Grünen-Ratsfraktion und OB Kuhn sind unterschiedlicher Meinung. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Bau von geförderten Wohnungen ist über viele Jahre vernachlässigt worden. Die Korrektur durch den Gemeinderat ist richtig, sagt Lokalredakteur Konstantin Schwarz.

Stuttgart - Es geschieht selten, dass sich die Grünen-Fraktion im Gemeinderat vom Obergrünen OB Fritz Kuhn emanzipiert. Manchmal, wie jetzt beim Wohnungsbau, ist das nötig.

Über sehr viele Jahre ist von der Stadt vor allem die Bildung von Eigentum gefördert worden, Sozialwohnungen standen hintan. 1992 verfügte die Stadt in diesem Segment über 27 416 Einheiten, heute sind es rund 18 000. Das hat Folgen für die Bevölkerungsstruktur. Auf eine solche Wohnung kann zum Beispiel eine Familie mit zwei Kindern und einem Jahresbruttoeinkommen von 45 655 Euro ihren Anspruch anmelden.

Stuttgart hat das nötige Geld

Die Rolle der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWSG wird durch den Grundsatzbeschluss von Grünen, SPD, SÖS/Linke-plus und Stadtist gestärkt. Die SWSG hat schon andere Zeiten gesehen. 2000 entzog ihr der Gemeinderat auf Antrag der CDU-Fraktion 25 Millionen Euro Eigenkapital, in der Folge musste die Gesellschaft für dringende Sanierungen 2000 Wohnungen verkaufen, der Bestand sank 2010 auf den Tiefpunkt von 17 902 Einheiten.

Mehr Einsatz beim Wohnungsbau und -erwerb ist möglich, das Geld dazu hat Stuttgart. Manche Fläche ließe sich noch finden, in vielen Wohngebieten stehen große Garagenbatterien, wo auch Wohnhäuser stehen könnten. Mehr Mietwohnungen in städtischen Besitz zu bringen braucht sicher Zeit, aber auch neue Ideen. 1999 hatte der SWSG-Aufsichtsrat beschlossen, bei Zustimmung von Nachbarkommunen auch dort zu bauen. Auch das wäre eine Überlegung wert.