Herrliche Familienidylle: Kai (Jan Böhmermann, 2.v.r.) mit der Schwangeren Jette (Jasmin Schwiers, r.) und Nachbarin Traudel Herold (Ilse Strambowski, 2.v.l.). Jettes Tochter Lea (Juliette Madeleine Jozwiak, l.) ist mehr am aktuellen Social-Media-Geschehen interessiert. Foto: ZDF

Dass Jan Böhmermann kein Freund des besinnlichen Wartens aufs Christkind ist, konnte man sich denken. Der satirische Halbstünder „Böhmermanns perfekte Weihnachten“ liefert nun aber den Beweis.

Stuttgart - Der Paketbote brummt was von Weihnachten in Kartoffelland, und er klingt gallig amüsiert. Denn hinter den Türen, an denen er in „Böhmermanns perfekte Weihnachten“ klingelt, ist die Gereiztheit so groß, dass die Luftelektrizität die Kerzengirlanden auch ohne Kabel und Steckdose zum Leuchten bringen könnte. Es sind bei aller Übertreibung auch gar keine unvorstellbaren Typen, Familien, Freundeskreise und Einzelgänger, die wir hier zu sehen bekommen.

Häme und Lametta

Sonderlich originell ist es aber auch nicht, was ihnen da in diesem Film an Macken, Unarten und Neurosen mitgegeben wird. Zwei Einsame etwa, die gar nicht wissen, dass sie direkt nebeneinander wohnen, chatten einander die üblichen Lügen vor, wie viel Spaß sie gerade haben. Bei einem Essen erstickt ein Allergiker beinahe, weil er versehentlich Nüsse gegessen hat. Die anderen aber nehmen das gar nicht wahr, weil der Hund vielleicht gerade Schokolade gemopst hat und nun leiden könnte.

Das ist wie sonst etliche Witze in Böhmermanns „Neo Magazin Royale“ zwar ein bisschen lustig, aber auch arg unangenehm. Anders als in den Weihnachtssatiren von Loriot, von Gerhard Polt, von Gerd Dudenhöffer werden zwar die Fehlstellen der Idylle und die Makel der Figuren aufgezeigt. Aber es fehlen Mitempfinden, Sympathie, irgendeine nicht bloß weihnachtliche Wärme: Häme hängt hier in langen Fäden wie Lametta aus den Bildern.

Ausstrahlung: ZDF, 14. Dezember 2018, 23.15 Uhr