Die Weinmeister umringt von Zeitungsmachern (hinten von links): Antonella Stanzu (StZN), Nico Bosch (StZN), Yvonne und Sven Ellwanger (Weingut Bernhard Ellwanger), Ingo Dalcolmo (StZN), Heike Poliak-Klein (StZN), Philipp Kercher (Kellermeister der Lembergerland Kellerei Roßwag), Dieter Kizler (Zweiter Kellermeister Collegium Wirtemberg) – (vorne von links) Rainer Wachtstetter (Weingut Wachtstetter), Holger Gayer (StZN-Moderator) und Dieter Blankenhorn (Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt Weinsberg). Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Leserinnen und Leser haben gewählt: Zwei Kaiser, eine Königin und eine graue Eminenz sind am Freitagabend im Pressehaus als beste Weine der Württemberger Weinmeisterschaft unserer Zeitung geehrt worden.

Die Geschmäcker sind verschieden, auch und gerade beim Wein. Wie gut, dass das Weinbaugebiet Württemberg „so vielfältig ist wie kaum ein anderes in Europa. Darauf darf man auch mal stolz sein“, sagt Holger Gayer. Der Geschäftsführende Redakteur unserer Zeitung erklärt das Anbaugebiet sogar zum größten Sieger der Württemberger Weinmeisterschaft von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten, deren weitere Gewinner am Freitagabend im Pressehaus geehrt worden sind.

Junge Winzer interpretieren Traditionelle Rebsorten neu

Aber es stimmt ja auch, wenn man sich die Finalisten des Wettbewerbs noch einmal vor Augen führt. Die Weinmeisterschaft zeigt, dass man in Württemberg alles kann: herausragende Weine aus den heimischen weißen Rebsorten Riesling und Grauburgunder, aber auch aus den hier immer noch ein bisschen exotischen Sauvignon blanc oder gar Viognier. Und bei den Roten können Württembergs Winzer längst auch mit Merlot und Syrah glänzen. „Viele junge Winzer haben eine sehr gute Ausbildung und viel gesehen von der Welt, um dann mit ihrem Wissen und neuen Impulsen wieder zurückzukommen in die Heimat“, sagt Dieter Blankenhorn, Direktor der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt Weinsberg. Mit Unterstützung des profilierten Önologen hatten die vier Weinkolumnisten unserer Zeitung im Weinsberger  Sensorikstudio in Blindproben aus 120 Weinen die Finalisten der Endrunden bestimmt.

Zwei Lemberger sind unter den Siegern

Die Siegerweine der vier Kategorien sind aber von den Leserinnen und Lesern unserer Zeitung gewählt worden. Und die Gewinner sind? Ehre, wem Ehre gebührt, zuvorderst der Kaiser Lemberger, wie diese typische Württemberger Rebsorte im Gegensatz zum König Spätburgunder manchmal genannt wird. Und zwar in beiden roten Kategorien – der Weine bis zehn Euro und der Weine ab elf Euro. In der Premiumklasse hat Rainer Wachtstetter mit seinem 2018er Spitzenberg Großes Gewächs den Titel geholt. „Lemberger liegt mir besonders am Herzen“, sagt der Pfaffenhofener, der in seinem ursprünglichen Rotweinbetrieb inzwischen aber auch zu 35 Prozent weiße Rebsorten ausbaut.

Collegium Wirtemberg gewinnt mit Riesling Katharina

Gleich dreimal vertreten in den diesjährigen Endrunden war das Weingut Bernhard Ellwanger aus Großheppach. Die Geschwister Yvonne und Sven freuen sich besonders, dass ihr Lemberger Gutswein einen Preis bekommen hat, „ein einfacher Wein, der einfach nur Spaß machen soll“, sagt Sven Ellwanger, der sich auch über die Arbeitsteilung im Familienbetrieb einen Spaß erlaubt: „Ich geb’s Geld aus, und sie muss gucken, dass es wieder reinkommt.“

Dass die Weinbetriebe nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite viel Qualität zu bieten haben, zeigt die ebenfalls dreifache Nominierung des Collegiums Wirtemberg. Gewonnen haben die Stuttgarter Genossen dann aber doch in der gehobenen Kategorie Weiß ab elf Euro. Ihr Riesling Katharina ist benannt nach Württembergs Königin, zu deren Ehren Wilhelm I. die Grabkapelle auf dem Württemberg errichten ließ. Sie schmückt „als Alleinstellungsmerkmal für uns“, so der zweite Kellermeister Dieter Kizler, die Flasche dieses „besonders feingliederigen Rieslings“, wie Dieter Blankenhorn lobt.

Im Lembergerland kann man auch gute Grauburgunder machen

Ob sich nach dem Sieg in der Kategorie weiß günstig das Lembergerland in Grauburgunderland umtauft, fragt Holger Gayer. „Wohl kaum“, sagt Philipp Kercher, Kellermeister der Genossenschaft in Roßwag, „weil wir immer noch 60 Prozent Lemberger haben“. Aber im Enztal kann man auch aus Grauburgunder ein „Meisterwerk“ machen, wie die teils im Holzfass ausgebaute Edition heißt, „die stets Lust auf das nächste Glas machen soll“, so Kercher.

„Im Auftrag unserer Leserinnen und Leser“, so Moderator Holger Gayer, sei nun das große „W“ an die vier Weinmeister 2022 übergeben worden. Und auch die Weinmeisterschaft selbst hat eine Ehre erfahren: Vom Bundesverband der Zeitungsverleger wurde der Wettbewerb als eines der drei innovativsten neuen Formate in Deutschland ausgezeichnet, wie Projektleiter Nico Bosch berichtet. Ein schöner Erfolg. Und allein schon wegen der vielen positiven Rückmeldungen aus der Leserschaft versteht es sich von selbst, dass auch 2023 wieder gemeinsam die Weinmeister Württembergs gesucht werden.