Das preisgekrönte Foto zeigt das Attentat auf den russischen Botschafter in Ankara. Wegen der drastischen Darstellung zeigen wir hier nur einen Ausschnitt des Bildes. Foto: AP

Der AP-Fotograf Burhan Ozbilici wird zufällig Zeuge eines Attentats - und behält die Nerven. Er macht Fotos, die eindrücklich die Schrecken dieser bangen Minuten in einer Galerie in Ankara wiedergeben.

Amsterdam - Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AP hat für sein Bild vom Mörder des russischen Botschafters in Ankara den Preis für das Welt-Presse-Foto des Jahres 2017 gewonnen. Der Jury-Vorsitzende Stuart Franklin teilte am Montag in Amsterdam mit, das Foto von Burhan Ozbilici sei eine „unglaublich schonungslose“ Aufnahme.

Der Fotograf war am 19. Dezember 2016 in der Galerie in Ankara anwesend, als Botschafter Andrej Karlow eine Ausstellung eröffnen wollte. Ein türkischer Polizist in Zivil und außer Dienst feuerte mehrere tödliche Schüsse auf ihn ab. Der AP-Fotograf hielt das Verbrechen in einer Serie von Aufnahmen fest.

Auf dem preisgekrönten Foto ist der mutmaßliche Täter zu sehen, wie er breitbeinig und im Anzug neben dem am Boden liegenden Botschafter steht und seinen linken Arm mit ausgestrecktem Zeigefinger hochstreckt, die Waffe hält er in der rechten. Den Mund hat er weit geöffnet und brüllt offenbar gerade etwas.

Wegen der drastischen Darstellung zeigen wir nur einen Ausschnitt des Bildes (Anm. d. Red.).

Trotz der fürchterlichen Szenerie abgedrückt

Ozbilici sagte, sein professioneller Instinkt habe einfach eingesetzt und er habe trotz der fürchterlichen Szenerie vor ihm einfach abgedrückt. „Es war extrem heiß, als ob ich kochendes Wasser über den Kopf bekommen hätte, dann war es sehr kalt, sehr kalt“, sagte der Fotograf über diese extreme Situation. „Aber gleichzeitig wusste ich, dass das eine große Geschichte war, es war Geschichte.“

Ozbilici, der seit mehr als 30 Jahren als Fotograf arbeitet, tat, was er gelernt hatte. „Ich entschied mich sofort, meine Arbeit zu machen... Denn ich hätte verwundet werden oder sterben können, aber zumindest hätte ich guten Journalismus geleistet.“

Insgesamt hatten 5034 Fotografen aus 125 Ländern 80 408 Fotos bei der Stiftung World Press Foto Foundation mit Sitz in Amsterdam eingereicht. Für 45 von ihnen gab es Preise in acht Kategorien. Die prestigeträchtigste Auszeichnung ist aber auf jeden Fall der Hauptpreis für das Presse-Foto des Jahres. Ozbilici gewann auch in der Kategorie Spot News - Stories.

Resultat von Können und Erfahrung

Sein Arbeitgeber AP zeigte sich äußert erfreut über den Erfolg. „Burhans beeindruckendes Bild war das Resultat von Können und Erfahrung, von Besonnenheit unter extremem Druck und von dem Einsatz sowie dem Sendungsbewusstsein, das AP-Journalisten weltweit ausmacht“, sagte AP-Chefin Sally Buzbee. AP-Fotochef Denis Paquin würdigte Ozbilicis Arbeitseinstellung. „Burhan würde Ihnen sagen, dass er einfach seinen Job gemacht habe. Seine bescheidene Professionalität, gepaart mit seinem unglaublichen Mut, befähigte ihn dazu, diese unvergesslichen Bilder zu machen.

Der Fotograf selbst sagte nach der Preisübergabe, er habe damals in der Galerie in Ankara ein Verantwortungsgefühl für seinen gesamten Berufsstand gespürt. Er habe die Stimmen von Journalisten aus aller Welt gehört, die ihm gesagt hätten: „Geh nicht weg. Bleib stehen“.