Johannes Feifel zeigt Briefmarken, die einen Bezug zu Stuttgart haben. Foto: Leif Piechowski

Johannes Feifel sammelt Briefmarken. Mit Leidenschaft. Als Lockmittel für Frauen taugten sie eher nicht, sagt er, aber sie machen schlau und man muss mit ihnen nicht Gassi gehen.

Stuttgart – Johannes Feifel sammelt Briefmarken. Mit Leidenschaft. Als Lockmittel für Frauen taugten sie eher nicht, sagt er, aber sie machen schlau und man muss mit ihnen nicht Gassi gehen.

Herr Feifel, warum ist Audrey Hepburn Briefmarkensammlern lieb und teuer?
Weil sie eine interessante Frau war und mit einer deutschen Briefmarke geehrt wurde, die extrem selten ist. Die Post hatte eine Briefmarke mit einem Foto von einer rauchenden Audrey Hepburn gedruckt. Doch Hepburns politisch korrekte Erben wollten das nicht. Also wurden die Marken vernichtet. Einige Marken blieben indes erhalten.

2011 wurde ein Zehnerbogen für 430.000 Euro versteigert.
Es brach Goldgräberstimmung aus. Wie immer, wenn Marken teuer verkauft werden. Mich ärgert das Gerede von der Briefmarke als der Aktie des kleinen Mannes. Briefmarken sind zu 99 Prozent keine Geldanlage.

Sondern?
Sie sind ein tolles Hobby. Sie beruhigen, sie steigern das Wissen, sie fördern die Konzentration, das Interesse an fremden Kulturen und den häuslichen Frieden. Der Philatelist geht seinem Hobby in Ruhe nach, bei Auswärtsspielen an Tauschabenden ist man unter sich, er sitzt nicht in der Kneipe, er ist weg von der Straße und stört zu Hause nicht.

Und er hat Humor?
Warum auch nicht? Es stimmt schon, es gibt Fanatiker, die alleine vor sich hinwursteln. Aber das ist die Ausnahme. Wissen sie übrigens, was das Beste an Briefmarken ist?

Nein.
Man muss mit ihnen nicht Gassi gehen, sie nicht streicheln und füttern. Und sie warten geduldig, auch wenn man sich jahrelang nicht mit ihnen beschäftigt hat.

Und man kann Frauen mit der Briefmarkensammlung aufs Zimmer locken.
Zumindest ich habe das noch nicht geschafft. Briefmarken als Hobby ist nicht sehr anziehend für Frauen. Wir haben rund 80 Mitglieder im Verein, darunter keine zehn Frauen. Jagen und Sammeln sind männliche Urinstinkte. Wie das Präsentieren von Trophäen.

Aber heute sammelt man lieber Apps fürs Mobiltelefon als Briefmarken.
Das stimmt. Die organisierte Philatelie hat wie andere Vereine mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen, zumal das Internet das Sammeln ohne Vereine leichter macht. In Indien, China und Russland boomt hingegen die Szene. Mit dem wachsenden Wohlstand steigt das Interesse an den Briefmarken. Hierzulande war die Hochzeit in den 70er Jahren. Doch heutzutage haben Sie im Fernsehen zig Programme, es gibt Computer, die Menschen kommunizieren mit E-Mails und Twitter.