Die Schäferin Nicole von Kopp Ostrowski braucht dringend Geld fürs Winterfutter für ihre Herde. Foto: Sascha Maier

Eine Schäferin sammelt Spenden, da ihr Geld fehlt, um ihre Schafe im Eichenhain über den Winter zu bringen. Das Problem besteht darin, dass es für Schafzüchter heutzutage sehr teuer ist, Mischherden zu unterhalten.

Sillenbuch - Pippi Langstrumpf weiß noch nichts von dem möglichen Schicksal, das ihr in diesem Winter blühen könnte. Noch reicht die Wiese im Eichenhain für Pippi Langstrumpf und die 250 weiteren Schafe und Ziegen der Schäferin Nicole von Kopp Ostrowski als Futterquelle aus. Doch der Winter naht. Und von Kopp Ostrowski steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, wenn sie daran denkt, wie sie ihre Schafe und Ziegen durch die kalte Jahreszeit bringen soll. „Ich habe einfach kein Geld, genügend Futter zu kaufen“, sagt die 43-Jährige. Das Geld, das ihr das Landratsamt Esslingen für die Kultivierung der Weide durch die Huftiere bezahle, reiche nicht aus.

Die Optionen sind überschaubar: Die Schafe und Ziegen bis zum Schlimmsten hungern lassen oder etliche von ihnen selbst schlachten oder an Metzgereien verkaufen – solange sie noch genug auf den Rippen haben.

Das hat die Sillenbucher Naturliebhaberin Inga Ritter veranlasst, mit der Schäferin einen Plan auszuarbeiten, der die Tiere retten soll: eine Spendensammelaktion. „Ich finde so etwas wie Schaf- und Ziegenherden in der Region sehr erhaltenswert“, sagt Ritter. „Freunde von mir sehen das auch so. Viele von ihnen haben sich mit kleineren Spenden beteiligt.“ Nicole von Kopp Ostrowski rechnet damit, dass sie über die Wintermonate insgesamt 8000 Euro braucht, um die Schafe mit Öhmd – einem speziellen Heuschnitt – zu ernähren.

Wirtschaftliche Situation schwierig

Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Zum einen hat die Schäferin den finanziellen Aufwand, den Eichenhain zu kultivieren, offenbar etwas unterschätzt. „Ich trage bei allem das Risiko“, sagt sie, „auch, wenn Gerätschaften kaputtgehen oder etwa der Zaun sabotiert wird“. Zum anderen hütet von Kopp Ostrowski eine Mischherde, weil ihr die Artenvielfalt wichtig ist, wie sie sagt. Also nicht nur „Fleischschafrassen“, wie im Schäfer-Fachjargon Rassen bezeichnet werden, die eine besonders gute Schlachtqualität besitzen.

Drittens lasse auch die Förderung durch öffentliche Mittel zu wünschen übrig – sagt der Landesschafzuchtverband Baden-Württemberg. Nicole von Kopp Ostrowski hat so etwa einen Folientunnel vom Landratsamt zur Verfügung gestellt bekommen. Dieser hat aber ein großes Loch. „So nützt das nicht viel, da der Tunnel undicht und nicht zum Überwintern geeignet ist“, sagt die Schäferin. Und von Kopp Ostrowski hatte in ihrem Finanzplan nicht mit diesem Posten kalkuliert.

Ungeachtet solcher Vorfälle beklagt der Landesschafzuchtverband, dass die wirtschaftliche Situation aktuell schwierig sei. „Die Fördermaßnahmen wurden zwar angehoben, aber die Landschaftspflegegelder passen sich an den Preisverfall nicht an“, sagt Anette Wohlfarth, die Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbands in Baden-Württemberg. Dessen aktueller Jahresbericht stellt vor allem bei der Schafwolle seit 1990 einen gewaltigen Preisverfall fest: Oft seien die Schurkosten pro Schaf höher als der Erlös durch den Wolleverkauf. Der Hauptgrund dafür sei, dass heute 95 Prozent aller in Deutschland gehandelten Wollen Importwollen seien.

Schafgeschäft ist Fleischgeschäft

Darum ist das Schafgeschäft mittlerweile ein Fleischgeschäft und eines der Weidenkultivierung. Laut Jahresbericht bestehen die Einkünfte von Schafzüchtern heute zu 39 Prozent aus Lammfleisch, zu 59 Prozent aus der Landschaftspflege und nur noch zu zwei Prozent aus dem klassischen Fellverkauf. Und auch das Fleischgeschäft sei aufgrund des Drucks von Lammfleisch-Importen aus Nicht-EU-Ländern stark bedroht.

Das bedroht wiederum Schafe wie Pippi Langstrumpf. Nicole von Kopp Ostrowski treibt ihre Tiere in ihren Hänger, um sie anschließend in einen angemieteten Stall in Esslingen zu bringen. Allein der Transport hat knapp eine Woche Arbeitszeit beansprucht. Von nächster Woche an gibt der Eichenhain kein Gras mehr für die Schafe her. „Jetzt wird es ernst“, sagt von Kopp Ostrowski. Ihre und Pippi Langstrumpfs letzte Hoffnung ist jetzt, dass der Spendenaufruf großes Gehör findet.

Wer Nicole von Kopp Ostrowski unterstützen möchte, kann mit ihr unter Telefon 01 74/5 70 61 94 in Kontakt treten.