Die Goldene Kamera als jährliche Preisgala im ZDF soll eingestellt werden. Foto: dpa

Es ist das Ende einer Fernsehära. Die Goldene Kamera findet in ihrer bisherigen Form im kommenden März zum letzten Mal statt.

Hamburg/Essen - Die Goldene Kamera als jährliche Preisgala im ZDF soll eingestellt werden. 2020 werde es die „vorerst letzte TV-Show“ geben, teilte die Funke Mediengruppe am Donnerstagabend mit. Die dann 55. Verleihung werde am 21. März live im Fernsehen übertragen, moderiert von Thomas Gottschalk. Die Goldene Kamera wird seit 1994 im ZDF ausgestrahlt. Den Fernseh- und Filmpreis gibt es seit 1966. Gegründet wurde er von der Fernsehzeitschrift „Hörzu“, die bis 2014 zum Springer-Verlag gehörte. Die Rechte gingen mit dem Verkauf der Zeitschrift „Hörzu“ von Springer an Funke über.

Image-Schaden durch Joko und Klaas

Die Sehgewohnheiten der Zuschauer haben sich über die Jahrzehnte geändert, wie Jochen Beckmann, Geschäftsführer der Funke Zeitschriften laut Mitteilung zum Aus der TV-Gala sagte. „Es ist an der Zeit, neue Optionen für die Marke Goldene Kamera auszuloten, an die wir weiter fest glauben. Mit dem YouTube Goldene Kamera Digital Award haben wir bereits ein Format, das auf die fortschreitende Digitalisierung in der Mediennutzung ausgerichtet ist.“

Die Gala erlitt einen Image-Schaden, als Joko und Klaas es 2017 schafften, einen falschen Ryan Gosling auf die Bühne der Live-Show zu bringen. Bis 2014 fand die Verleihung überwiegend in Berlin statt. Die Funke Mediengruppe holte die Gala zum 50. Jubiläum 2015 zurück nach Hamburg, wo sie 1966 das erste Mal in einem Luxushotel an der Binnenalster über die Bühne gegangen war. Der Verleger Axel Springer hatte die glamouröse Veranstaltung ab 1967 ebenfalls in Berlin angesiedelt sehen wollen. 2019 war sie wieder in Berlin.

Emotionale Momente begleiten die Gala

Der Preis ist eine kleine Nachbildung der ersten funktionstauglichen elektronischen Fernsehkamera der Welt, der sogenannten Farnsworth, die 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin zum Einsatz kam. Der Bildhauer Wolfram Beck entwarf die Trophäe, nachdem der damalige „Hörzu“-Chefredakteur Hans Bluhm zusammen mit seinen Fernsehkritikern die Idee eines jährlichen Preises für Leistungen beim Film und vor allem im Fernsehen hatte. Die Trophäe ist vergoldet, innen ist sie aus 600 Gramm Sterlingsilber.

Besonders emotionale Momente: 1979 nahm der medienoffene Papst Johannes Paul II. den Preis (für das vorangegangene Jahr 1978) im Vatikan entgegen. 1984 reiste Prinz Philip extra an. 1999 trat Herbert Grönemeyer erstmals nach dem Tod seiner Frau Anna und seines Bruders Wilhelm wenige Monate zuvor wieder öffentlich auf und bedankte sich, dass er so „überwältigende und herzliche Anteilnahme“ erfahren habe. 2006 bekam Showmaster-Legende Rudi Carrell, gezeichnet von seiner schweren Krankheit, den Preis fürs Lebenswerk. Es war sein letzter Auftritt.

Aufsehen durch Greta Thunberg

2007 erhielt Liselotte „Lilo“ Pulver einen Lebenswerk-Preis. In schlichten Worten erinnerte sie an ihren gestorbenen Mann und ihre Tochter, die sich 1989 das Leben genommen hatte. 2011 trat die Sportmoderatorin Monica Lierhaus nach zwei Jahren Kampf gegen ihre schwere Erkrankung überraschend wieder vor TV-Kameras - und machte ihrem Lebensgefährten einen Heiratsantrag. In diesem Jahr hatte die Gala aus Berlin für Aufsehen gesorgt, weil die Klimaaktivistin Greta Thunberg vielfliegenden Prominenten die Leviten las.