Vor dem Gericht wird für günstigen Wohnraum demonstriert. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Nachbarn der Wohnungsbesetzer wehren sich gegen die Räumung des Dachbodens im Haus. Dieser Streit geht vor Gericht. Dort erfahren sie vom Anwalt der Eigentümer brisante Neuigkeiten.

Stuttgart - Es ist ein Verfahren von geringem materiellem Streitwert gewesen. Die Mieter hatten geklagt, weil die Hauseigentümer den Dachboden geräumt und ihre Sachen rausgeschafft hatten. Doch am Rande kündigte sich an, dass die juristische Auseinandersetzung zwischen Mietern des Hauses an der Wilhelm-Raabe-Straße, in dem im Mai zwei Wohnungen besetzt worden waren, und den Hauseigentümern weitergehen wird. „Die Räumungsklage ist schon anhängig“, sagte der Anwalt Erik Silcher, der die neuen Vermieter vertritt.

Das verursachte kurz Unruhe im Gerichtssaal. Denn zwar hatten die Mieter bereits im Juni eine fristlose Kündigung erhalten. Doch nach ihrem Einspruch dagegen hatten sie davon nichts mehr gehört. Der Anwalt sagte auf Anfrage unserer Zeitung, die Klage habe seine Partei schon vor zwei Wochen am Gericht eingereicht. Die Kündigung war damals unter anderem damit begründet worden, dass die Mieter den Besetzern, die Ende April in zwei leer stehende Wohnungen eingezogen waren, geholfen hätten.

Streit um Möbel auf dem Dachboden

Im aktuellen Fall ging es um eine einstweilige Verfügung. Die Mieter hatten geklagt, da die Eigentümer Gegenstände der Bewohner vom Dachboden geholt hatten und entsorgen wollten. Das war Anfang August. Dieser Streit endete nun vor Gericht mit einem gütlichen Vergleich, den Thomas Jung, der Rechtsbeistand der Mieter, vorschlug: Die Eigentümer sorgen nun dafür, dass die persönlichen Gegenstände – darunter ein Bett, eine Murmelbahn und Spiele – wieder auf den Dachboden befördert werden. Die Mieter willigten ein, bis Ende Oktober den Dachboden zu räumen, damit die Eigentümer mit dessen Sanierung beginnen können.

Auf beiden Seiten ging es in der Verhandlung emotional zu. Die Hauseigentümerin kam begleitet von zwei privaten Wachleuten ins Gericht. Die Mieter und ihre Unterstützer hatten vor dem Gericht eine Demo gegen Leerstand und für bezahlbaren Wohnraum abgehalten.