Statt Gomez für Werner könnte es heißen: Gomez und Werner – jede Menge VfB Stuttgart bei der WM 2018. Foto: dpa

Südkorea kann kommen: Die Zeit scheint reif für den ersten gemeinsamen WM-Einsatz von Mario Gomez (32) und Timo Werner (22), die beide beim VfB Stuttgart zum Fußballprofi gereift sind.

Moskau - Schwungvoll, fast federleicht nahm Timo Werner am Montag die vier Stufen hinauf aufs Pressepodium in Watutinki, der Stürmer bewegte sich also mal so ganz anders als am späten Samstagabend in Minute 95 in Sotschi. Da bildete sich ja rund um den Siegtorschützen Toni Kroos an der Eckfahne ein großes deutsches Jubelknäuel. Timo Werner stand woanders. Oder besser: Er lag.

Bisher hat das ja kaum einer mitbekommen, weil alle auf Kroos und die Jubeltraube schauten. Werner berichtet nun, wo er sich aufhielt: im Strafraum. „Ich wollte ja auch da hin“, sagte er nun und meinte die Eckfahne, „aber ich bin einfach nur noch auf der Stelle liegen geblieben, ich bin zusammengeklappt. Ich hatte keine einfach keine Luft mehr, um da hinzurennen.“

War ja auch ziemlich anstrengend, diese zweite Hälfte gegen Schweden (2:1). „Für den Körper, aber auch für den Kopf“, wie der gebürtige Stuttgarter nun betonte. Mittlerweile aber gehe alles wieder gut. Ein- bis zweimal hat Werner auf der Massagebank gelegen, jetzt ist er wieder bereit.

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Werner will den Turbo zünden

An diesem Mittwoch im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea (16 Uhr/ZDF) will er nochmal den Turbo zünden. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass er kurz vor Schluss wieder ziemlich platt sein wird. Dann nämlich, wenn das deutsche Spiel wie in der zweiten Hälfte gegen Schweden so ausgerichtet ist, dass Werner nicht mehr zentral vorne in der Spitze spielt, sondern über die linke Angriffsseite kommt. Und dort mächtig wirbelt – mit zahlreichen Tempoläufen, die eben auch anstrengend sind.

Mario Gomez kam zur Pause gegen die Schweden ins Spiel, Werner rückte auf links – gut möglich ist es nun, dass der VfB-Profi gegen Südkorea von Beginn an mit Timo Werner zum Angriff bläst. Gomez wieder in der Angriffszentrale, Werner wieder über links – warum es erneut so kommen könnte, beschrieb Werner am Montag erfrischend offen: „Eigentlich bin ich ja Stürmer, das ist mein Lieblingsposition, vorne drin, im Zentrum.“ Aber, so Werner weiter, gegen tief stehende Mannschaften wie die Schweden oder Südkorea sei es leichter, über die Seite mit mehr Anlauf seine Stärken ausspielen zu können.

Was Werner damit meinte, liegt auf der Hand: Sein Tempo, seine Fähigkeit, den Gegner zu überlaufen. „Wenn ich da von einer Position weiter hinten über die Seite kommen kann, kommt mir das gegen solche Gegner vielleicht entgegen.“ Werner kann dann das tun, was er schon gegen die Schweden gemacht hat. In seinen eigenen Worten klingt das so: „Mit Tempo auf den Gegner draufgehen, wenn ich den Ball in den Fuß gespielt bekommen habe.“

Werner verplappert sich

Nachdem er all die Vorzüge der linken Angriffsseite aufgezählt hatte, stellte Werner aber noch eines klar: Gegen bessere Gegner, die mehr mitspielten und nicht so sehr hinten drinstünden, da könne er dann auch im Angriffszentrum mit seinen Tempoläufen die Lücken reißen. Er sieht aber ein, dass es manchmal klüger ist – wie das oft auch bei seinem Verein RB Leipzig der Fall ist – ihn auch mal über links zu bringen. Und es war einigermaßen herrlich, wie er sich am Montag schon mal ein bisschen verplapperte und womöglich den deutschen Plan gegen Südkorea verriet.

Denn vor Werner saß der Assistenztrainer Marcus Sorg auf dem Podium, und der wollte sich eben nicht in die Karten schauen lassen, was die Aufstellung anging. Und wer weiß, vielleicht hat er Werner mittlerweile schon mal kurz die Ohren lang gezogen, als er davon gehört hatte, wie offen der nach ihm drauflos plauderte. Auf die Fragen, ob Werner nun von Anfang an über links komme gegen Südkorea, hatte Sorg noch dies erklärt: „Es ist wichtig, dass wir die Positionen besetzen.“ Und weiter: „Mit Timo über links kamen gegen Schweden einige gefährliche Aktionen – aber auch Mario Gomez war unheimlich wichtig für uns.“

Reus lobt Gomez

Der Mann also, der gegen Schweden die Gegenspieler im Zentrum band und so die Räume für außen herum schuf. Für Werner, aber auch für Marco Reus, den anderen Mann fürs Tempo im deutschen Spiel. Der Dortmunder betonte nun, welch tragende Rolle Gomez im Kreis der Nationalelf einnimmt. Auf dem Platz, aber auch daneben. „Mario“, sagte Reus, „ist unheimlich wichtig für uns mit seiner Präsenz auf dem Platz, im Strafraum, aber auch in der Kabine.“ Der VfB-Mann bringe das Team nach vorne: „Er pusht uns einfach immer.“

Timo Werner stimmte später in dieses Loblied auf den Ältesten im deutschen WM-Kader ein. „Ich bekomme immer unglaublich viel Unterstützung von Mario“, sagte Werner über Gomez, den VfB-Angreifer, der ebenfalls an der Mercedesstraße zum Profi reifte. Gomez sei immer der Erste, der nach dem Spiel oder in der Pause bei ihm sei: „Er gibt mir ständig Tipps. Er spricht mir Mut zu – ich glaube, dass es so etwas nicht bei vielen anderen Mannschaften gibt, dass der Konkurrent auf der gleichen Position so etwas macht.“

Jetzt scheint die Zeit reif für den ersten gemeinsamen WM-Einsatz von Beginn an. Der Schwabensturm steht bereit.