Er hat die Massen für den Glauben begeistert: Billy Graham ist mit 99 Jahren gestorben. Foto: Getty

Er hat ganze Stadien gefüllt mit Menschen, die seinen Volksreden lauschen wollten. Jetzt ist der evangelikale Prediger Billy Graham im Alter von 99 Jahren im US-Staat North Caroline gestorben.

Washington - Er war der Berater zahlreicher US-Präsidenten und einer der einflussreichsten christlichen Prediger der Welt: Der evangelikale US-Pastor Billy Graham ist tot. Wie seine Familie am Mittwoch in US-Medien berichtete, verstarb der 99-Jährige in seinem Haus im US-Bundesstaat North Carolina. Der charismatische Prediger hatte seine Botschaft jahrzehntelang in Massenveranstaltungen, über das Fernsehen und das Internet verbreitet. US-Präsident Donald Trump würdigte ihn als „sehr besonderen Mann“. Mit Graham verlieren die USA eine ihrer meistbewunderten Figuren. „Es gab niemanden wie ihn!“ schrieb Trump im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Graham werde „von Christen und allen Religionen vermisst werden“. Der wegen seines leidenschaftlichen Redestils als „Maschinengewehr Gottes“ bezeichnete Prediger wurde nicht nur von Konservativen verehrt. Er unterhielt Kontakt zu sämtlichen US-Präsidenten von Harry Truman bis Barack Obama. Der frühere US-Präsident George W. Bush schrieb es dem Einfluss Grahams zu, dass er seinen Alkoholismus überwunden und den „Weg zu Gott gefunden“ habe.

Zuletzt lebte er zurückgezogen in North Caroline

In den vergangenen Jahren war es allerdings still um Graham geworden. Wegen seiner zunehmenden Gebrechlichkeit lebte er zurückgezogen in seinem Heimatstaat North Carolina. Davor war er über sechs Jahrzehnte lang unermüdlich als Missionar unterwegs gewesen - nicht nur in den USA, sondern der gesamten Welt. Graham reiste unter anderem nach China, in die frühere Sowjetunion - und auch zwei Mal in den neunziger Jahren nach Nordkorea.

Graham wuchs auf einem Bauernhof auf und hatte nach eigener Schilderung im Alter von 16 Jahren ein religiöses Erweckungslerlebnis. Er studierte dann am Florida Bible Institute und wurde zunächst Baptistenprediger. Doch das Leben und Predigen in einer Kirchengemeinde reichte ihm nicht, er wollte ein größeres Publikum erreichen.

In New York erreichte er 2,4 Millionen Menschen

Ende der vierziger Jahre begann Graham damit, auf eigene Faust als evangelikaler Prediger in Zelten zu predigen. Er erreichte in den folgenden Jahren ein Massenpublikum. 1957 predigte er über 16 Wochen hinweg im New Yorker Madison Square Garden, insgesamt rund 2,4 Millionen nahmen nach Angaben der Billy-Graham-Bibliothek an diesen Massen-Gottesdiensten in der Arena der Ostküstenmetropole teil. Graham verbreitete seine Botschaften aber von früh an auch über das Radio und Fernsehen - er ist der Begründer des Genres der TV-Predigt.

Graham war kein Fundamentalist

Ein fanatischer Fundamentalist wie andere evangelikale Prediger war er nicht. So weigerte er sich in den 50er Jahren, Weiße und Schwarze in seinem Publikum räumlich voneinander zu trennen - weshalb ihm ein Einfluss auf das Ende der Rassentrennung in den Südstaaten der USA zugeschrieben wird. Graham war auch als Autor überaus aktiv - er verfasste 31 Bücher, von denen die meisten in mehrere andere Sprachen übersetzt wurden. Mit seiner 2007 verstorbenen Ehefrau Ruth Bell Graham war er fast 64 Jahre lang verheiratet, aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Einer seiner Söhne, Franklin Graham, trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde ebenfalls ein berühmter evangelikaler Prediger.