Die hohen Mietpreise in Stuttgart sind für viele Mieter ein Problem. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Der Mieterverein Stuttgart startet eine Aktion, mit der er überhöhte Mieten aufdecken und Vermieter ausbremsen will.

Stuttgart - Der Mieterverein Stuttgart startet die Aktion „Miete bremsen!“, mit der er überhöhte Mieten aufdecken und die Vermieter ausbremsen will. Bis zum 1. Oktober biete man die Überprüfung der Mieten auch für Nichtmitglieder aus dem Stadtgebiet an, sagte Vorsitzender Rolf Gaßmann am Freitag bei einem Pressegespräch. Der Fragebogen dazu steht auf der Homepage des Vereins.

Gaßmann und die Vereinsgeschäftsführerin Angelika Brautmeier warten mit besonders krassen Fällen auf. So schreibt das Unternehmen Deutsche Immobilien Württemberg mit Sitz in der Friedrichstraße frisch renovierte Studentenzimmer auf einer Wohnfläche von insgesamt 140 Quadratmetern in einem denkmalgeschützten Haus aus. Kaltmiete: 2400 Euro pro Monat. Die Miete für ein Zimmer mit 9,99 Quadratmeter kostet 17,30 Euro pro Quadratmeter. Flur, Küche und Bad seien dabei schon anteilig dazugerechnet, so Gaßmann. „Studenten sind ein beliebtes Ausbeutungspotenzial“, so der Vorsitzende. Leider könne der Verein bei solchen Anzeigen nicht selbst tätig werden. Dabei gebe es „nicht ganz wenige Angebote dieser Art“.

Ein Student will klagen

Doch unter den 30 000 Mitgliedern gibt es unerschrockene wie Nico Sautter. Der 20-jährige BWL-Student zahlt in einer WG mit drei Zimmern 360 Euro für 19 Quadratmeter. Mit Nebenflächen ergeben sich 12,86 pro Quadratmeter. Zulässig seien, sagt Brautmeier, maximal 9,85 Euro. Für den Mietvertrag selbst, im Oktober 2018 geschlossen, wurden 199 Euro Verwaltungsgebühr fällig. sagt Sautter. Er zieht mit Hilfe des Vereins gegen den Vermieter, eine Stuttgarter Investment-Gesellschaft zweier Brüder, vor Gericht. Die Chancen auf Rückzahlung stehen laut Brautmeier gut. In einem Vergleich habe ein anderer Vermieter in ähnlicher Lage rund 1000 Euro von eben jener Gesellschaft zurückerhalten.

Vier derartige Fälle, in denen die seit 2015 in Stuttgart geltende Mietpreisbremse nicht greift, will der Verein vor Gericht bringen. Die Preisbremse sagt aus, dass bei Wiedervermietungen nicht mehr als zehn Prozent über dem Mietspiegelwert verlangt werden darf. Sichte man die Angebote, liege der Wert viel höher, in der Innenstadt sogar um 33 Prozent. „Das ist für viele Mieter nicht mehr bezahlbar und eigentlich auch eine Unverschämtheit“, sagt Gaßmann, der das nicht als Pauschalurteil verstanden wissen will. „Es gibt auch viele anständige Vermieter“. Ein Verstoß gegen die Preisbremse müsse mit Bußgeld und der automatischen Rückzahlung geahndet werden, fordert er Sanktionsmöglichkeiten.

Keine Antwort von Kretschmann

Auch die Kappungsgrenze, die den Aufschlag bei bestehenden Verträgen in Stuttgart auf 15 (sonst 20) Prozent begrenzt, müsse nachjustiert werden. Das Land Berlin fordere im Bundesrat maximal drei Prozent pro Jahr. „Das liegt über der Inflationsrate und würden wir mittragen“, so Gaßmann. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) habe auf eine entsprechende Anfrage aber nicht reagiert.