Pornos sind Männersache? Von wegen! Der weibliche Nutzeranteil wächst und wächst – und in Stuttgart ganz besonders schnell. (Symbolbild) Foto: dpa/Matthias Balk

Xhamster, eines der größten Internetportale für Erwachsenenunterhaltung, hat Statistiken für 2019 veröffentlicht. Demnach ist der Anteil der weiblichen Nutzer in Stuttgart und Baden-Württemberg größer als irgendwo anders in Deutschland. Warum?

Stuttgart - Reichen den schwäbischen Frauen die schwäbischen Männer etwa nicht? Wenn man den Erhebungen von Xhamster, einem der größten Portale für Erwachsenenunterhaltung im Internet Glauben schenkt, könnte man diesen Eindruck gewinnen. Eine Auswertung der Pornoseite über ihre Nutzer ergab, dass nirgendwo in Deutschland mehr Frauen auf das Filmangebot zurückgreifen als im Südwesten – sowohl in Baden-Württemberg als auch in Stuttgart sind demnach 24 Prozent der Nutzer weiblich. Woran liegt das?

Doch erst mal zum Ländervergleich: Auf Baden-Württemberg folgen Bayern und Berlin mit ebenfalls knapp über 20 Prozent weiblichem Nutzeranteil, die Schlusslichter bilden Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen, wo anteilig deutlich weniger Frauen auf Xhamster unterwegs sind.

Auffällig ist in der Auswertung auch, dass im Südwesten die Zahl der weiblichen Pornokonsumenten mit am schnellsten steigt. Von 2018 auf 2019 stieg ihre Zahl um 6 Prozent – nur Hessen machte mit 9 Prozent einen noch größeren Sprung im selben Zeitraum nach vorne.

Deutsche sind 5496 Jahre auf dem Pornoportal

Unabhängig der Geschlechter steigt der Xhamster-Konsum vor allem in Berlin und Thüringen stark an. Sitzungen dauern insgesamt länger – von durchschnittlich knapp neun Minuten 2018 verzeichnet die Erhebung 2019 zehneinhalb Minuten Nutzungsdauer.

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Die beliebtesten Suchbegriffe in Deutschland sind „deutsch“, Sexfilme in der Muttersprache sind besonders beliebt. Die Hessen stehen demnach besonders auf Latex, die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern auf Akte mit mehreren Beteiligten. Insgesamt sollen die Deutschen 2019 ganze 5496 Jahre auf Xhamster verbracht haben.

Abgesehen davon, dass immer mehr Frauen die Webseite nutzen, ist das Verhalten der Baden-Württemberger und Stuttgarter im Ländervergleich nicht besonders auffällig. Die gesamte Nutzungsdauer, die Sitzungsdauer und die Suchbegriffe entsprechen ziemlich genau dem Schnitt, der mit Abstand beliebteste Pornostar ist die US-Amerikanerin Mia Khalifa. Die Terrormiliz IS drohte der jungen Frau mit libanesischen Wurzeln mit Enthauptung, nachdem sie sich ein Symbol der christlich-libanesischen Partei auf den Arm tätowieren ließ. Mittlerweile dreht sie keine Filme mehr.

Pornografie keine reine Männersache mehr

Doch wie ist das alles zu bewerten? Xhamster weist darauf hin, dass immer mehr Nutzer inkognito auf dem Portal unterwegs seien und sich dadurch immer mehr Nutzer keinen klaren Standorten mehr zuordnen lassen würden. Auch ist das Portal längst nicht die einzige Größe auf dem Markt.

Die Seite Pornhub, die laut dem Analyse-Tool Similarweb weltweit sogar noch beliebter als Xhamster ist, erfasste ebenfalls eine Jahresstatistik für 2019. Auch hier ist der Trend ersichtlich – immer mehr Frauen schauen Sex-Filmchen. Lokale Zahlen für Bundesländer oder Städte waren von dem Anbieter aber nicht zu bekommen.

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Die Stuttgarter Sexualtherapeutin Claudia Huber wundert es wenig, dass immer mehr Frauen auf Pornoseiten unterwegs zu sein scheinen. „Insgesamt gibt es da einfach mehr Offenheit“, sagt sie. Zudem gebe es ein immer größeres Angebot an Filmen, die die Bedürfnisse der Frauen in den Mittelpunkt stellten. Eine wirkliche Erklärung, warum in Stuttgart der Frauenanteil besonders hoch sein soll, hat Huber nicht. „Da müsste man unterschiedliche Portale vergleichen und schauen, ob das dort auch so ist.“

Insofern bleibt ein kleines Fragezeichen hinter dem Satz, dass sich die Frauen im Südwesten im Bundesschnitt so herausragend mit dem Thema Pornografie emanzipierten. Klar scheint dagegen: Reine Männersache ist Pornokonsum schon lange nicht mehr.