Eddie Van Halen 1981 bei einem Konzert in Los Angeles Foto: imago images/MediaPunch

Ende der 70er Jahre stieg Eddie Van Halen zum neuen Gitarrengott auf, der mit einem explosiven Solo bald einen Song von Michael Jackson verzierte. Nun ist er im Alter von 65 Jahren an Krebs gestorben.

Stuttgart - Kein anderer Rock-Gitarrist der zweiten Generation hat die Möglichkeiten des Instruments in einem solchen Maß revolutioniert und erweitert wie Eddie Van Halen. Das gilt sowohl für seine ausgeklügelten Spieltechniken als auch für seinen fett übersteuerten Sound. Er war ein Gitarrengott, ähnlich einflussreich wie Jimi Hendrix, Eric Clapton und Jimmy Page. Nachfolgende Saitenmagier wie Joe Satriani oder Steve Vai wären ohne Van Halens Vorarbeit kaum denkbar.

Ungezügelt und dabei präzise, sagenhaft schnell und dabei immer den Groove im Blick, war Eddie Van Halen ein wahrer Rocker und doch von Soul und Blues beseelt. Er führte das Tapping mit beiden Händen auf dem Griffbrett zu neuer Perfektion und trieb es bis hin zu Bach-Imitationen. Das Potenzial des Tremolohebels reizte er so weit wie möglich aus und erzeugte extreme tonale Abstürze („Divebomb“) und Geräusche wie heftiges Aufbäumen.

All das war nur möglich, weil Eddie Van Halen auch ein Bastler und Forscher war. Er entwickelte ein stimmstabiles Tremolo-System, modifizierte Gitarren, Tonabnehmer und Röhrenverstärker und entlockte ihnen einen davor ungehörten, funkensprühenden Klang. Der ist als „Brown Sound“ längst Legende, Millionen von E-Gitarristen und Equipment-Hersteller haben ihn zu kopieren versucht.

Auch visuell setzte Eddie van Halen Zeichen: Die Band mit seinem Bruder Alex am Schlagzeug, dem exaltierten Sänger David Lee Roth und dem Bassisten Michael Anthony hatte eine Vorliebe für besonders schrille Bühnenkleidung und -auftritte. Eddie selbst spielte gern mit freiem Oberkörper und verzierte seine Gitarren mit einem selbstentwickelten Streifenlook.

Eddie Van Halen wurde in Amsterdam geboren, doch seine Eltern zogen bald in ihre neue Wahlheimat. Dort ist der Gitarrist nun im Alter von 65 Jahren einem Krebsleiden erlegen, gegen das er viele Jahren angekämpft hat. Zu seinem Tod haben zehn denkwürdigen Momente zusammengestellt, in denen auch das ganz eigene Westcoast-Feeling hörbar wird, das Eddie Van Halen entwickelt hat.

1. Eruption

Der Titel passt perfekt – und Gitarristen weltweit rieben sich die Ohren, als Eddie Van Halen mit diesem Solo-Instrumental auf der Bildfläche erschien: Was macht der Mann da? Und vor allem: wie?

2. Runnin’ with the Devil (1978)

„I live my life, like there’s no tomorrow“, singt David Lee Roth zu einem jener groove-getränkten Trademark-Riffs, wie sie nur Eddie Van Halen spielen konnte.

3. Ain’t talkin’ ’bout Love (1978)

Dieser Song enthält eines der berühmtesten Arpeggios der Rockgeschichte, das in den 90er Jahren sogar von HipHoppern gesampelt wurde.

4. Beautiful Girls(1979)

Ein albernes kleines Strandlied des stets nach Damen Ausschau haltenden David Lee Roth hätte dies werden können – doch van Halens Gitarrenspiel, ein ausgeklügeltes Arrangement und kalifornische Satzgesänge machen es zu einem Juwel.

5. And the Cradle will rock (1980)

Diese getragene Hymne aufs Rock’n’Roll-Zeitalter erinnert daran, dass elektrifizierte Songs wie dieser einst Bürgerschreck-Qualitäten hatten.

6. Fools (1980)

Brillantes Instrument-Intro, brachiales Gitarrenriff, klare Botschaft: Alle doof außer ich.

8. Mean Street (1981)

Typisch Van Halen: Ausgefuchstes Riffing über einem zerhackten Beat und dann ein eingängiger Chorus.

8. Beat it (1982)

Spätestens, nachdem dieser Song von Michael Jackson weltweit die Charts und die Radiostationen erobert hatte, kannte die ganze Welt Eddie van Halen – der die Anfrage des Produzenten Quincy Jones nach einem Gastauftritt zunächst für einen Scherz hielt. Der Legende nach fing ein Monitor-Lautsprecher im Studio Feuer, während er zwei Versionen des Solos einspielte, für das er keine Gage verlangte.

9. Jump (1984)

Eddie ging unter die Keyboarder und erfand gleich ein Thema für einen Welthit, den wirklich jeder kennt – mit einem ganz typischen 80er-Sound, den danach alle verwenden wollten.

10. Hot for Teacher (1984)

Schräges Riffing zu Beginn, dann ein ZZ Top-artiges Herunterdimmen und schließlich die volle Rock’n’Roll-Dröhnung prägen diesen Song – und ein pubertärer Text des stets vor Übersexualisierung strotzenden David Lee Roth.