Vitamine gibt es in allen Formen und Farben. Im Alter sollte man auf eine hohe Nährstoffdichte achten. Foto: dpa

Dass Menschen im Alter weniger essen, kann man wohl nirgendwo so gut beobachten, wie in einem Pflegeheim. Joachim Treiber, Leiter des Hauses Adam Müller-Guttenbrunn in Stuttgart-Rot, gibt Tipps für die Ernährung im Alter.

Stuttgarter Norden - Die Blase drückt häufiger, Appetitlosigkeit stellt sich ein, das Gebiss sitzt nicht richtig – am Ende bedeutet Essen nur noch Stress. Gründe, warum ältere Menschen Probleme mit der Ernährung haben, gibt es viele. Doch wer weniger isst, muss umso mehr darauf achten, sich nährstoffreich zu ernähren. Helfen können Beratungsangebote in nächster Nähe, offene Mittagstische oder auch Einkaufsdienste.

Dass Menschen im Alter weniger essen, kann man wohl nirgendwo so gut beobachten, wie in einem Pflegeheim. „Bei den Heimbewohnern hat das Pflegepersonal das natürlich im Blick, beim Betreuten Wohnen ist man nicht so nah dran. Das fällt oft erst spät auf“, sagt Joachim Treiber, Leiter vom Haus Adam Müller-Guttenbrunn in Rot. Von vielen Bewohnern dankbar angenommen wird daher der offene Mittagstisch, den das Haus sieben Tage die Woche anbietet. „Wir haben auch ein paar Stammgäste aus der Nachbarschaft“, sagt Treiber.

Viele kochen zuhause nicht mehr für sich

Senioren schätzen solche Angebote, nicht nur, weil man dann unter Menschen ist. Viele kochen zuhause einfach nicht mehr für sich. „Wenn man alleine lebt, sinkt irgendwann die eigene Bedeutung, man hält sich nicht mehr für so wichtig“, weiß Peter Grimm. Er ist Honorarprofessor an der Uni Hohenheim und seit 1991 Geschäftsführer der Sektion Baden-Württemberg der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE-BW). Wenn er über Ernährung im Alter spricht, unterscheidet Grimm in zwei Gruppen. Einmal in die 65- bis 75-Jährigen und die Gruppe ab 75.

„Die Jüngeren befinden sich häufig in einer sehr aktiven Phase. Dennoch wird die Bewegung mit Eintritt in den Ruhestand weniger und der BMI geht hoch“, sagt er. Gleichzeitig sinke in diesem Alter der Kalorienbedarf. „Das ist aber nicht so viel, wie man glaubt. Das Durchschlagende ist die fehlende Bewegung“, betont er. Der Nährstoffbedarf bleibt unverändert. Bei der Ernährung sollte daher die Nährstoffdichte steigen, vor allem, wenn man weniger esse. Eine Ernährungsberatung, wie sie beispielsweise Krankenkassen anbieten, hält Grimm für sinnvoll.

Regenerationsfähigkeit ist schlechter

Bei der zweiten Gruppe ab 75 kämen laut Grimm häufig Erkrankungen hinzu. „Untersuchungen haben gezeigt, dass bei dieser Gruppe das Körpergewicht im Mittel abnimmt“, sagt er. Dabei bräuchten gerade sie Reserven, denn ihre Regenerationsfähigkeit sei schlechter. „Ein Magen-Darm-Infekt mag einen jungen Menschen vielleicht zwei Tage aus der Bahn werfen, aber bei Älteren kann das Wochen dauern, bis man sich erholt hat“, so Grimm. In diesem Alter könne es durchaus sinnvoll sein, seine Mahlzeiten zu planen. Zwei Flaschen Wasser sollten über den Tag hinweg getrunken werden. So kann man dem nachlassenden Durstgefühl ein Schnippchen schlagen. Wenn ein schlecht sitzendes Gebiss Probleme beim Kauen verursacht, sollte unbedingt danach geschaut werden, damit auch frisches Obst und Gemüse auf den Teller kommt.

Aber zu dem Wunsch vieler Menschen, sich auch im fortgeschrittenen Alter selbst zu versorgen, gehört auch eine Infrastruktur. Gerade in den Stadtbezirken gibt es nicht an jeder Ecke einen Supermarkt. Laut Barbara Opitz vom Bürgerservice Leben im Alter in Zuffenhausen erledigen Hauswirtschaftliche Dienste Einkäufe für Betagte. „Eine interessante Möglichkeit finde ich auch das Angebot der CAP-Märkte. Dort kann telefonisch bestellt werden“, ergänzt sie. Der Einkauf wird bis an die Haustür gebracht. Den Service bietet etwa der Markt in Weilimdorf an. Darüber hinaus gibt es Initiativen wie der Feuerbacher Balkon, in denen sich Nachbarn engagieren. Den Griff zum Telefon braucht man da nicht zu scheuen.