Den Großteil der CO2-Emissionen beim Skiurlaub macht die Anreise mit dem Auto aus. Foto: dpa/Patrick Seeger

Auf den ersten Blick wirkt Skifahren wie ein übler Klimakiller: Die Natur wird zugebaut, für Kunstschnee ist eine Menge Wasser nötig. Doch das wäre alles nicht so schlimm, wenn Skifahrer an ihrem Urlaubsverhalten etwas änderten, kommentiert Julia Bosch.

Einen einsamen Weg durch den Wald hochstapfen. Um einen herum nur schneebedeckte Bäume, die Sonne, vielleicht ein Eichhörnchen, das vorbeihuscht. Ist man auf oben dem Berg angelangt, nimmt man die Felle von seinen Skiern – und fährt in gleichmäßigen Kurven durch den Tiefschnee hinab ins Tal. Kein Mensch begegnet einem. Klingt traumhaft. Und viel naturnäher als sich mit Tausenden anderen Skifahrern erst in die Gondel und dann auf der Piste zu drängen. Oder?

Lieber auf der Piste bleiben

Nun ja. Wenn einem die Natur, deren Schutz und die Tierwelt tatsächlich am Herzen liegen, sollte man die volle Piste dem einsamen Berg vorziehen. Denn Skitourengeher, also jene Wintersportler, die im ersten Szenario beschrieben sind, stören ökologisch gesehen 60-mal mehr Fläche als klassische Skiläufer, sagen Experten. Wenn diese querfeldein mit Skiern den Berg hinaufsteigen und jenseits der Piste wieder abfahren, ist das für die Vegetation und Tiere wie Gämse, Wild oder Schneehühner eine Katastrophe. An die Gegebenheiten rund um Skipisten können sich Tiere unterdessen recht gut anpassen, haben Untersuchungen gezeigt.

Und das ist nur eine von vielen Überzeugungen, mit denen man aufräumen muss, wenn man sich mit den Auswirkungen des beliebten Wintersports auf die Umwelt und das Klima befasst. Denn Skifahren ist tatsächlich besser als sein Ruf. Allerdings soll dies keine Aufforderung dazu sein, nun ein Fünfsternehotel im nächstbesten Skiparadies zu buchen und sich ins Auto zu setzen.

Skiurlaub wie früher: mit dem großen Reisebus

Denn wenn wir auch in der Zukunft noch Ski fahren wollen, müssen wir unser Freizeitverhalten verändern. Und dazu gehört zu einem erheblichen Teil: nicht überall mit dem Auto hinfahren. Beim Skiurlaub macht die Anreise mindestens zwei Drittel der CO2-Emissionen aus, manche Expertinnen sprechen sogar von 80 Prozent. Der Rest verteilt sich auf Unterkunft, Verpflegung und gerade mal zu zehn Prozent aufs Skifahren.

Das heißt: Wir müssen wieder so in den Skiurlaub fahren, wie wir das früher gemacht haben. Zum Beispiel in einem großen Reisebus mit anderen. Mit dem Zug. Oder zumindest zu mehreren im Auto, auf keinen Fall alleine oder zu zweit. Nun dürften viele Skifahrerinnen und Skifahrer erwidern: Aha, und wie soll ich, bitteschön, meine Skier, Stöcke, Skischuhe, die dicke Jacke, Schneehose, Handschuhe und all die warmen Klamotten transportieren? Im Reisebus ist das sowieso kein Problem, im Zug gibt es Ablagefächer. Noch besser wäre: Keine neuen Utensilien mehr kaufen, sondern das Material vor Ort ausleihen.

Zukunft des Skifahrens hängt von uns ab

Das mag auf den ersten Blick unkomfortabel klingen, das muss es allerdings nicht sein. Statt sich selbst zu frühmorgendlicher Stunde ans Steuer zu setzen, sich durch lange Staus zu quälen und dann viel Geld fürs Parken zu bezahlen, kann man sich entspannt vom Zug- oder Busfahrer ins Skigebiet kutschieren lassen. Und an vielen Orten hat man sich längst auf das wachsende Bedürfnis nach Nachhaltigkeit von Skifahrern und Snowboarderinnen eingestellt: Es gibt Abholservices vom Bahnhof, kostenlose Skibusse sowie Hotels, die als Passivenergiehäuser gebaut sind.

Keiner weiß, ob wir im Jahr 2050 noch Ski fahren können. Studien zeigen aber, dass sich die künstliche Beschneiung selbst in höheren Lagen nicht mehr lohnen wird, wenn die Erderwärmung so weitergeht wie bisher. Versuchen wir also gemeinsam, unser Freizeitverhalten etwas umweltverträglicher zu gestalten. Denn wie schade wäre es, wenn unsere Enkelkinder nicht mehr erfahren, was Wedeln bedeutet, was sich hinter einer Buckelpiste verbirgt oder wie ein Skiwasser schmeckt?