Seit den 80er Jahren gilt Markus Lüpertz als „Malerfürst“ Foto: dpa

Als Malerfürst, Kunstfrontmann und Zweifler ist Markus Lüpertz bekannt geworden: An diesem Montag wird der ehemalige Professor der Karlsruher Kunstakademie 75 Jahre alt.

Stuttgart - „Das Malen“, sagte Markus Lüpertz als Gast der Reihe „Kulturgespräch“, gemeinsame Veranstaltung unserer Zeitung und der Landesbank Baden-Württemberg, „hat für mich einen Anflug von Genialischem. Deshalb fasziniert es mich so.“ „Malerfürst“ rief man ihn in den 1980er Jahren. Der Dandy, der Künstler-Genius, der Selbstdarsteller, der es auf unvergleichliche Weise versteht, in Fernsehdiskussionen den Part des gestylten Anti-Bürgers, des arroganten Bohèmien zu übernehmen – das war das Bild jener Zeit.

Ob es je richtig war? „Kunst, die im Wege steht“ hieß 1966 eine Lüpertz-Schau in der Berliner Selbsthilfe-Galerie Großgörschen 35. „Kunst, die im Wege steht“, ist aktuell auch die große Ausstellung im Museum Küppersmühle in Duisburg betitelt. Erarbeitet hat die Schau Götz Adriani, Vorsitzender der Stiftung Kunsthalle Tübingen. Sie wird im Anschluss im Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe gezeigt. Ein folgerichtiger Ort, war Markus Lüpertz – 1941 im böhmischen Reichenberg geboren und von 1948 an im Rheinland aufgewachsen – doch von 1974 bis 1986 zwölf Jahre Professor für Malerei an der Karlsruher Kunstakademie. In einem Gedicht über jene Zeit schreibt Lüpertz: „Karlsruhe war für mich die erste Freiheit / Das dunkle Berlin bestimmte mein Leben / Die kalten Nächte und ungeheizten Ateliers / Die große Straße, die Eckkneipe, die Ruhmlosigkeit“. Und weiter: „Und Karlsruhe lockte mich, den Dreißigjährigen / Und die Stadt und die Möglichkeiten knipsten das Licht an / Wärmten mich mit südlichem Charme Und idyllischen Plätzen“.

Kunst ohne scheitern ist für Lüpertz undenkbar

1986 dann beginnt jene aus der Rückschau barocke Lüpertz-Zeit. As Professor wechselt er an die Düsseldorfer Kunstakademie, übernimmt 1988 deren Leitung – und hält bis zu seinem Ausscheiden 2009 an seinem ebenso oft belächelten wie unverstandenen Meisterprinzip fest. „Ich habe“, sagte Lüpertz denn auch beim „Kulturgespräch“ 2001, „noch nie einem Schüler Mut gemacht, im Gegenteil, ich mache ihnen die Sache möglichst schwierig. Wer Künstler sein will, muss mich erst einmal davon überzeugen.“ Zugleich betont Lüpertz für sein eigenes Arbeiten, dass er jedes Risiko eingehen müsse, dass Kunst ohne Scheitern nicht denkbar sei. Scheitern als Impuls zum Neuanfang – Lüpertz überträgt diese Haltung auch in sein Privatleben. Wiederholt heiratet er, wiederholt trennt er sich – wohl wissend, wie er sagt, dass ein Mann, der seine Familie verlässt, alles zurücklässt. Leise Zweifel dürfen aber denn doch sein, wenn der Maler in Interviews sagt, er habe jeweils nie mehr als zwei Koffer mitgenommen. Die Rolle des weiterziehenden Künstler-Cowboys wäre schlicht zu einfach.

Ruhelos aber scheint Lüpertz doch. Maler vor allem, aber auch Bildhauer, Grafiker und Dichter – alles Geschaute, Gefühlte, Erlebte wird verwandelt, wird Material, wird Kunst. Eine Kunst, die in Lüpertz Verständnis dadurch zur Kunst wird, dass sie etwas wagt, dass sie sich aussetzt. Und auch dadurch, dass sie Zusammenhänge über die Zeiten hinweg sichtbar macht. So, wie in der dreiteiligen Bildsequenz „Schwarz-Rot-Gold I-II-III“ von 1974 aus der Sammlung des Kunstmuseums Stuttgart, wenn Symbole des militärischen Unheils mit den Farben des demokratischen Aufbruchs ringen.

An diesem Montag wird Markus Lüpertz 75 Jahre alt. Die Glückwünsche gelten einem Großen der deutschen Kunst.