Der Konzern Bilfinger wagt wieder eine Prognose für das laufenden Jahr. Foto: dpa

Der neue Bilfinger-Chef Per Utnegaard stellte am Mittwoch den Zwischenbericht vor und wagt einen Ausblick auf das Rest-Jahr. Der Konzern hat im ersten Halbjahr weiter hohe Verluste geschrieben. Utnegaard kündigt Umstrukturierungsprozesse an.

Mannheim - Der kriselnde Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger rechnet wegen Abschreibungen im Kraftwerksgeschäft und Umbaukosten auch 2015 mit deutlichen Verlusten. Das Konzernergebnis dürfte „deutlich negativ“ sein, sagte der erst seit Anfang Juni amtierende neue Konzernchef Per Utnegaard am Mittwoch. Hohe Abschreibungen auf das Kraftwerksgeschäft drückten den MDax-Konzern bereits im ersten Halbjahr mit 439 Millionen Euro tief in die Verlustzone, nach einem Gewinn von 55 Millionen ein Jahr zuvor.

In den vergangenen Jahren hatte Bilfinger sein Servicegeschäft durch Zukäufe ausgebaut und das stark schwankende und weniger einträgliche Baugeschäft zum Großteil abgestoßen. Doch die Rechnung ging nicht auf. Das Kraftwerksgeschäft entpuppte sich nach der Energiewende in Deutschland als Dauer-Sorgenkind. Auf Firmenwerte schrieb Bilfinger nun 330 Millionen Euro ab und auch im operativen Geschäft häuften sich Verluste an. Ohne das jüngst zum Verkauf gestellte Kraftwerksgeschäft soll 2015 die Leistung auf dem Niveau des Vorjahres von 6,25 Milliarden Euro liegen, während das operative Ergebnis mit 150 bis 170 Millionen Euro um bis zu 43 Prozent einbrechen dürfte. Grund seien Schwächen im Geschäft mit der Öl- und Gasindustrie, die sich wegen des niedrigen Ölpreises mit Investitionen zurückhält.

Reißleine gezogen

Utnegaard hatte Mitte Juni die Reißleine gezogen und das Kraftwerksgeschäft, das 2014 noch für ein Fünftel der Konzernleistung stand, zum Verkauf gestellt. Die neue Strategie will der Bilfinger-Chef am 15. Oktober vorstellen. Er will den Konzern nach einem enttäuschenden ersten Halbjahr wieder auf Erfolgskurs bringen. Er gilt als Mann des aktiven schwedischen Investors Cevian, der knapp 26 Prozent der Bilfinger-Aktien besitzt. Nach einer Serie von Gewinnwarnungen hatte Bilfinger 2014 erstmals seit 1998 einen Verlust ausgewiesen. Dahinter steckten neben der Dauerflaute im europäischen Kraftwerksbau auch die Zurückhaltung vieler Industriekunden bei Investitionen sowie Umbaukosten und hohe Wertberichtigungen.

Den ehemaligen hessischen Ministerpräsident Roland Koch kosteten zwei Gewinnwarnungen vor einem Jahr den Job und auch Übergangschef Herbert Bodner konnte das Ruder danach nicht herumreißen.