Birgit Aubert mischt gerade eine Bodylotion aus Bienenwachs und Pflanzenöl. Foto: Natur Erlebnis Sindelfingen

Die Naturpädagogin Birgit Aubert will nachhaltig leben. Seit Jahren versucht sie deshalb, Müll zu vermeiden. Drogerie- und Haushaltsartikel stellt sie weitestgehend selbst her. Wie das funktioniert? Ein Workshop zeigt’s.

Sindelfingen - Das Bild, dass sich am Montagabend im Sindelfinger Umweltzentrum ergibt, erinnert an den Chemieunterricht. Neun Personen stehen um einen Tisch herum, sie alle schauen gespannt auf Erik Schenk. Der füllt gerade Wasser, Stärke und Natron in ein Glasgefäß. Danach kommt noch ein Duftöl dazu. Nach längerem Umrühren und Erhitzen ergibt sich daraus eine homogene Masse. Das Ergebnis: Selbst gemachtes Deodorant.

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Der Verein Natur Erlebnis Sindelfingen (N.E.S) richtete einen Zero Waste (übersetzt Null Müll) Kurs im Umweltzentrum aus; an der Organisation beteiligt waren der BUND-Kreis- und Ortsverband Böblingen-Sindelfingen. Bei dem Workshop lernten die Teilnehmenden, wie sie verschiedene Alltagsartikel möglichst nachhaltig selbst herstellen – und damit in Plastik verpackte Artikel aus der Drogerie einsparen. Die Idee zum Event hatte Birgit Aubert, Biologin und Naturpädagogin beim N.E.S. Vor vier Jahren war sie selbst Teilnehmerin eines solchen Workshops. „Das hat mich begeistert“, sagt die Naturexpertin. Ihr Müllverhalten veränderte sie daraufhin rigoros. „Ich hatte richtig Spaß zu sehen, wie mein Gelber Sack auf die Hälfte schrumpft.“

Und plötzlich schrumpft der Gelbe Sack

Mit Büchern wie „Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie“ hat sich die Pädagogin dann Methoden angeeignet Drogerie- und Haushaltsartikel möglichst müllfrei herzustellen. Und schließlich entschied sie, ihr Wissen weiterzugeben. Kurz vor Ausbruch der Coronapandemie hielt sie ihren ersten eigenen Kurs ab, während des Lockdowns bot sie ein Webinar an. „Ich will zeigen, wie einfach es sein kann“, sagt Birgit Aubert. „Und wie viel Spaß es macht“, ergänzt sie.

Orangenschalen und Essig

Zu Beginn des Workshops gibt es eine kurze Theoriestunde. Birgit Aubert informiert, was man im Alltag machen kann, um Müll zu sparen: Aus Edelstahlflaschen trinken statt aus PET-Flaschen, Seife benutzen statt Duschgel, Behälter ausspülen und wiederverwenden. Und immer lautet die Devise: Müll von vorneherein vermeiden, anstatt ihn ohne Bedacht zu produzieren und dann wieder mühsam zu beseitigen. Nach Theorie kommt Praxis: Für zwei Stunden wird gemeinsam gewerkelt und geköchelt. Im Erdgeschoss werden Deo und Zahncreme hergestellt, ein Stock höher feste Bodylotion und Essigreiniger. Die Rezepte zeigen, wie einfach die Herstellung von nachhaltigen Haushaltsartikeln sein kann. Bei der Körperlotion reichen zwei Zutaten: Bienenwachs und Pflanzenöle. Auch der Essigreiniger ist leicht gemacht: Orangenschale schnibbeln, mit Essig bedecken und vier Wochen stehen lassen. „Das war’s schon?“, fragt ein Teilnehmer da erstaunt. „So einfach geht das“, bestätigt Birgit Aubert.

Duftöl muss aber sein – es soll ja auch noch Spaß machen

Gänzlich plastikfrei ist die Herstellung der Produkte dann aber doch nicht, räumt Birgit Aubert ein. So haben zum Beispiel die Duftöle Plastikdeckel. „Das gibt es leider noch nicht anders zu kaufen“, bedauert Aubert. Auch manche Behältnisse sind aus Kunststoff. „Die kann man dann aber immerhin wiederverwenden“, sagt sie. Ganz so streng ist die Naturschützerin also nicht mit sich. „Es muss schließlich noch Spaß machen“, sagt sie. Und mit Duftölen rieche das Deo einfach besser, so ihre Meinung.

Die Veranstaltung am Montag fand pandemiebedingt im kleinen Kreis statt. Neun Personen haben am Kurs teilgenommen. Unter anderem war Martin Schwab, der erste Vorsitzende des BUND-Ortsverbands, dabei. Er sei jedoch nicht in seiner Funktion als Vorsitz da. „Ich bin aus eigenem Interesse hier“, sagt der Sindelfinger. Selber Haushaltsartikel hergestellt habe er noch nie, deshalb fände er es spannend, es jetzt auszuprobieren. Auch seine Begleiterin Marga Bahr macht das zum ersten Mal. „Ich versuche schon im Alltag Verpackungen zu reduzieren“, sagt sie und ergänzt: „Aber gerade bei Kosmetikartikeln fällt es mir noch schwer.“ Umso hilfreicher findet sie es genau, diese Produkte hier herzustellen. Auch der Teilnehmer Wolf Spieß konnte viel aus der Veranstaltung mitnehmen. „Ich finde, man sollte sich damit beschäftigen“, sagt er. Jeder müsse auf sein Konsumverhalten achten, so seine Ansicht.

Workshops Birgit Auberts Reihe geht weiter. In Kooperation mit der Volkshochschule Böblingen-Sindelfingen findet am 13. und 27. Januar sowie am 10. Februar jeweils um 18 Uhr ein Zero Waste Webinar statt. Weitere Infos und Anmeldung unter www.vhs.-aktuell.de im Netz.