Die Wohnungssuche in der Region Stuttgart ist nicht leicht – immer mehr Menschen kommen deshalb auf die Idee, eine Belohnung zu bieten Foto: dpa

Die Wohnungssuche in Stuttgart ist schwierig. Eine Betroffene will jetzt mit einer Internetseite Vermieter und Mieter zusammenbringen. Dabei sollen Belohnungen angeboten werden – vom Kaffeekränzchen bis hin zu Barem.

Stuttgart - Die Auswahl ist beachtlich. Eine Stadtführung in seiner Heimat Frankfurt am Main, die Erklärung, wie ein Flugzeug funktioniert oder einen Fotokurs bietet ein Student, der ein Zimmer in Stuttgart sucht. Alternativ gibt es auch 200 Euro für die Vermittlung. „Das ist definitiv ein Angebot, das Ihr nicht ablehnen könnt“, schreibt der junge Mann auf der Internetseite www.wohnung-gegen-belohnung.de.

Seit kurzem gibt es die Seite, die sich als „Schwarzes Brett für Wohnungssuchende und Wohnungsanbieter“ versteht. Wer in Stuttgart etwas sucht oder vermieten will, kann sich dort verewigen. Allerdings sollte für die Vermittlung eine Belohnung geboten werden. Die Ideen reichen vom Abendessen übers Kaffeekränzchen bis hin zu harter Münze – bis zu 1000 Euro werden geboten.

„Wir sind selbst bei der Wohnungssuche schier in diesem Stuttgarter Miet-Chaos untergegangen“, sagt Andrea Gebhardt. Die Situation sei eine „mittlere Katastrophe“. Aufgefallen sind ihr dabei die vielen Aushänge von Leuten, die verzweifelt suchen. Nicht selten werden dabei inzwischen Belohnungen angeboten. Das hat sie auf die Idee gebracht. Vor zwei Wochen hat sie die Internetseite ins Netz gestellt, seither haben sich bereits einige Dutzend Inserenten gefunden. Unter ihnen ist auch die Erfinderin des Portals selbst, die mit ihrer Familie nach wie vor auf der Suche ist. Für Andrea Gebhardt ist die Seite ein soziales Projekt. Sie schwärmt von „wunderbaren Beispielen“, von Kaffee und Kuchen im Lieblingscafé oder von Tauschgegenständen.

Ersatz fürs Schwarze Brett

Ulrich Wecker, Geschäftsführer des Stuttgarter Haus- und Grundbesitzervereins, schmunzelt angesichts des neuen Angebots. „Belohnungen für die Wohnungsvermittlung gibt’s immer mal wieder, an Schwarzen Brettern oder Straßenlaternen“, sagt er. Solange eine solche Internetseite nicht kommerziell als verkapptes Maklerangebot betrieben werde, sondern „unter dem Stichwort Nachbarschaftshilfe“, sei das in Ordnung. Gleichwohl sei es in Stuttgart eher unüblich, Wohnungen gegen Belohnung zu vergeben: „Die meisten privaten Vermieter kommen nicht auf so eine Idee. Denen ist nicht wichtig, dass der Kandidat etwas bietet, sondern dass er der passende Mieter für sie und das Haus ist.“

Beim Stuttgarter Mieterverein weiß man noch nicht so recht, was man von dem Angebot halten soll. „Letztendlich zeigt das, wie verrückt der Markt derzeit ist“, sagt die Geschäftsführerin Angelika Brautmeier. Man überlege noch, wie die Sache wohl juristisch einzuordnen sei. Auch die Frage, ob durch solche Ideen die Wohnungssuche womöglich sogar erschwert werden könnte, weil künftig für einen Zuschlag Belohnungen erwartet werden, spielt dabei eine Rolle. Das wäre ein Vorteil nur für Zahlungskräftige.

So will die Betreiberin der Seite das Angebot nicht verstanden wissen. „Eine solche Kritik verstehe ich, ich sehe das aber anders“, sagt Andrea Gebhardt. Ein Makler beispielsweise sei schließlich viel teurer als eine Belohnung, deren Form und Höhe man selbst bestimmen könne. „Die Intention ist, die Leute auf soziale Art zusammenzubringen, ihnen die Möglichkeit zu geben, sich vorzustellen.“ Viele Vermieter achteten auf die richtige Zusammensetzung in ihrem Haus und hätten so die Chance, ein bisschen etwas über die Suchenden zu erfahren.

Keine kommerziellen Beweggründe

Für sich selbst schließt sie finanzielle Beweggründe aus, auch wenn das Portal wachsen soll. „Niemand wird dafür jemals Geld bezahlen müssen“, sagt Andrea Gebhardt. Gleichwohl denkt sie aber daran, auf der Seite irgendwann Werbung schalten zu lassen. Und falls die Idee sich durchsetzt, will sie erweitern: „Das könnte ein Pilotprojekt sein, das auch für andere Städte interessant ist“, sagt sie. Denn auch dort findet sich hier und da das pure Miet-Chaos.