Sie haben jetzt schon viel Spaß im Zeppelin-Gymnasium – und ihre Abi-Striche noch vor sich. Foto: Achim Zweygarth

Beim Tag der offenen Tür erinnern sich Ehemalige an ihre Zeit im Zeppelin-Gymnasium.

S-Ost - Für viele ist die liebste Erinnerung an die Schule der Moment, in dem sie ihre Abschlusszeugnisse ausgehändigt bekamen und endlich fertig waren. Doch wer beim Tag der offenen Tür des Zeppelin-Gymnasiums (ZG) am Samstag nach den schönsten Erlebnissen an der Schule und den besten Schülerstreichen fragte, der bekam auch Geschichten zu hören, die noch den Lümmeln von der ersten Bank als Inspiration hätten dienen können.

„Früher gab es im Eingangsbereich der Schule noch ein Aquarium mit mehreren Goldfischen. Der größte Fisch bekam irgendwann ein Fähnchen mit der Aufschrift ‚Mein Name ist Blubb und ich bin der stellvertretende Direktor’“, erzählt Hans-Christoph Zorn mit einem Augenzwinkern. Der Arzt hat sich mit drei alten Klassenkameraden des Abiturjahrgangs 1967 zu einem kleinen Klassentreffen verabredet. Peter de Groot, Günter Seeger und Hans Dietrich haben gute Erinnerungen ans ZG. Beim Gang durch das alterwürdige Gebäude mussten sie jedoch feststellen, dass sich einiges verändert hat, vor allem die Klassenzimmer.

Kennzeichen der Autos der Lehrer wurden ausgetauscht

In einem solchen saß Peter Kelm, Abi-Jahrgang 1968, mit der gesamten Klasse nach. Die Zeit versuchten sich die Schüler damit zu vertreiben, Schwarzpulver anzuzünden. „Das hat nicht geklappt, aber als die Lehrerin das sah und hinrannte, entzündete es sich und einige Funken landeten in ihrem Dekolleté“, schildert Kelm einen Streich, bei dem aber niemand verletzt wurde. Fast schon eine Revolution zettelten auch Reiner Strauß, Abi-Jahrgang 1979, und seine Klassenkameraden an. „Wir nannten die Aktion Humane Schule. Es begann damit, dass wir in die Kreidekästen der Tafel Blumen stellten und endete mit Sofas und Sitzecken. Das muss die Lehrerschaft damals so gespalten haben, dass wir nach drei bis vier Wochen nicht mehr weiter machen durften“, erzählt der Vater, der am Jubiläumstag seinem Sohn das Zeppelin-Gymnasium zeigte.

Fragt man ehemalige und aktuelle Lehrer, sind die Geschichten nicht minder spannend. Der Deutsch- und Musiklehrer Reinhold Müller, nach eigenem Bekunden der Dinosaurier des Gymnasiums, erinnert sich an Abi-Streiche, bei denen die Kennzeichen der Autos der Lehrer in einer Blitzaktion ausgetauscht wurden. „Das Witzigste aber war, dass in einem Jahr ein riesiger Misthaufen vor der Einfahrt stand. Wir haben uns alle gefragt, wo sie den herbekommen haben“, schildert Müller, der die heutige Vielfalt der Kulturen der Schüler als sehr positiv erlebt, die einstige anrüchige Angelegenheit.

Heidi Choffat, in den 1970er Jahren Französischlehrerin am ZG, kann auch von einigen Schandtaten der Schüler berichten, beispielsweise von Schultaschen, die auf Autodächer flogen. Doch auch sie hat ihre Zeit am ZG in bester Erinnerung, immerhin benannte sie ihre Söhne Christian und Matthias nach ihren Lieblingsschülern. Doch nicht immer waren es die Schüler, die etwas auf dem Kerbholz hatten. Eine Schülerin des Aufbauzugs von der Realschule, die 1971 Abi machte, erzählt ihrer Freundin, wie sie eines Tages Bauchschmerzen hatte, und der Chemielehrer ihr eine so starke Dosis Baldrian gab, dass sie im Zimmer neben dem Sekretariat einschlief und erst vom „Um Gottes Willen“ der Sekretärin am Nachmittag aufgeweckt wurde.

100 Jahre Zeppelin-Gymnasium:

Anfänge:
Als Reformrealgymnasium gegründet war das Besondere an der am 16. September 1912 eröffneten Bildungseinrichtung für Jungen, dass dort nicht Latein, sondern Französisch als erste Fremdsprache unterrichtet wurde.

Entwicklung
: Im Zweiten Weltkrieg war das Gymnasium zwischenzeitlich eine reine Bezirksschule für die östlichen Stadtteile. Erst danach wurde es wieder zum Gymnasium. Erste Fremdsprache war dann übrigens Englisch. Die ersten Mädchen wurden dort bereits Ende der 1960er unterrichten, in Aufbauzügen von der Realschule kommend. Anfang der 70er wurden auch die fünften Klassen für Mädchen geöffnet.

Gegenwart
: Das ZG ist das einzige Gymnasium in Stuttgart, an dem Schüler auch in neun statt in acht Jahren ihr Abitur machen können.