Xavier Naidoo und seine „Söhne Mannheims“ sorgten zuletzt mit ihren Songtexten für Stirnrunzeln. Foto: dpa

Der Tourauftakt der „Söhne Mannheims“ um Soulsänger Xavier Naidoo sorgte für gemischte Reaktionen. Allem voran sorgt das Lied „Marionetten“ für Gesprächsstoff – darin werden Politiker massiv beschimpft, die Stadt Mannheim spricht von „antistaatlichen Aussagen“.

Mannheim/Stuttgart - Mit einem Konzert in ihrer Heimatstadt Mannheim hat die Popgruppe Söhne Mannheims („Geh’ davon aus“) ihre Tournee durch Deutschland, Österreich, Luxemburg und die Schweiz gestartet. Vor etwa 1100 Zuschauern im ausverkauften Club Capitol bot die Gruppe um Sänger Xavier Naidoo einen Querschnitt durch ihre mehr als 20-jährige Bandgeschichte. In dem ehemaligen Kino am Neckar sang die Band auch bekanntere Songs wie „Das hat die Welt noch nicht gesehen“.

Nach mehr als zweistündiger Spielzeit wurde das Künstlerkollektiv aus rund 20 Musikern am Montagabend mit viel Applaus verabschiedet. Bis zum 20. Mai stehen 15 Auftritte auf dem Programm. Den Mittelpunkt bildet die neue CD „MannHeim“. Darauf ist auch das Lied „Marionetten“ zu hören, in dem Politiker massiv beschimpft werden.

Fragwürdiger Refrain im Lied „Marionetten“

„Ich verstehe das Lied als Appell zum Nachdenken darüber, dass Politik oft missbraucht wird. Und da wollen wir - mit zugegeben überzeichneten Worten - aufrufen, etwas dagegen zu tun“, sagte Sänger Henning Wehland am Rande des Tourstarts der Deutschen Presse-Agentur. Der Song sei sicherlich provokativ und zugespitzt, meinte Band-Mitglied Rolf Stahlhofen. „Ich kann verstehen, dass da manche aufschreien. Aber das Lied ist kein Aufruf zur Gewalt, es ist ein Aufruf zum Dialog“, sagte der Sänger.

Dennoch geht die Stadt Mannheim numehr auf Distanz zu ihren „Söhnen“ – auch aufgrund des Refrains im fragwürdigen Song „Marionetten“. Dort heißt es: „Wie lange wollt ihr noch Marionetten sein? Seht ihr nicht, ihr seid nur Steigbügelhalter. Merkt ihr nicht, ihr steht bald ganz allein. Für eure Puppenspieler seid ihr nur Sachverwalter.“ Für einige Kritiker und Experten seien hier antisemitische Tendenzen wahrnehmbar – schließlich gelte der „Marionettenspieler“, der Politik und Gesellschaft zu seinem Vorteil manipuliert, als ein gängiges Bild des klassischen Antisemitismus.

Wiederholt Diskussionen um „Söhne“-Liedtexte

Die Stadt Mannheim kritisiert den Text und wirft der Band „antistaatliche Aussagen“ vor. Zum Tourauftakt spielte die Gruppe den Song nicht. Bereits in der Vergangenheit hatte es wiederholt Diskussionen um Texte und Interviews von Naidoo gegeben. Kritiker werfen ihm Rechtspopulismus vor. Der für den Eurovision Song Contest (ESC) verantwortliche Norddeutsche Rundfunk (NDR) hatte 2015 Naidoo nach öffentlicher Kritik nicht für den Wettbewerb nominiert.