Für den Termin im Bezirksamt haben sich viele Wolfbusch-Anwohner interessiert. Quelle: Unbekannt

Vertreter der Stadtverwaltung haben sich am Mittwoch im Bezirksrathaus den Fragen der Anwohner aus dem Stadtteil Wolfbusch gestellt.

Weilimdorf - So großen Andrang habe es im Weilimdorfer Bezirksrathaus bisher nur bei einem Vortrag von Alt-Oberbürgermeister Manfred Rommel gegeben, stellte Bezirksvorsteherin Ulrike Zich fest. Bei der öffentlichen Diskussion über die geplante Nachverdichtung der Wolfbuschsiedlung blieb am Mittwochabend kein Stuhl leer, mancher Besucher musste sogar vor der Türe bleiben. Den Fragen der Bürger zu den neun Einzel- und Doppelhäusern, die am Waldhornweg entstehen sollen, stellten sich unter anderem Kathrin Steimle und Günther Kimmelmann vom Stadtplanungsamt sowie Hubertus Schumann vom Stadtmessungsamt.

„Für uns ist es wichtig, die Anregungen von den Bürgern vor Ort zu hören und frühzeitig mit ihnen in Kontakt zu treten“, betonte Steimle. Das Bebauungsplanverfahren stehe ganz am Anfang und der Entwurf könne noch in Teilen modifiziert werden. „Ihre Anregungen haben Gewicht und werden dem Gemeinderat vorgelegt.“ Ein Thema, das den Bürgern unter den Nägeln brannte, war die Frage, wie hoch die neuen Häuser werden sollen. Im Aufstellungsbeschluss sind zweigeschossige Gebäude vorgesehen. Der historische Kern der Siedlung, die in den 30er Jahren gebaut wurde, bestehe zwar aus eingeschossigen Häusern, „es muss aber möglich sein, die Neubauten den heutigen Anforderungen anzupassen“, sagte Kathrin Steimle. Seitens des Stadtplanungsamts werde die Zweigeschossigkeit als „verträglich“ eingestuft. Das sah ein Großteil der Bürger anders. „Der Siedlungscharakter ist damit zerstört“, sagte Klaus Hettegger von der Siedlergemeinschaft und erntete damit Applaus. Die Schatten, die die höheren Gebäude werfen, seien „nicht so drastisch wie befürchtet“, da sie überwiegend auf die Straße fallen würden, erklärte Steimle.

Anwohner müssen Erschließungskosten zahlen

Unruhe im Saal gab es, als Hubertus Schumann auf das Thema Erschließungskosten zu sprechen kam. Da der Waldhornweg zwischen Hubertusplatz und Im Frauenholz im Bebauungsplan als provisorische und nicht endgültig ausgebaute Straße gilt, seien die Kosten für den Bau der Straße bislang noch nie in Rechnung gestellt worden. Die anfallenden Erschließungskosten für zwei Gehwege, die Fahrbahn, neue Bäume, einen Parkstreifen, Straßenbeleuchtung und -entwässerung sollen daher auf die Grundstückseigentumer am Waldhornweg, aber auch gegenüberliegend am Dachsweg umgelegt werden. Fünf Prozent der Kosten trägt die Stadt.

Bei einer Einheitsrate von 151 Euro pro Straßenquadratmeter müssten die Anwohner am Waldhornweg somit mit einer Summe zwischen 11 500 bis 15 500 Euro rechnen, „egal, ob auf dem Grundstück neu gebaut wird oder nicht“. Darüber hinaus komme ein Beitrag für die Kanalanschlüsse in Höhe von 800 bis 1300 Euro auf sie zu. Die Eigentümer am Dachsweg müssten Erschließungskosten zwischen 4000 und 6000 Euro bezahlen. „Warum denn? Wir sind doch von der anderen Seite aus erschlossen“, entgegnete ein Anwohner. Dies sei so üblich, erklärte Schumann, schließlich grenzten die Grundstücke nahtlos an den Waldhornweg an und manche Bewohner würden ihre Garage vom Waldhornweg aus anfahren.

Der Stadtplaner Günther Kimmelmann ergänzte, dass im Rahmen eines amtlichen Umlegungsverfahrens einige Grundstücksgrenzen verschoben werden müssten. Die Anwohner des Waldhornwegs müssten zwischen 2,8 und 3 Prozent ihres Grundstücks unentgeltlich abgeben. „Das ist Enteignung“, rief eine entrüstete Zuhörerin. „Sie sollten noch einmal überdenken, ob man nicht einen Gehweg mit geringerer Breite hinbekommt“, meldete sich ein Mann zu Wort. 2,50 Meter Breite komme einem Boulevard gleich. „Wer braucht das?“

Die Grundstücke steigen deutlich im Wert

Kimmelmann betonte, dass die Eigentümer mit einer erheblichen Wertsteigerung ihrer Gartenfläche rechnen könnten. „Bisher hat ein Quadratmeter dort einen Wert von zirka 80 bis 100 Euro. Wenn Baugebiet entsteht, liegt der Wert zwischen 580 und 600 Euro.“ Je nach Grundstücksfläche erführen die Eigentümer somit eine Wertsteigerung zwischen 150 000 und 215 000 Euro. Würde nur eingeschossig gebaut, falle die Summe deutlich geringer aus. „Aus meiner Sicht werden dafür die oberen Grundstücke erheblich weniger Wert“, wandte ein Zuhörer ein. Gleichzeitig verliere er beim Verkauf des Grundstücks eine Garage sowie zwei Stellplätze.

Die Parksituation erwies sich als wunder Punkt der Planungen, der hitzig diskutiert wurde. „Das Parken ist jetzt schon schwierig. Wenn die Stellplätze am Waldhornweg wegfallen, wo sollen wir denn dann mit unseren Autos hin? Und was ist mit Besuchern?“, fragte ein Bürger. Schließlich besäßen die meisten Anwohner zwei Autos, die Häuser am Dischinger Weg hätten aber nur einen Stellplatz zur Verfügung. „Wir müssen mit den Gegebenheiten klarkommen, die wir vor Ort haben“, erwiderte Steimle. „Die Siedlung bietet keinen Platz, um auszuweichen. Wenn wir von der Stadt mehr Stellplätze hätten, würden wir sie anbieten – wir haben aber nicht mehr.“ Die Stadtplanerin versicherte jedoch, das Thema in weitere Planungsgespräche mitzunehmen.