Schlechte Stimmung beim Kriminalistentrio: Peter Heinrich Brix, Oliver Wnuk, Julia Brendler (v. li.) Foto: ZDF/Georges Pauly

„Sievers und die Tote im Strandkorb“ heißt die neue Folge der Reihe „Nord Nord Mord“. Unter anderem foppt ein von Dieter Hallervorden gespielter Rentner die Sylter Kripo.

Sylt - Was finden zwei Nebenfiguren, die zu Anfang einer Geschichte frühmorgens einen Strandkorb mieten? Im krimilastigen deutschen Fernsehprogramm natürlich eine Leiche. In der ZDF-Serie „Nord Nord Mord“ kommen Schwerverbrechen auf Sylt so regelmäßig vor, dass man als möglicher Urlauber schon mal denken mag, eine forensische Kurzausbildung könnte vor dem Dünenspaziergang hilfreich sein. Weil die Drehbuchautoren, Produzenten und Regisseure wissen, dass diese Hochbeschäftigung ihres Kriminalistentrios (gespielt von Julia Brendler, Peter Heinrich Brix und Oliver Wnuk) etwas Absurdes hat, nehmen sie ihre Inselkrimis von vornherein nicht ernst.

Ulkige Gefangenenbefreiung

In „Sievers und die Tote im Strandkorb“ hat das Mordopfer als Pflegerin in einer Seniorenresidenz gearbeitet, was schnell den leicht dementen Ex-Seemann Piet Pinter (Rolf Becker) in Verdacht bringt. Zwei andere betagte Herren (gespielt von Dieter Hallervorden und Dietrich Hollinderbäumer), die jahrzehntelang mit Pinter auf einem Seenotrettungskreuzer Einsätze fuhren, glauben nicht an dessen Schuld, was zu ulkigen Szenen führt: zu einer Skatrunde im Einvernehmungszimmerchen der Kripo etwa, aber auch zu einer veritablen Gefangenenbefreiung.

Ihr könnt uns alle gar nichts mehr, signalisieren die drei Rentner, die sich selbst bei einer Pinkelpause am Wegesrand den Spitznamen „das tröpfelnde Trio“ verpassen, nicht nur den Kripobeamten, sondern gleich der ganzen jüngeren Welt. Ihr Alter feiern sie als Phase der Entkrampfung, Befreiung und Furchtlosigkeit- was gut funktioniert, weil auf der anderen Seite, bei den Jüngeren, gerade etwas heftig verkrampft.

Mitten im Fettnapf

Kripoleiter Sievers, noch gar nicht lange beim Team, will wieder weg. Zusammen mit seinem Versetzungsantrag hat er die Empfehlung abgegeben, Ina Behrendsen (Brendler) aufsteigen zu lassen, was deren Kollegen Hinnerk Feldmann (Wnuk) ziemlich aus der Balance bringt. Wnuk ist stets der Komikgenerator der Serie, sein Feldmann eine Variante seiner Figur Ulf aus „Stromberg“, eine seltsame Mischung aus Streber und Schluffi, Menschenkenner und Naivling, Mimose und Trampeltier, Charmebolzen und Kotzbrocken.

Der Drehbuchautor Thomas Oliver Walendy und der Regisseur Christian Theede wissen gut mit diesem ambivalenten Kerl umzugehen. Als er mal wieder vom tröpfelnden Trio ausgetrickst wird, hüpft er in einen Sack geschnürt und auf gut Glück, da ohne Sicht, in den Fahrweg eines Autos und quakt durch den groben Sackstoff hindurch: „Hallo, mein Name ist Hinnerk Feldmann, ich bin von der Kripo Sylt und in einer misslichen Lage.“ So einem noch mitten im Fettnapf um Souveränität Kämpfenden kann man nicht ernsthaft böse sein.

Ausstrahlung: 29.April 2019, 20.15 Uhr