Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ist sauer auf die Bahn. Foto: dpa

Landesverkehrsminister Hermann (Grüne) hat wegen der ständigen Verspätungen der Bahn ein „krasses Missmanagement“ vorgeworfen. Die Bahn sei viel „zu knapp auf Kante“ genäht.

Stuttgart - Bei einem Gespräch mit Pressevertretern am Montagabend ist Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wegen der notorischen Zugausfälle und Verspätungen der Kragen geplatzt: „So ein krasses Missmanagement bei der Bahn habe ich mir nicht vorstellen können. Nach dem Weggang von Hartmut Mehdorn ist es nicht besser geworden.“ Mehdorn hat die Bahn bekanntlich 2009 verlassen. Er erhalte täglich Protestbriefe von Bahnkunden wegen Zugausfällen und Verspätungen im Bereich der DB Regio Baden-Württemberg, sagte der Grünen-Politiker. Diese regionale Bahnorganisation nahm Hermann in seiner Wutrede ausdrücklich in Schutz: „Wir kooperieren eng mit der DB Regio. Die Verspätungen sind denen auch sehr peinlich.“

Mit einem Zehn-Punkte-Aktionsplan und einem der Bahn zur Seite gestellten Krisenmanager für eine zuverlässigere Bahn sei es nur kurzfristig etwas besser geworden. Wöchentlich liefert die DB Regio einen Bericht über Verspätungen an das Landesverkehrsministerium. In der vorletzten Woche (46. Kalenderwoche) lag die Pünktlichkeitsquote im Bereich der DB Regio Baden-Württemberg bei 88,9 Prozent, nach unten gab es allerdings zwei Ausreißer: die Murrbahn von Stuttgart nach Crailsheim und Nürnberg mit 76,8 Prozent sowie die Filstalbahn von Stuttgart über Göppingen nach Ulm mit 77,5 Prozent. Minister Hermann nannte auch die Frankenbahn und die Rems-Bahn als besonders von Verspätungen gebeutelt.

Im Sommer fehlte der Bahn der Gleisschotter

Gemeinsam mit seinem Amtsdirektor Uwe Lahl nannte der Landesverkehrsminister mehrere Gründe für die Misere. So seien allgemein Fuhrpark und Personal „knapp bemessen“. Nicht immer sei DB Regio verantwortlich, manchmal seien es auch die DB Netze. Häufig sei es so, dass das Warten auf Fernzüge dem Nahverkehr „die Stabilität zerschießt“.

Überdies sei das Zugmaterial anfällig, so hätten DB-Schwestern zwar Züge bereitgestellt, die sich allerdings als „Ramsch“ entpuppt hätten und weniger gewartet gewesen seien als die bisher im Südwesten eingesetzten alten Züge.

Auch nannte der Minister einige Sondereffekte: einen Ausfall von zwei Zügen durch einen Brand auf der Hochrheinstrecke, das Ausfallen von zwei Gleisen im Stuttgarter Hauptbahnhof . Im Übrigen sei der Bahn im heißen Sommer der Gleisschotter ausgegangen, und es sei versäumt worden, 30 ausgebildete Lokführer für eine Hauptuntersuchung anzumelden. Minister Hermann: „Bei der alten Bahn, da gab es früher noch Reserven. Heute ist sie knapp auf Kante genäht.“