prozess zu Wort gemeldet. Aus dem Zuschauerraum hatte er dem Richter zugerufen, er wolle eine Erklärung abgeben. Richter und Staatsanwälte gingen darauf aber nicht ein - zumal der Mann den Vorsitzenden Richter mit dem Vornamen ansprach. Bei der Staatsanwaltschaft habe sich der Mann während der jahrelangen Ermittlungen auch nicht als Zeuge gemeldet, sagte Staatsanwalt Florian Opper in einer Prozesspause. Juristische Konsequenzen habe der Auftritt für den Mann aber nicht. „Das war zwar lästig, aber nicht strafbar.“

Staatsanwältin Christiane Serini erneut im Zeugenstand

Nach dem Vorfall nahm das Verfahren wieder seinen Lauf: Zum dritten Mal wurde Staatsanwältin Christiane Serini als Zeugin befragt und schilderte den Richtern, wie ihre ersten Vernehmungen der Angeklagten abgelaufen waren. Alle fünf haben nun drei Wochen Pause vom Prozess. Am 17. November wird das Verfahren fortgesetzt. Auf der Zeugenliste stehen nach Angaben von Fitschens Verteidiger Hanns Feigen für den Tag unter anderem Verlegerin Friede Springer und Springer-Chef Mathias Döpfner. Die Staatsanwaltschaft hatte die Vernehmung der beiden beantragt. Kirch war früher Großaktionär bei Springer. Die Notlage des Kirch-Konzerns 2002 hatte auch deshalb für große Nervosität in Deutschland gesorgt, weil der Einstieg eines ausländischen Medienzars bei Springer befürchtet worden war.