Unter Tränen greift die Überlebende Emma Gonzalez Präsident Trump für seine Nähe zur Waffenlobby an. Foto: AFP

Nach dem Schulmassaker in Florida hat eine junge Überlebende in einer Wutrede den Umgang von US-Präsident Donald Trump mit Waffengewalt verurteilt. Das Video davon verbreitete sich rasant im Netz.

Fort Lauderdale - Es ist eine erschütternde Rede, von der ein Video derzeit in den sozialen Medien kursiert. Wütend und unter Tränen verurteilt eine junge Frau die Reaktion des US-Präsidenten Donald Trump auf den jüngsten Fall von Waffengewalt. Emma Gonzalez ist 18 Jahre alt und sie hat das Schulmassaker in Florida vergangene Woche überlebt, bei dem an der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland 17 Menschen starben.

In ihrer Rede, die CNN in voller Länge veröffentlicht hat, weist sie am Samstag bei einer Anti-Waffen-Demonstration in Fort Lauderdale die Kritik des Präsidenten zurück, wonach Nachbarn und Mitschüler die Behörden nicht vor dem späteren Schützen Nikolas Cruz gewarnt hätten. „Das haben wir getan. Immer und immer wieder“, sagt Gonzalez. Die Ausmaße des Angriffs seien nicht allein auf die psychische Verfassung von Cruz zurückzuführen, sondern vor allem auch auf den freien Zugang zu Schusswaffen: „Mit einem Messer hätte er nicht so viele Schüler verletzen können.“

Die Menge ruft: „Schämen Sie sich!“

Die Schülerin kritisiert die Nähe Trumps zur US-Waffenlobby NRA: „Wenn der Präsident mir ins Gesicht sagt, dass das eine schreckliche Tragödie war (...) und dass man nichts tun kann, frage ich ihn, wie viel Geld er von der National Rifle Association bekommen hat“, sagt Gonzalez. „Ich weiß es: 30 Millionen Dollar“, schreit sie sichtlich aufgewühlt. „An alle Politiker, die Spenden von der NRA bekommen haben: Schämen Sie sich“, ruft sie vor den mehreren Dutzend Demonstranten. „Schämen Sie sich, schämen Sie sich“, skandiert die Menge daraufhin.

Emma Gonzalez erinnert daran, dass Trump im Februar 2017 eine Verordnung aus der Zeit Obamas aufgehoben hatte, die es erleichtert hätte, den Verkauf von Schusswaffen an Menschen mit bestimmten psychischen Erkrankungen zu unterbinden.

Die Wutrede der Schülerin mit dem fast kahlrasierten Kopf verbreitet sich rasant in den sozialen Netzwerken. Ihr Name wird im Kurzbotschaftendienst Twitter zu einem der Haupt-Schlagwörter. Der US-Präsident lehnt schärfere Waffengesetze ab. Nach dem Massaker in Parkland kündigte Trump einen besseren Schutz von Schulen an, zur weiten Verbreitung von Schusswaffen und zum Waffenrecht äußerte er sich aber nicht.

Trump kritisiert die Demokraten

Trump, der am Freitag Überlebende des Massakers besucht hatte, traf sich am Samstag mit örtlichen Politikern und dem Direktor der Marjory Stoneman Douglas High School. Via Twitter warf der den Demokraten vor, sie hätten es zu Beginn der Amtszeit seines Vorgängers Barack Obama versäumt, schärfere Gesetze zu erlassen. Sie hätten damals ihre Mehrheit im Kongress nicht genutzt. „Sie wollten es nicht und jetzt reden sie nur“, schrieb Trump. Nachdem sich die Mehrheitsverhältnisse geändert hatten, waren Obamas Initiativen für ein strengeres Waffenrecht mehrfach am Widerstand der Republikaner gescheitert.

Die US-Behörden gerieten derweil stark in die Kritik, weil sie das Blutbad offenbar hätten verhindern können: Die US-Bundespolizei FBI räumte am Freitag ein, dass einem Warnhinweis zu dem späteren Täter nicht nachgegangen wurde. Anfang Januar hatte ein Anrufer das FBI gewarnt, dass der 19-Jährige offenbar ein Schulmassaker plane. Er informierte das FBI zudem über Cruz’ Waffenbesitz sowie dessen Tötungsabsichten und verstörenden Einträge in sozialen Netzwerken. Auch die örtliche Polizei wusste von dem Aggressionspotenzial des jungen Mannes: Seine Mutter hatte wegen seiner Gewaltausbrüche mehrmals die Polizei gerufen.

Ein Tweet gegen die Russland-Ermittlungen

Trump nutze die Fehler des FBI, um gegen die Russland-Ermittlungen der Bundesbehörde Stimmung zu machen: „Sehr schade, dass sie die Hinweise übersehen haben. Sie verschwenden zu viel Zeit damit, eine Zusammenarbeit der russischen Verschwörer mit der Trump-Kampagne nachzuweisen.“

Mit diesem Versuch, von der Forderung nach schärferen Waffengesetzen abzulenken, hat er Emma Gonzalez offenbar aber nur noch mehr gegen sich aufgebracht. Kritiker werfen ihm zudem vor, mit der Instrumentalisierung des Massakers die Gefühle der Opfer verletzt zu haben.