In manchen Hochhäusern kostet ein Appartement 69 Millionen Euro. Foto: EPA


In Hongkong wohnen immer mehr Mieter in Wohnsärgen. Die Wohnungen werden so weit aufgeteilt, dass entsprechende Hochhäuser hoffnungslos überfüllt sind. Ein gewaltiges Risiko.

Stuttgart - Natürlich ist es für all diejenigen, die in Stuttgart so verzweifelt wie vergebens bezahlbaren Wohnraum suchen, keine Hilfe, wenn sie erfahren, dass es andernorts noch dramatischer zugeht auf dem Wohnungsmarkt. Aber vielleicht ein Trost. Die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong etwa ist ungefähr so groß wie Stuttgart und Berlin zusammengenommen. In ihr drängen sich jedoch rund 7,5 Millionen Bewohner. Dass Hongkong in Sachen Miete zu den teuersten Städten der Welt gehört ist bekannt. Wie erschütternd die Zustände tatsächlich sind, hat eine nun vorgelegte Untersuchung ans Licht gebracht.

Inspektoren haben im gesamten Stadtgebiet ältere Hochhäuser untersucht und dabei festgestellt, dass die Zahl der so genannten Wohnsärge noch viel größer ist als befürchtet. Weil der Wohnraum so knapp ist, unterteilen Vermieter ein reguläres Appartement in viele winzige, zum Teil nur wenige Quadratmeter große Verschläge, die einzeln weiter vermietet werden. Diese Wohnsärge gab es in knapp 90 Prozent der untersuchten Häuser, im Schnitt sind aus 1700 Wohnungen so 5500 Behausungen geworden. Den Vogel schoss ein Vermieter ab, der seine Wohnung in zehn unterschiedliche Einheiten getrennt hatte. Statiker schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, denn die Häuser sind nicht ausgelegt für die Mehrbelastung, die Feuerwehr mahnt zu schnellem Handeln, denn von Fluchtwegen oder Brandschutzmaßnahmen kann in diesen Gebäuden keine Rede sein. Ob sich an dem Zustand etwas ändert, ist allerdings fraglich. Das Geschäft mit der Not der Menschen ist lukrativ. Für einen zehn Quadratmeter großen Verschlag werden um die 1400 Euro Miete pro Monat fällig.

Es ist Zeit für neues Denken

Die Idee des Hongkonger Architekten James Law ist daher weniger abwegig, als sie auf den ersten Blick scheint. Man könne doch Betonröhren, wie sie zum Bau von Abwasserleitungen verwendet werden, zu Mikrowohnungen umrüsten und an Stellen in der Stadt verteilen, wo nicht gebaut werden kann – etwa unter Brücken. Pro Röhre, die einen Durchmesser von 2,5Metern hat, rechnet der Architekt mit 15 000 Euro Kosten für den Umbau. Die Gesamtwohnfläche solcher Einheiten beläuft sich nach seiner Rechnung auf 9,29 Quadratmetern.