Diese Streifen an der Nürtinger Straße sind wieder ausgestrichen worden Foto: Horst Rudel

Zwei vorschnell gemalte Zebrastreifen lassen die Kommunalveraltung schlecht aussehen. Einer wurde inzwischen wieder mit einem gelben „X“ durchgestrichen. Nun gelten die kuriosen Zebrastreifen als Provisorium.

Neckartailfingen - Auch der Neckartailfinger Bürgermeister Gerhard Gertitschke musste eines feststellen. Wenn es schlecht läuft, dann erntet man Ablehnung, auch für eine gute Sache. Und wenn es ganz schlecht läuft, dann hat man außer dem Schaden auch noch den Spott.

Jeder Beschreibung spotten zwei Zebrastreifen in Neckartailfingen, einer an der Nürtinger Straße und einer, der nahe der Hirschgasse über die Neckarallee geht. Er endet mitten in einer grünen Wiese. Eine matschige Stelle auf jener Wiese zeigt, wo die Bürger ihren Weg fortsetzen. Der zweite Zebrastreifen liegt in der Verlängerung der Neckarallee direkt an der Nürtinger Straße. Er ist inzwischen mit einem gelben „X“ wieder gestrichen, ebenso eine durchgezogene Linie auf der Fahrbahn, die einen Fußgängerweg markiert. Der Grund: beide Zebrastreifen und auch der dort markierte Gehweg sind vom Landratsamt Esslingen nicht genehmigt worden.

Kleine Spitze in Richtung Kommunalverwaltung

Das Amt kann sich eine kleine Spitze in Richtung Neckartailfingen nicht verkneifen. „Wir müssen davon ausgehen, dass eine Kommune die Abläufe in der Verwaltung kennt“, sagt dessen Pressesprecher Peter Keck. Denn es gibt klar geregelte Kriterien, wo ein Zebrastreifen sein darf, und wo nicht. Es kommt darauf an, wieviel Autos pro Stunde fahren, wieviel Fußgänger pro Stunde gehen und es ist unerlässlich, dass die Wartenden von den Autos aus auch gut gesehen werden können. Ausnahmen gibt es auch betreffs Senioren und Kindern, aber zunächst müssen einmal die harten Zahlen vorliegen.

Im Landratsamt Esslingen liege noch gar nichts vor, sagt Peter Keck. Deswegen hat die Behörde nicht mal die Chance gehabt, jene Zebrastreifen zu genehmigen, selbst wenn sie es wollte. „Einfach malen, das geht nicht“, fasst Peter Keck plakativ zusammen.

„Wir haben etwas eigenmächtig gehandelt“, gibt der Neckartailfinger Bürgermeister Gerhard Gertitschke zu. Allerdings stand für ihn zunächst die Sicherheit der Neckartailfinger Schüler im Vordergrund. Sie müssen von der Grundschule Liebenau auf der Südseite des Neckars über eine Fußgängerbrücke laufen, um den alten Ortskern zu erreichen, der in Neckartailfingen einfach „der Flecken“ heißt. Dabei queren sie die Neckarallee.

Das Ganze gilt jetzt als Provisorium

Dass der Zebrastreifen direkt an einer Wiese ende, sei in Neckartailfingen kein Problem. Denn die Gemeinde traue ihren Schülern zu, ein paar Meter über Gras zu gehen, um den nächsten Fußweg zur erreichen. Zumal dieser Weg, der mittlerweile übrigens auch ein Teil des Neckartalradweges geworden sei, „schon seit 40 Jahren der Schulweg der Neckartailfinger Kinder ist“, berichtet Gertitschke. Auf der anderen Seite des Zebrastreifens gibt es zwar auch keinen Gehweg, aber hier soll einer errichtet werden, sobald die Wohnbebauung an dieser Stelle komplett fertig ist. Eltern, die hier bereits wohnten, seien es auch gewesen, die sich den Zebrastreifen gewünscht hätten. Aus Gründen der Sicherheit, berichtet der Bürgermeister, für den das Ganze jetzt einfach ein Provisorium ist.

Ob aus diesen Provisorien jemals dauerhafte Querungshilfen werden, ist zur Zeit noch unklar. Wie gesagt, dabei kommt es auf die Anzahl der Fußgänger und der Autofahrer an dieser Stelle an.