Mit diesem Bild fahndet das BKA nach Jan Marsalek. Foto: dpa

Das Bundeskriminalamt fahndet nun öffentlich nach dem früheren Wirecard-Vorstand Jan Marsalek. Er soll Unternehmensgelder in Milliardenhöhe veruntreut haben. Er wird im Ausland vermutet.

Stuttgart/Frankfurt - Nach dem milliardenschweren Bilanzskandal bei dem Zahlungsanbieter Wirecard fahndet das Bundeskriminalamt (BKA) nun auch öffentlich nach dem flüchtigen Ex-Vorstand Jan Marsalek. „Aufgrund der derzeitigen Ermittlungsergebnisse wird ein Aufenthaltsort des Gesuchten im Ausland für sehr wahrscheinlich gehalten“, erklärte das BKA. Auch in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ wurden die Zuschauer um Hinweise zum Aufenthaltsort des 40-Jährigen Österreichers gebeten.

Marsalek sei circa 1,80 Meter groß, schlank und habe braune Augen, heißt es auf der Homepage des BKA zu der Fahndung. Er spreche Deutsch mit österreichischem Akzent sowie Französisch und Englisch. Wer Marsalek seit Juni 2020 gesehen habe, Bilder oder Videos des Gesuchten habe oder Hinweise, wo er sich aufhält, solle sich an die Polizei wenden: Bevorzugt an das Polizeipräsidium München unter 089/2910-0 oder an jede andere Polizeidienststelle.

Vorwurf: Untreue und Betrug

Die Ermittler verdächtigen Marsalek unter anderem des besonders schweren Falls der Untreue und des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs. Er soll zusammen mit anderen Beschuldigten – wie etwa dem ehemaligen Wirecard-Chef Markus Braun – die Bilanzsumme und den Umsatz des Zahlungsanbieter durch Scheingeschäfte aufgebläht haben, um so das Unternehmen finanzkräftiger und für Investoren und Kunden attraktiver darzustellen. Auf dieser Basis hätten Banken und andere Investoren insgesamt 3,2 Milliarden Euro bereitgestellt. Das Geld sei voraussichtlich verloren.

Gegen Marsalek erließ das Amtsgericht München bereits am 22. Juni einen Haftbefehl. Wenige Tage später meldete Wirecard Insolvenz an. Die weltweite Fahndung nach Marsalek blieb bisher erfolglos. Medien berichteten Mitte Juli, er könne sich in Belarus oder in Russland aufhalten. Der ehemalige Vorstandschef Markus Braun und der frühere Finanzvorstand Burkhard Ley sowie andere Manager sitzen dagegen schon seit Ende Juli in Untersuchungshaft. Das Unternehmen soll in den kommenden Tagen aus dem Aktienindex Dax ausgeschlossen werden.