Künstlerische Darstellung der drei Planeten des Kepler-47-Sternensystems. In der Mitte ist die neu entdeckte Welt Kepler-47d neben Kepler-47b und Kepler-47c zu sehen. Foto: Nasa/JPLCaltech/T. Pyle

Hinweise gab es schon länger, doch die Forscher wollten sicher sein: In einem entfernten Doppelsternsystem, in dem schon zwei Planeten bekannt waren, entdeckten die Wissenschaftler nun einen dritten Himmelskörper – Kepler 47d.

San Diego - Astronomen haben erstmals ein Doppelsternsystem mit drei Planeten aufgespürt. Das System mit der Katalognummer Kepler-47 liegt rund 3340 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Schwan. Ein Lichtjahr entspricht knapp zehn Billionen Kilometern. Dort umkreisen sich eng ein Stern ähnlich unserer Sonne und ein kleinerer Stern mit nur etwa einem Drittel der Masse unserer Sonne alle rund 7,5 Tage.

Weiter außen wird diese Doppelsonne von insgesamt drei Planeten – sogenannte Exoplaneten, also erdähnlichen Planeten in der Galaxie – umkreist: Kepler-47b, Kepler-47c und der jetzt entdeckte Kepler-47d. Planeten sind auch bei anderen Doppelsternen gefunden worden, es ist jedoch das erste Doppelsystem mit mehr als zwei Planeten.

Die Entdecker um Jerome Orosz von der San Diego State University haben ihren Fund im Fachblatt „The Astrophysical Journal“ vorgestellt.

Leben auf Kepler-47 ist unwahrscheinlich

Die Größe von Kepler-47d dürfte zwischen der des Neptun und des Saturn liegen. „Wir sahen schon 2012 Hinweise auf einen dritten Planeten, benötigten aber mehr Daten, um den Fund definitiv bestätigen zu können“, sagt Orosz.

Leben dürfte es auf Kepler-47b, Kepler-47-c und Kepler-47d zwar nicht geben, die Entdeckung belege jedoch, dass sich auch um Doppelsterne komplette Planetensysteme wie unser eigenes bilden könnten, so der US-Astronom weiter.

2012 entdeckte der Planetenspäher Kepler-47

Bereits im August 20102 hatte das US-Weltraumteleskop Kepler im Rahmen des „Exoplanet Exploration“-Projekts das Planetensystem mit zwei Sonnen aufgespürt. Einer der drei Planeten im System Kepler-47 befindet sich in der sogenannten bewohnbaren Zone, schrieben damals Jérôme Orosz und sein Team im Fachjournal „Science“.

An der „Exoplanet Exploration“ sind neben der Nasa (National Aeronautics and Space Administration), die Esa (European Space Agency) und das Eso (European Southern Observatory) beteiligt.

Auf Kepler-47d herrschen zehn Grad Celsius

Die beiden bereits bekannten Planeten, Kepler-47b und Kepler-47c, sind 3,1 und 4,7 Mal so groß wie unsere Erde und umrunden ihren Doppelstern in 49 und 303 Tagen. Auf dem inneren Planeten ist es rund 170 Grad Celsius heiß, auf dem äußeren dagegen knapp unter null. Laut Orosz ist der dritte Planet der Doppelsonne der größte und rund sieben Mal so groß wie die Erde.

Der dritte Planet Kepler-47d kreist zwischen den beiden anderen Exoplaneten um die Doppelsonne und umrundet sie einmal in 187 Tagen. Auf Kepler-47d ist es rund zehn Grad Celsius warm. Er hat eine noch kleinere Dichte als der Saturn, der Planet mit der geringsten Dichte in unserem Sonnensystem. Das ganze System Kepler-47 würde innerhalb der Erdumlaufbahn Platz finden.

Auf der Suche nach Exoplaneten

Vor der Kepler-Mission sei nicht bekannt gewesen, ob erdähnliche Planeten in der Galaxie selten oder häufig vorkommen würden, erklärt der Astrophysik-Chef der Nasa, Paul Hertz. „Jetzt wissen wir, dass es mehr Planeten als Sterne geben könnte.“ Die nun gewonnenen Erkenntnisse würden die nötigen Missionen leiten, „um zu ergründen, ob wir im Universum alleine sind oder nicht“.

Der 2009 gestartete Planetenspäher Kepler suchte nach winzigen regelmäßigen Helligkeitsschwankungen von Sternen, die entstehen, wenn ein Planet von der Erde aus gesehen genau vor seinem Stern vorbeizieht. Dabei handelt es sich um eine Art Mini-Sternfinsternis. Allerdings können auch andere Phänomene derartige Helligkeitsschwankungen erzeugen, etwa zwei sich umkreisende Sterne.

Kepler hatte mehrere Jahre in einem relativ kleinen Himmelsausschnitt die Helligkeit von rund 150 000 Sternen genau verfolgt. Nur falls ein Planet von der Erde aus gesehen genau vor seinem Stern vorbeiläuft, kann das Weltraumteleskop ihn entdecken. Unter dieser Voraussetzung lässt sich aus den von Kepler gefundenen Exoplaneten auf die tatsächliche Planetenhäufigkeit in der Milchstraße hochrechnen.

2018 startete Kepler-Nachfolger TESS

Im Oktober 2018 war für das Weltraumteleskop Kepler endgültig Schluss – der Treibstoff war ausgegangen. Am 18. April 2018 schickte die Nasa seinen Nachfolger TESS (Transiting Exoplanet Survey Satellite) ins All, der mit derselben Methode 200 000 Sterne unserer direkten kosmischen Umgebung auf Planeten untersuchen soll.