Während der Osterfeiertage kann man über Gruppen-Videotelefonie-Apps trotz Corona eine schöne Zeit mit der Familie verbringen. Foto: AP/Markus Schreiber

An den Osterfeiertagen werden viele Menschen per Videotelefonie Kontakt zu ihren Liebsten halten. Nicht alle Apps sind datenschutztechnisch aber zu empfehlen. Fünf Apps im Schnellcheck.

Stuttgart - Am kommenden Wochenende stehen die Osterfeiertage an. Tage, an denen sich normalerweise viele Familien zum Osterfrühstück treffen, einen ausgiebigen Spaziergang machen, gemeinsam in die Kirche gehen oder ums Osterfeuer stehen. Doch dieses Jahr sollen aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus und der damit bedingten Ausgangsbeschränkungen solche Familientreffen unterbunden werden. Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann verkündete bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Jens Spahn am vergangenen Dienstag, dass er dieses Jahr auf ein gemeinsames Ostern mit seinen Enkeln verzichten müsse. Der Ministerpräsident bat zudem darum, „lieb gewordene Gewohnheiten“ an diesem Osterfest zu unterlassen.

Videotelefonie-Apps können gegen Einsamkeit helfen

Das Osterfest in diesem Jahr könnte also für viele Menschen ein sehr einsames werden. Jedoch gibt es einige Apps, die gegen diese Einsamkeit helfen können. In den Android- und IOS-Appstores stürmen derzeit Apps die Charts, mit denen man mit mehreren Menschen gleichzeitig Videotelefonieren kann. So können sich die Familien doch sehen und trotz der widrigen Umstände eine schöne gemeinsame Zeit verbringen.

Bei der großen Auswahl an Videokonferenz-Apps, die es derzeit auf dem Markt gibt, kann es schwerfallen, die richtige Auswahl zu treffen. Besonders hinsichtlich des Datenschutzes gibt es zwischen den Apps große Unterschiede. IT-Security-Experte Stefan Leibfarth vom Chaos Computer Club Stuttgart gibt deshalb folgenden Tipp: „Bei mir selbst muss der Messenger immer dieselben Anforderungen erfüllen, wie wenn ich in einem persönlichen Gespräch jemandem gegenüberstehe“, sagt der IT-Experte. „Bei einem normalen Gespräch möchte ich nicht, dass jemand anderes mithört, dann möchte ich das auch bei einem Messenger nicht“, so Leibfarth weiter. Er rät deshalb dazu „grundsätzlich nur Dienste zu benutzen, die Ende-zu-Ende verschlüsselt sind“. Dabei verschlüsselt das Absendegerät die Nachricht so, dass nur das Empfängergerät die Nachricht wieder entschlüsseln kann. Dritte können dann nicht mithören.

Fünf Apps im Schnellcheck

Wir stellen Ihnen in einem Schnellcheck fünf Apps vor und zeigen, welche Videokonferenz-Dienste diese Anforderungen erfüllen.

WhatsApp

Die Messenger-App WhatsApp dürfte wohl einer der bekanntesten Apps weltweit sein. Viele Familienmitglieder haben die App, die weltweit über eine Milliarde User hat, wahrscheinlich bereits auf ihrem Handy. WhatsApp hat eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Laut den WhatsApp-Datenschutzrichtlinien stellt diese sicher, „dass nur du und die Person, mit der du kommunizierst, lesen kann, was gesendet wurde – und niemand dazwischen, nicht einmal WhatsApp“. Viele Datenschützer kritisieren allerdings, dass WhatsApp Daten an Facebook weitergibt. Bei der bekannten App kann man mit bis zu vier Personen videotelefonieren.

Facetime

Facetime ist der Chat-Dienst von Apple. Dabei können Videoanrufe mit Personen geführt werden, die auch ein IOS- oder iPadOS-Gerät oder einen Mac benutzen. Bei Facetime können bis zu 32 Personen an einem Videotelefonat teilnehmen. Laut den Datenschutzrichtlinien wurde „Facetime für die End-to-End-Verschlüsselung entwickelt, sodass Apple keine Möglichkeit hat, den Inhalt deiner Unterhaltungen zu entschlüsseln, wenn diese zwischen den Geräten übertragen werden“. Der Haken: Jedes Familienmitglied muss ein Applegerät besitzen.

Zoom

Der Online-Service, mit dem man Videokonferenzen und Webinare abhalten kann, hat besonders bei Firmen während der Corona-Zeit Zulauf bekommen. Bis zu 100 Videoteilnehmer unterstützt Zoom. Allerdings ist die App, die derzeit die Downloadcharts bestimmt, in letzter Zeit häufig aufgrund ihrer laxen Datenschutzbestimmung kritisiert worden. So hat das Unternehmen heimlich Daten an Facebook weitergegeben – das soll nun aber durch das neueste Update unterbunden werden. Und auch bei der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung hagelte es Kritik. Die hat Zoom nämlich nicht – auch wenn der amerikanische Anbieter damit wirbt. Ein Sprecher Zooms bestätigte zuletzt gegenüber dem Newsportal „The Intercept“, dass diese Verschlüsselung derzeit nicht möglich sei. Bei Zoom handelt es sich um eine Transportverschlüsselung. Die Nachricht wird also nur bis zum Server verschlüsselt. Bildlich gesehen hat Zoom also den passenden Schlüssel zum Schloss und könnte die Daten abhören oder weitergeben.

Houseparty

Die App gewinnt derzeit bei vielen jungen Menschen an Beliebtheit. Und die Funktionen zeigen auch, warum. Über Houseparty kann man sich mit bis zu acht Freunden in einem virtuellen Raum treffen, neue Leute kennen lernen und Party-Spiele zocken. Allerdings raten Datenschützer von der Nutzung der App ab. Nicht nur, dass die App ein Datensammler ist, sie darf auch die Videogespräche aufzeichnen und hat in ihren AGBs sogar verfasst, dass die Macher von Houseparty die dortigen Gesprächsinhalte für sich nutzen dürfen. Wer also eine bahnbrechende Idee über Houseparty entwickelt, der könnte seine Rechte daran an die Macher der App abdrücken müssen. Ende-zu-Ende-verschlüsselt ist diese App ebenfalls nicht.

Skype

Auch Skype dürfte vielen Usern bereits bekannt sein und einige Familienmitglieder haben bestimmt schon einen Account. Den Chat- und Videodienst gibt es nämlich schon eine ganze Zeit und er gehört zu den Big Playern unter den Videotelefonie-Anbietern. Bei einem Skype-Anruf können bis zu 50 Personen teilnehmen. Seit Sommer 2018 können User bei Skype auch bei Text-Chats eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselungen aktivieren, das muss der Benutzer dann aber eigenhändig einstellen. Bei der Video-Telefonie geht das allerdings nicht.