Elektromobilität ist nur eines der Forschungsthemen des Innovationscampus. Foto: dpa/J. Stratenschulte

Die Universität Stuttgart und das Karlsruher Institut für Technologie gründen gemeinsam den Innovationscampus „Mobilität der Zukunft“. Das Land fördert die Forschung an nachhaltigen Verkehrskonzepten und neuen Produktionsverfahren mit zehn Millionen Euro.

Stuttgart - Von einem nachhaltigen Verkehr ist Deutschland weit entfernt. So sind die verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen 2019 erneut gestiegen. Zugleich sind Schienen und Straßen zunehmend überlastet. Wie könnte eine zukunftsfähige Mobilität aussehen? Mit dieser Frage befasst sich der Innovationscampus Mobilität der Zukunft (ICM), in dem die Uni Stuttgart und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gemeinsam an neuen Konzepten arbeiten.

„Wir wollen Baden-Württemberg vom Autoland Nummer eins zum Mobilitätsland Nummer eins machen“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) am Montag bei der Auftaktveranstaltung in der Arena 2036 auf dem Vaihinger Uni-Campus. Das Land fördert den ICM in den nächsten fünf Jahren mit rund zehn Millionen Euro. Dazu gehört auch die Finanzierung von zwei zusätzlichen Professorenstellen. „Der Veränderungsdruck ist massiv. Deshalb brauchen wir Innovationssprünge für die Zukunft“, sagte Bauer. Dabei gehe es nicht nur um Technologien, die sofort nutzbar sind, sondern auch um Lösungen für das nächste Jahrzehnt. „Wir wissen noch nicht was Sie hervorbringen werden, aber wir wissen, dass Sie es können“, sagte die Ministerin zu den Forschern.

Die beteiligten Wissenschaftler wollen nicht nur emissionsfreie Antriebe entwickeln, sondern auch neue Produktionsmethoden und Geschäftsmodelle für die Autobranche. Es gehe um den „Wandel der traditionellen Automobil- und Zulieferindustrie hin zum Anbieter nachhaltiger Mobilitätsdienstleistungen“. Ein Schwerpunkt ist die Additive Fertigung – also die Herstellung von Bauteilen mit Hilfe von 3-D-Druckern. Ziel sei ein „Technologiesprung in der Fertigungstechnik“, heißt es bei der Uni Stuttgart. Die Produktion solle dezentraler und flexibler werden als heute.

Künftig könnten etwa Fertigungsdaten digital an sogenannte Universalmaschinen geschickt werden, mit denen sich auch kleine Stückzahlen kostengünstig vor Ort herstellen lassen. Ziel sei es, heute getrennt ablaufende Arbeitsschritte wie etwa Schneiden, Bohren, Fräsen oder Verformen in einer einzigen Anlage zu integrieren, sagte Thomas Graf, Direktor des Instituts für Strahlwerkzeuge der Uni Stuttgart. Eine entscheidende Rolle spiele dabei die Lasertechnik. Aufwendige Lieferketten, die ihrerseits viel Verkehr verursachen, sollen in vielen Bereichen überflüssig werden, so die Hoffnung der Forscher.

Die neuen Produktionsverfahren sollen auch Gewicht und Material sparen und damit zu geringeren Emissionen beitragen. So will das ICM auch kleine Fahrzeuge entwickeln, die speziell auf den Stadtverkehr zugeschnitten sind. Dazu wollen die Forscher entsprechende Prototypen bauen und erproben – beispielsweise smarte Pendler-Mobile für kurze Strecken. Eine wichtige Rolle spielen dabei elektrische Antriebe sowie die digitale Vernetzung der Fahrzeuge, um den Verkehr intelligenter steuern zu können.

Im ICM arbeiten Karlsruher und Stuttgarter Wissenschaftler aus mehreren Fachgebieten zusammen: Fahrzeugtechnik, Produktentwicklung, Produktionstechnik, Chemie, Werkstoffe, Elektrotechnik, Flugzeugbau und Werkzeugmaschinen. Zudem sind Kooperationen mit weiteren Forschungseinrichtungen im Land sowie mit Unternehmen geplant.