Windräder auf der Holzschlägermatte im Schwarzwald Foto: dpa

Es mag berechtigte Einwände gegen Windparks geben, wer sie aber aus optischen Gründen blockiert, ignoriert die größten Probleme – und handelt rücksichtslos gegenüber folgenden Generationen, meint Wirtschaftsredakteur Alexander Del Regno.

Stuttgart - Der Ausbau der Windkraft im Südwesten stockt – für die Gegner der Technologie ist das eine gute Nachricht. Sie fühlen sich bestätigt in ihrer Meinung: Zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb haben die rotierenden Riesen nichts verloren – soll doch anderswo, auf dem platten Land im Niedersächsischen, die Landschaft verspargelt werden.

Eine aktuelle Forsa-Umfrage zeigt, dass 87 Prozent der befragten Baden-Württemberger eben nicht so denken und Windenergie als wichtig einstufen. Und 82 Prozent der Menschen, die in der Nähe einer Windkraftanlage leben, sind damit sogar „voll und ganz“ (49 Prozent) oder „eher“ (33 Prozent) einverstanden. Rund 17 Prozent sind indes laut Umfrage „nicht einverstanden“ – und zwar vor allem aus optischen Gründen.

Vom ästhetischen empfinden Einzelner sollte der Erfolg der Energiewende nicht abhängen

Es mag berechtigte Einwände gegen Windparks geben – Natur- und Artenschutz ist einer davon, Lärmbelästigung ein anderer. Optische Gründe fallen sicherlich nicht in diese Kategorie. Vom ästhetischen Empfinden Einzelner sollte der Erfolg oder Misserfolg der Energiewende nicht abhängen. Wer Windräder verhindern will, nur damit sein Blick ungestört über die Landschaft schweifen kann, muss sich eine entscheidende Frage gefallen lassen: Hinterlässt er seinen Nachkommen dafür tatsächlich lieber radioaktiv verseuchten Müll und ein geschädigtes Klima mit all seinen zerstörerischen Auswirkungen? Denn genau um die Vermeidung dieser Hinterlassenschaften aus Atom- und Kohlekraft geht es bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Während allein der Rückbau von Atomkraftwerken Jahrzehnte dauert und die Brennstäbe noch 1000 Jahre vor sich hin strahlen, können Windkraftanlagen relativ schnell wieder demontiert werden – wenn sie ausgedient haben oder in der Zukunft eine bessere Form der Stromgewinnung gefunden wird.

Bis dahin sollte man – im Sinne der kommenden Generationen – akzeptieren, dass die Energiewende eben nicht nur an der Nordsee stattfindet, sondern auch vor der eigenen Haustür zwischen Schwarzwald und Alb.