Da ist Geduld gefragt: Lange Wartezeiten sind an in der Stuttgarter KfZ-Zulassungsstelle an der Tagesordnung. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Kraftfahrzeug-Behörde, die in Feuerbach sitzt, hat immer noch ein Personalproblem. Ein schnelle Abhilfe gibt es nicht: Mehr Mitarbeiter werden frühestens für Mitte dieses Jahres in Aussicht gestellt und eine neue Mammutaufgabe droht bereits.

Stuttgart - Die gute Nachricht aus der Zulassungsstelle: Es tut sich was – ein neuer Aufzug wird im April fertig. Und die schlechte Nachricht: Auch künftig werden sich Autofahrer immer wieder mal umsonst auf den Weg machen nach Feuerbach in die Krailenshaldenstraße 32. Sie stehen dann vor verschlossenen Türen, obwohl die Behörde eigentlich noch geöffnet hat.

Abläufe sind nicht mehr zeitgemäß

Dorothea Koller, Leiterin des dafür zuständigen Amts für öffentliche Ordnung, geht grundsätzlich ran an dieses Thema: „Unser Grundproblem ist, dass die Abläufe in dieser Behörde alles andere als zeitgemäß sind. Das ist uns bewusst, es gibt auch Planungen, wie das anders aussehen könnte.“ Aber das könne man als einzelne Zulassungsstelle nicht entscheiden, da sei man auf Abläufe angewiesen, die bundesweit Standard sind. Koller ergänzt: „Im laufenden Jahr 2019 wird es sicherlich noch dabei bleiben, dass jeder persönlich vorstellig werden muss, der beispielsweise ein Fahrzeug zulassen will.“ Andere Formulare rund ums Auto könnten inzwischen auch online oder in den Bürgerbüros der Stadtteile erledigt werden.

Jetzt neuer Aufzug und neuer Info-Stand

Der neue Aufzug befindet sich jetzt gleich im Bereich des Haupteingangs. Und daneben ist dann der neu gestaltete Informationsschalter wieder offen. Das kann zwischenmenschlich für Entspannung sorgen. Denn wer Fragen hatte, musste sich bis dahin an das Personal der Sicherheitsfirmen wenden. Wobei Koller festgestellt hat: „Jene, die schon länger bei uns arbeiten, kennen sich schon ganz gut aus. Aber natürlich ist das nicht ihre eigentliche Aufgabe“. Notwendig wurde das Sicherheitspersonal mit den vorzeitigen Schließungen: „Da ist immer wieder mal der Erregungspegel gestiegen, das war den Mitarbeitern nicht mehr zuzumuten“, so Koller.

Was zu einer gewissen Entspannung vor Ort beitragen soll: Die Sanierung der Fassade im Innenhof wird erst einmal nicht weiter verfolgt. „Das wird wohl erst im Jahr 2020 stattfinden“, so Koller, „so gibt es erst einmal keine Belastungen durch Baumaßnahmen. Das war schon problematisch: Sanierungen im laufenden Betrieb mit den entsprechenden Lärm- und Staubentwicklungen.“ Denn lärmig ist es ja auch so schon in der großen Wartehalle mit den darin sich befindenden Schaltern.

Zusätzliches Personal bis Mitte des Jahres

Wenn die frei geschalteten Wartemarken vom Automat gezogen sind, wird auch künftig vorzeitig geschlossen. Und wer eine Wartenummer hat, muss eben entsprechend lange warten, bis er dran ist. Ganz düster will dies Koller aber nicht malen: „Wir werden hoffentlich vorab zusätzliches Personal einstellen können, spätestens bis Mitte dieses Jahres.“ Eigentlich kann die Stadtverwaltung erst am Ende eines Jahres bei den Haushaltsberatungen über zusätzliches Personal verhandeln. In Stuttgart ist dies aufgrund des Doppelhaushalts nur jedes zweite Jahr möglich. Im Rahmen einer Ermächtigung geht das prinzipiell schneller, vorausgesetzt, der Gemeinderat stimmt zu wie auch die anderen Ämter. Ohne Ermächtigung kann es mit den Neueinstellungen bis März 2020 dauern. „Wir haben ja noch Platz für weitere Sachbearbeiter“, so Koller, „von den zwölf Schaltern sind nicht immer alle geöffnet“. An den Öffnungszeiten ändert das nichts: „Viele Arbeitsschritte laufen nun mal im Hintergrund. Die Führerscheinstelle etwa müssen wir jetzt Mittwochs schließen.“ Es seien derzeit zu viele Führerscheine liegen geblieben, die eigentlich ihren Besitzern zugestellt hätten werden müssen. Koller fügt hinzu: „Das liegt am fehlenden Personal. Und an den vielen Arbeitsschritten, die nicht am Schalter erledigt werden können.“

Vieles geschieht im Hintergrund

Der Montagmittag ist in der Zulassung den Autohändlern vorbehalten: „Die bringen da ihre Zulassungsanträge im Paket. Die eigentliche Bearbeitung geht auch hier erst im Hintergrund“, so Koller, „wir sind mit ihnen im Gespräch, dies zu beschleunigen, indem etwa die Unterlagen für uns optimaler aufbereitet werden.“ Auch da bleibt noch viel zu tun, Anträge der Händler benötigen mehrere Tage, bis sie bearbeitet sind. Gunnar Severin, Geschäftsführer des Stuttgarter Audi-Zentrums: „Wir haben bis zu 100 Anträge täglich. Bis die bearbeitet sind, dauert es mehrere Tage. Solange müssen die Kunden warten, bis sie ein endgültiges Nummernschild bekommen. Das ist eine Zumutung“.

Das entspricht den Erfahrungen eines Mitarbeiters, der täglich für Autohäuser in Sachen Zulassung unterwegs ist: „Eine halbe Stunde vor Öffnungszeit um 6.45 Uhr habe ich die Nummer 24 gezogen. Um 7.15 Uhr wird geöffnet, dann ist die Wartenummer schon bei 80. Nach einer halben Stunde waren an den vier offenen Schaltern erst elf Nummern abgearbeitet. Jetzt steht bereits Security im Flur. Die Atmosphäre ist angespannt. Gegen 9 Uhr wird der Nummernautomat ausgeschaltet. Wer jetzt kommt, kann keine Wartenummer mehr ziehen. Drei Stunden später bin ich fertig.“ Dazu Koller: „Wir wollen möglichst alle Bedürfnisse berücksichtigen. Das wird für keinen ideal sein, aber wir lassen auch niemanden unter den Tisch fallen.“

Neue Führerscheine und Ausnahmeanträge

Doch es fehlt schlicht an Personal und die nächste Mammutaufgabe ist bereits in Sicht: der Umtausch von alten auf neue Führerscheine. „Das wird eine riesige Aufgabe, aber nicht nur für Stuttgart“, so Koller, „ich hoffe sehr, dass da möglichst viel online erledigt werden kann.“ Für sie wäre es eine schlimme Vorstellung, wenn deshalb jeder in den nächsten Jahren persönlich vorstellig werden müsste.