Die trennende Wirkung der B 14 speziell im Bereich der Kulturmeile zu überwinden ist eine der Aufgabenstellungen für die Verkehrsplaner beim Ideenworkshop. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski Foto:  

Nach dem Architektenworkshop zur Umgestaltung der Kulturmeile im vergangenen Jahr widmen sich Wieland Backes und Co. in Zusammenarbeit mit der IHK Region Stuttgart nun der Verkehrswende. Fünf renommierte Planungsbüros aus dem In- und Ausland sollen dazu Ideen erarbeiten.

Stuttgart - Seit seiner Gründung vor zweieinhalb Jahren mischt sich der Verein Aufbruch Stuttgart um den TV-Moderator Wieland Backes offensiv in den kommunalpolitischen Diskurs um Fragen der Stadtgestaltung ein. Auf einem dreitägigen Workshop vom 7. bis 9. November will die Initiative nun Ideen für die Verkehrswende in Stuttgart erarbeiten und diskutieren.

„Wir bewegen etwas, und darauf sind wir stolz“, sagte Backes am Mittwoch bei der Vorstellung des Programms für den Workshop, zu dem der Verein fünf renommierte Verkehrsplanungsbüros aus vier Ländern eingeladen hat: Komobile (Wien), Basler+Hofmann (Zürich), Artgineering (Brüssel) sowie R+T Verkehrsplanung (Darmstadt) und Richter-Richard (Aachen). Die Aufgabenstellung ist klar umrissen: Die Büros sollen sieben generelle Thesen zur künftigen Mobilität in der Landeshauptstadt entwickeln und zugleich konkrete Umbauvorschläge für die B 14 zwischen dem Heslacher Tunnel und dem Neckartor entwickeln. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Bereich der Kulturmeile (Konrad-Adenauer-Straße).

IHK-Hauptgeschäftsführer Schmalzl: Belange der Wirtschaft berücksichtigen

Der Karlsruher Verkehrswissenschaftler Jan Riel, der von Aufbruch als Fachberater für den Workshop engagiert wurde, betont, die Lösungsansätze sollten nach Möglichkeit ein breites Spektrum „von moderat bis radikal“ abdecken. Tunnelvarianten sind demnach ebenso erwünscht wie lediglich korrigierende Eingriffe in den Straßenraum. Während die Planungsteams arbeiten, gibt es parallel an allen drei Tagen Vorträge von Verkehrsexperten wie etwa Heiner Monheim von der Uni Trier oder Marianne Reeb (Daimler AG). Referieren werden auch VVS-Geschäftsführer Horst Stammler und Gudrun Zühlke vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Die Veranstaltungen sind öffentlich und finden in den Räumen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart statt, die Backes als Kooperationspartner gewinnen konnte.

IHK-Hauptgeschäftsführer Johannes Schmalzl machte dann auch gleich deutlich, dass er die Belange der Wirtschaft bei den Wettbewerbsergebnissen berücksichtigt sehen möchte. Stuttgart müsse das Image als Stau- und Feinstaubhauptstadt abstreifen, kreative Ideen dazu seien bisher Mangelware gewesen: „Es muss etwas passieren, und es kann nicht allein um Verbote für den Individualverkehr gehen.“ Schmalzl mahnte in dem Zusammenhang eine offene Debatte um Tangentialstrecken wie die Filderauffahrt an, aber auch über den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs müsse gesprochen werden. Die IHK werde sich mit den Ergebnissen des Wettbewerbs auseinandersetzen und sich anschließend entsprechend positionieren.

OB Kuhn (Grüne) sagt Teilnahme an abschließender Podiumsdiskussion ab

Das wünscht sich der Aufbruch auch von der Kommunalpolitik. Doch bereits im Vorfeld der abschließend geplanten Podiumsdiskussion am Samstag kam es zu Differenzen. Weil der als Moderator gesetzte Backes ohne Rücksprache mit der Stadt die Zusammensetzung des Podiums geändert und stattdessen ausgewählte Fraktionsvertreter von CDU, SPD, dem Linksbündnis und PULS eingeladen hat, sagte OB Fritz Kuhn (Grüne) seine Teilnahme ab. Auch Kuhns Parteifreund, Verkehrsminister Winfried Hermann, sitzt nun nicht wie geplant mit auf dem Podium, sondern hält lediglich ein Referat.

Sauer ist man auch bei der stärksten Fraktion im Rathaus – den Grünen. Die hatten zunächst gar nicht auf Backes’ Einladungsliste gestanden. Der Vereinsvorsitzende begründete dies damit, mit Hermann und Kuhn seien „gefühlt genug Grüne“ repräsentiert gewesen. Nach deren Absagen habe man dann doch angefragt, so Backes. Statt des auf städtebauliche Fragen spezialisierten, aber beim Aufbruch offenbar in Ungnade gefallenen Fraktionssprechers Andreas Winter wollte man nach Informationen unserer Zeitung dessen Kollegin Gabriele Nuber-Schöllhammer an den Tisch bitten. Weil die unter Hinweis auf Winters Zuständigkeit ablehnte, wird das Podium wohl gänzlich grünenfrei bleiben.

Zum Workshop anmelden kann man sich hier.