Seit Gründonnerstag steht auf dem Dach des Gebäudes Zahn-Nopper-Straße 16 ein ehemaliger Kampfjet. Foto: Bernd Zeyer

Ein Starfighter auf dem Dach der Firma Merkle sorgt bei Anwohnern für Unmut.

Stuttgart-Zuffenhausen - Schon vor seiner Anschaffung und besonders während der Dienstzeit in der Bundeswehr ist der Starfighter ein umstrittenes Fluggerät gewesen. Aufgrund vieler Abstürze wurde er auch Witwenmacher genannt. Rund zwei Jahrzehnte nach Außerdienststellung sorgt eine der Maschinen nun in Zuffenhausen für Diskussionen: Seit Gründonnerstag steht eine F 104 auf dem Dach des Eingangsgebäudes der Firma Merkle an der Zahn-Nopper-Straße 16. Anwohnern aus der benachbarten Rütlistraße ist das schnittige Flugzeug ein Dorn im Auge.

„Jeden Morgen beim Aufstehen habe ich ein Kriegsgerät vor Augen“, sagt Jürgen Hörrmann. Zusammen mit einem halben Dutzend anderer Anlieger hat er einen Brief an Bezirksvorsteher Gerhard Hanus geschrieben. Darin wird die Frage aufgeworfen, ob eine Genehmigung für das Vorhaben vorliegt und ob der Bezirksbeirat darüber informiert worden ist. Der Kampfjet, so heißt es in dem Brief, stelle einen Eingriff in die Privatsphäre dar. „Ausgerechnet über Ostern, als überall für Frieden demonstriert worden ist, wurde die Maschine aufgestellt“, schimpft Hörrmann. Zudem hätten die Anwohner über die Feiertage keine Chance gehabt, mit den Behörden in Kontakt zu treten. Die Polizei allerdings sei informiert worden. „Die Beamten zogen mit einem Schulterzucken wieder ab“, sagt Hörrmann. Er räumt ein, dass es schon seit Jahren diverse Probleme zwischen Anwohnern und Firma gebe.

Rehorsch hat den Jet in der Firma komplett restauriert

„Die Maschine ist ein Kultobjekt“, sagt Hartmut Rehorsch. Der 56-Jährige ist Geschäftsführer der Firma Merkle Schweißgerätetechnik und begeisterter Flieger. Mit dem Aufstellen des Düsenjägers hat er sich einen lang gehegten Traum erfüllt. „Russische Jets kann man fast überall bekommen. Ein Starfighter hingegen ist so gut wie nicht zu haben“, erzählt er. Neben dem Kultstatus, den die Maschine für ihn hat, gibt es noch andere Gründe, warum er eine sechsstellige Summe investierte: Starfighter wurden unter anderem auch mit Schweißgeräten von Merkle hergestellt. Fast noch wichtiger ist Rehorsch etwas anderes: „Die Maschine ist ein Andenken an 116 tote Piloten, die ich als meine Kameraden ansehe.“ Rehorsch selbst hat bei einem Jagdbombergeschwader in Lechfeld gedient und dort verschiedene Fluglizenzen erworben. Einen Starfighter freilich hat er selbst nie pilotiert. Momentan sitzt er rund 200 Stunden pro Jahr hinter dem Steuerknüppel des Firmenfliegers, einer propellerbetriebenen Mooney.

Die F 104 auf dem Dach war früher bei den Marinefliegern in Nörvenich stationiert. Vergangenes Jahr hat Rehorsch sie von einem Privatmann gekauft, auf dessen Gelände an der Stammheimer Straße sie einige Zeit eingelagert war. Danach hat Rehorsch den Jet in der Firma komplett restauriert. 800 Arbeitsstunden haben er, Firmenmitarbeiter und Experten investiert, um den Jagdbomber auf Hochglanz zu bringen. „Das Flugzeug wurde komplett entmilitarisiert“, sagt Rehorsch. Neben der Bordkanone sind auch Triebwerk und Elektronik ausgebaut worden.

Die Installation könnte als Werbeanlage betrachtet werden

Vier Tonnen wiegt der silberne Vogel, laut Rehorsch hat ein Statiker die Aufstellung auf dem Dach berechnet und technisch abgenommen. Das Baurechtsamt hatte Rehorsch über sein Vorhaben informiert und um eine Stellungnahme gebeten: „Seit fast einem Jahr habe ich nichts mehr von dort gehört.“ Sollte tatsächlich Gegenwind kommen, wäre der streitbare Hobbypilot auch bereit, vor Gericht zu ziehen. Er plant, eine Gedenktafel mit den Namen der verunglückten Piloten am Starfighter anzubringen. Dann, so seine Sichtweise der Dinge, wäre es ein Denkmal: „Und die sind nicht genehmigungspflichtig.“

Warum seitens des Baurechtsamts so lange Zeit Funkstille geherrscht hat, kann Leiterin Kirsten Rickes nicht sagen. Sie kündigt an, dass Mitarbeiter ihrer Behörde Kontakt mit Rehorsch aufnehmen, sich die Konstruktion anschauen und sie bewerten. Dabei werde unter anderem auf die zulässige Gebäudehöhe, den Abstand zur Grundstücksgrenze, die Standsicherheit oder ein mögliches Gefährdungspotenzial geachtet. „Ich gehe davon aus, dass ein Bauantrag benötigt wird“, sagt Rickes. Bevor eine Genehmigung erteilt werde, würden auch die Nachbarn gehört. Falls der Starfighter tatsächlich mit Schweißgeräten von Merkle hergestellt worden sei, bestünde ein Bezug zur Firma. Von daher könnte die Installation eventuell als Werbeanlage betrachtet werden. Zudem liege das Areal in einem Gewerbegebiet. Problematisch hingegen sei, dass sich das Flugzeug auf dem Gebäude befände – egal, ob es sich dabei um ein Denkmal handle oder nicht.