Die Wilhelma engagiert sich für den Schutz der Berggorillas Foto: Wilhelma/Stefanie Reska

Die Wilhelma will ihr Engagement für den Artenschutz ausweiten. Die Besucher können mithelfen und beim Eintritt einen Euro drauflegen.

Stuttgart - in Gorilla, ein Tukan und ein Nashorn zieren die Banner, zwischen denen Direktor Thomas Kölpin und die für den Artenschutz zuständige Stefanie Reska Platz genommen haben, um in der Wilhelmaschule über das Engagement des zoologisch-botanischen Gartens für bedrohte Tierarten zu berichten. Eines ist allen drei Tieren gemeinsam: Der Mensch hat sie selbst oder ihre Lebensgrundlage soweit dezimiert, dass ihr Fortbestand von Schutzmaßnahmen abhängig ist.

Mit der erfolgreichen Nachzucht von Okapis oder Panzernashörnern trägt die Wilhelma seit langem zur Arterhaltung bei. Erst im Dezember startete ein gemeinsames Programm mit dem Rotterdamer Zoo, das einem Lichtblick für den in seiner Heimat bedrohten Schabrackentapir gleichkommt. In Asien hat sich der Bestand in den vergangenen 30 Jahren halbiert. „Als ich 2014 in Stuttgart angefangen habe, gab es zwei Punkte die als zentrale Anliegen in mein Entwicklungskonzept eingeflossen sind“, blickt Kölpin zurück. „Zum einen galt mein besonderes Augenmerk der Verbesserung der Tierhaltung durch Modernisierung der alten Anlagen, zum anderen wollte ich die Aktivitäten im Artenschutz stärken.“

Schneeleoparden als gutes Beispiel

Wie die neue Schneeleopardenanlage zeigt, lässt sich beides hervorragend verknüpfen: So bekamen die Vertreter von Panthera uncia in Stuttgart ein schmuckes neues Zuhause, gleichzeitig engagiert sich die Wilhelma gemeinsam mit dem NABU in Kirgisien, um die Großkatzen in ihrer natürlichen Umgebung vor Wilderern zu schützen. Insgesamt beteiligt sich der Zoo derzeit an 18 Projekten weltweit, die die verschiedensten Bereiche abdecken: vom Wildkräuterwiesenmanagement für einheimische Insekten bis zum Schutz von Niststränden für Meeresschildkröten an der Küste Kenias. „In den vergangenen vier Jahren konnten wir die Summe der Spendengelder für den Artenschutz mehr als verdoppeln“, stellt Kölpin zufrieden fest. 2018 erbrachten Spendenboxen, Lotterien, Geschenkbasare und der Verkauf der hauseigenen Wilhelma-Schokolade rund 80 000 Euro. Hinzu kommt ein festes Budget für den Artenschutz, wie es nur in wenigen Tiergärten vorhanden ist. Aktuell bewegt es sich im niedrigen sechsstelligen Bereich, wie der ehemalige Leiter des Zooparks Erfurt verrät.

Zusammenarbeit soll den Besuchern deutlicher werden

Künftig soll die Zusammenarbeit mit mehr als einem Dutzend verschiedener Organisationen in globalen Projekten noch stärker sichtbar gemacht werden. Im Eingangsbereich zum Amazonienhaus wird gerade ein Ausstellungsbereich fertiggestellt, der die Arbeit im „Shipstern“-Reservat dokumentiert, an der sich die Wilhelma beteiligt. Hier geht es nicht um das Überleben einer einzelnen Tierart, sondern um den Erhalt eines ganzen Lebensraums. Ob Schmetterling oder Jaguar: Auf einem Terrain von 400 Quadratkilometer wird der Regenwald im mittelamerikanischen Belize vor der Zerstörung bewahrt. Die Informationen sollen Besucher auf dem neuesten Stand halten, wie sich das durch Ankauf von Land ermöglichte Vorhaben entwickelt.

Der Kampf ums Überleben der Nashörner

Ganz anders sieht die Zielsetzung des 2019 gestarteten Programms „Sumatra Rhino Rescue“ aus: Das Sumatra-Nashorn ist akut vom Aussterben bedroht. „Es gibt nur noch 80 Exemplare dieser kleinsten und ursprünglichsten unter den fünf Nashornarten“, erklärt Stefanie Reska. „Sie leben verstreut in zehn voneinander abgetrennten Waldgebieten, weshalb sie kaum aufeinandertreffen. So gibt es kaum Nachwuchs.“ Die Wilhelma kooperiert mit dem WWF, der Weltnaturschutzorganisation IUCN und anderen Partnern bei der Einrichtung von drei Zuchtstationen, in denen die Nashörner zusammengeführt werden sollen, ehe man sie in einem geschützten Habitat auswildern kann. Dazu müssen sie zunächst aufgespürt und eingefangen werden „Ohne diese Hilfe wäre das Sumatra-Nashorn in spätestens 15 Jahren verschwunden“, sagt Kölpin. Hoffnung machen Erfolgsmeldungen wie die Erholung der Berggorilla-Population im Virunga-Nationalpark, wo die Wilhelma eine Hundestaffel finanziert, die dabei hilft, Wilderern das Handwerk zu legen.

Thomas Kölpin hofft auf anhaltende Unterstützung durch die Wilhelma-Besucher. Es bestehe großes Interesse am Thema Artenschutz, zeigt er sich zuversichtlich. Entsprechend hofft er, dass auch die Idee eines freiwilligen Artenschutz-Euro von den Kartenkäufern positiv angenommen wird. Die neue Spendenmöglichkeit soll im März eingeführt werden.