Wie hier im Stuttgarter Reitstadion soll auch in Kirchberg ein Zelt für Flüchtlinge aufgebaut werden. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der Rems-Murr-Kreis richtet in der kleinen Kommune an der Murr seine erste provisorische Zeltstadt zur Unterbringung von Flüchtlingen ein.

Kirchberg -

Bisher hat das seit Monaten dominierende Thema Asyl wenig direkte Auswirkungen auf die knapp 3800 Einwohner zählende Gemeinde Kirchberg gehabt. Nur zehn Flüchtlinge sind dort in einem ehemaligen Lehrerwohnhaus untergebracht. Jetzt soll auch die Kommune im Nordwesten als eine der letzten vier Gemeinden im Rems-Murr-Kreis eine Gemeinschaftsunterkunft erhalten. Von März an sollen rund 100 Flüchtlinge in der Kalkwerkstraße Obdach finden. Dabei sieht sich Kreis gezwungen, eine bisher zum Tabu erklärte Vorgehensweise zu ändern: Bis dort eine ehemalige Gewerbeimmobilie saniert und entsprechend umgebaut ist, soll provisorisch ein Zeltsystem errichtet werden – die kreisweit erste Notlösung in dieser Form. Das haben der Landrat Richard Sigel und Vertreter seiner Behörde bei einer Bürgerversammlung in der örtlichen Gemeindehalle jetzt bekannt gegeben.

Für seinen ersten Auftritt in Kirchberg hätte er sich natürlich ein anderes Thema gewünscht, räumte der Landrat vor etwa 400 Bürgern ein. Er wisse, dass beim Thema Asyl nicht alles perfekt ablaufe. Das sei bei der rasanten Geschwindigkeit, in der sich die Problematik entwickele, auch kaum zu erwarten. Aber man habe sich vorgenommen, „so gut wie möglich“ zu entscheiden.

Allein seit seinem Amtsantritt im August des vergangenen Jahres seien mehr als 3500 Plätze geschaffen werden. „Wir wollen gut informieren“, so der Landrat. Dazu gehöre auch, dass in Kirchberg eine Zwischenlösung benötigt werde. Die Flüchtlinge müssten übergangsweise untergebracht werden, bis das eigentliche Gebäude fertig saniert und bezugsbereit ist.

„Das Zelt ist winterfest und isoliert“, ergänzte Joachim Frey, der den Bereich besondere soziale Leistungen im Rems-Murr-Kreis leitet. Statt mit Planen sei es mit stabilen Kunststoffwänden ausgestattet. Zusätzlich würden mehrere Container mit Küchen und Sanitäreinrichtungen aufgestellt. Diese Interimslösung soll die Zeit von der Ankunft der Flüchtlinge im März bis Mai oder Juni überbrücken.

Die Caritas wird die Betreuung der Flüchtlinge übernehmen. Joachim Frey: „Der Sozialdienst ist präsent und soll zur Beratung und Unterstützung der Bewohner dienen.“ Ein Hausmeister sorge für Sauberkeit im Heim und sei außerdem Ansprechpartner. In den ersten beiden Wochen solle ein ständiger Wachdienst eingesetzt werden. „Danach überlegen wir, wie der Sicherheitsdienst gebraucht wird“, so Frey. Weiterhin soll eine Hotline eingerichtet werden, sowohl für Bürger als auch für Asylbewerber. Die Nummer wird in den nächsten Wochen auf einem Flyer bekannt gegeben. „Aber wir haben auch einen Notfallplan in der Schublade.“