Verbraucher spüren die höheren Preise beim Lebensmitteleinkauf. Foto: dpa

Das Leben in Deutschland wird wieder teurer. Verbraucher spüren es vor allem beim Lebensmitteleinkauf und an den Zapfsäulen. Der Druck auf die Europäische Zentralbank wächst.

Wiesbaden - Gestiegene Energie- und Nahrungsmittelpreise haben die Inflation in Deutschland 2017 auf den höchsten Stand seit fünf Jahren getrieben. Die Verbraucherpreise legten im Jahresdurchschnitt um 1,8 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Einen stärkeren Zuwachs hatte es zuletzt 2012 mit 2,0 Prozent gegeben. Für 2016 hatte die Wiesbadener Behörde eine Teuerungsrate von 0,5 Prozent berechnet. Auch höhere Mieten trugen zu dem Anstieg in diesem Jahr bei. Bei den Energiepreisen verteuerten sich nach vorläufigen Angaben vor allem Sprit und Heizöl.

Zum Jahresende verringerte sich der Preisauftrieb leicht. Im Dezember lag die jährliche Teuerungsrate bei 1,7 Prozent. Im November waren es noch 1,8 Prozent. Vor allem für Nahrungsmittel mussten Verbraucher im Dezember tiefer als im Vorjahr in die Tasche greifen (plus 3,0 Prozent). Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise nach den vorläufigen Berechnungen des Bundesamtes um 0,6 Prozent. Details wollen die Statistiker Mitte Januar vorlegen.

Löhne haben stärker zugelegt

Trotz der anziehenden Teuerung profitieren die Arbeitnehmer bislang von gestiegener Kaufkraft, weil die Löhne stärker zulegten. Nach jüngsten Daten der Wiesbadener Behörde stiegen die Reallöhne im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,7 Prozent. Der Zuwachs ergibt sich aus den Bruttoverdiensten, von denen die Verbraucherpreise abgezogen werden. Für das Gesamtjahr erwartete das WSI-Tarifarchiv der gewerkschaftlichen Böckler-Stiftung zuletzt eine Reallohn-Steigerung von 0,8 Prozent.

Für Sparer ist die steigende Inflation dagegen bitter. Sie verlieren unter dem Strich Geld, weil Tagesgeld, Sparbuch und Co. wegen der Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) kaum noch etwas abwerfen.

Die nach europäischen Standards errechnete Inflationsrate (HVPI) für Deutschland lag im Dezember nach vorläufigen Angaben um 1,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Für das Gesamtjahr errechneten die Statistiker einen HVPI-Wert von 1,7 Prozent.

Zinserhöhungen erst 2019 erwartet

Die Rate ist maßgeblich für die EZB-Geldpolitik. Die Notenbank strebt mittelfristig für den gesamten Euroraum eine Inflation von knapp unter 2,0 Prozent an. Weil dieses Ziel der Preisstabilität seit Jahren verfehlt wird, versucht die EZB mit viel billigem Geld nachzuhelfen.

Zwar ist die Notenbank inzwischen zuversichtlicher, was die Preisentwicklung anbelangt. Sie bedarf aus Sicht der EZB aber weiter Unterstützung durch die Geldpolitik. Für 2017 rechneten die Währungshüter zuletzt mit einer Inflationsrate von 1,5 Prozent im Euroraum. Für das kommende Jahr wird eine Teuerung von 1,4 Prozent veranschlagt. Beobachter erwarten Zinserhöhungen im Euroraum erst ab 2019.