Winfried Kretschmann sucht nach Lösungen in der Corona-Krise. Foto: dpa/Marijan Murat

Um Wissenslücken nach der Corona-Zwangspause für Schüler zu schließen, bringt Winfried Kretschmann kürzere Ferien ins Gespräch. Der Vorstoß des Landesvaters stößt auf heftige Kritik.

Stuttgart - Der Vorstoß für kürzere Sommerferien, um Wissenslücken nach der Corona-Zwangspause für Schüler zu schließen, stößt auf scharfe Kritik. Der Vize-Chef des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Dirk Lederle, sagte am Donnerstag in Stuttgart: „Es zeigt, wie viel Ahnung der Ministerpräsident von der schulischen Realität hat.“ Die Lehrkräfte und die allermeisten Schüler seien hart am Arbeiten, auch in der schulfreien Zeit.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte verkürzte Sommerferien ins Gespräch gebracht. „Man könnte an den Ferien ein bisschen was abknapsen, um Unterrichtsstoff nachzuholen“, sagte der Grünen-Regierungschef dem „Mannheimer Morgen“ (Donnerstag).

Gewerkschaft kritisiert Kretschmann-Vorstoß

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisierte den Vorstoß von Kretschmann als „zu kurz“ gedacht. Landeschefin Monika Stein sagte: „Wir brauchen Förderkonzepte mindestens für die nächsten beiden Schuljahre, und damit diese funktionieren, brauchen wir mehr Personal.“ Die Regierung Kretschmann könnte jetzt noch einmal Mut und Weitsicht beweisen und die Finanzierung von pädagogischen Assistenzen und zusätzlichen Stellen für Lehrkräfte für das nächste Schuljahr beschließen.

Stein forderte flächendeckende Schnelltests für die 4.500 Schulen, 130.000 Lehrkräfte und 1,5 Millionen Schülerinnen und Schüler. Die Diskussion über die weitere Öffnung von Schulen ab nächstem Montag sei gefährlich

Der VBE erklärte, der Schulalltag mit Fernlernunterricht, Präsenzunterricht und Notbetreuung stelle für die Lehrkräfte eine enorme Dreifachbelastung dar. „Vor diesem Hintergrund wäre eine Kürzung der Sommerferien nicht nur unverschämt, sondern eine grob fahrlässige Verletzung der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers.“