Die Füchse im Garten der Familie S. Foto:  

Zum Leben in der Großstadt gehören längst auch Tiere wie Füchse, Dachse oder Marder, deren klassischen Lebensraum man eher in der freien Natur verortet. Das Amt für öffentliche Ordnung fordert einen toleranten Umgang.

Stuttgart - De facto sind Raubtiere wie Fuchs und Dachs enge und vertraute Nachbarn auch der Menschen in der Stadt. Das ist für viele eine Koexistenz mit Reibungs- und Spannungspunkten.

Zumindest der weibliche Teil der Familie S., die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, kann eine gewisse Sympathie für ihre Untermieter nicht verbergen, wenn sie Schnappschüsse von jenen zeigen: Vater und Mutter Fuchs mit ihren Jungen stromern durch den Garten, sehen ziemlich neugierig und tatenlustig aus. Oder sie wuseln vor ihrem Bau herum, den sie selbst unter der Familiengarage der S. ausgehöhlt haben.

Sind Haustiere in Gefahr?

Doch das mischt sich auch mit Unbehagen: „Der viele Kot der Füchse in unserem Garten, das ist doch eine Zumutung“, klagt Mutter S. Und dann bringen vor allem die Jungen auch noch alles Mögliche mit von ihren Streifzügen: Schuhe, Socken, Handschuhe, Spielbälle. Wo soll das hinführen? Und überhaupt: „Die haben sich auch schon ganz dreist vor unsere Kaninchen gestellt, die wir in unserem Garten manchmal in einer Umzäunung laufen lassen. Das kann nicht sein, dass die das Opfer der Füchse werden.“

Was der Mutter besonders Sorgen macht: Nicht weit von ihrer Wohnung am Rande des Ortskerns von Stuttgart-Heumaden befindet sich ein Grundstück, das schon seit vielen Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird und das entsprechend zugewuchert ist. Offensichtlich ist sich da eine Erbengemeinschaft uneins. In der Tat: Mit seinem zusammengefallenen Dach und den runterhängenden Fensterteilen ist dieses Haus schon jetzt die ideale Kulisse für einen Horrorfilm. Wer da rein will, kommt ohne Kettensäge keinen Meter weit. So dicht, hoch und mächtig ist der Baumbewuchs da, dass das Haus demnächst zugewuchert sein wird. Was sich da drin an tierischem Leben abspielen mag in naher Nachbarschaft – die Familie S. will sich das lieber nicht so detailliert ausmalen.

Da ist guter Rat gefragt, wenn man nicht gleich mit diversen Gesetzen in Konflikt geraten will. In Stuttgart ist das Amt für öffentliche Ordnung der richtige Ansprechpartner. Der Vorteil: Hier sind auch gleich andere Einrichtungen untergebracht wie die Jagdbehörde und der Tiernotdienst, die für den Umgang mit Tieren zuständig sind.

Vernünftiger und toleranter Umgang mit wild lebenden Tieren

Stefan Praegert vom Amt für öffentliche Ordnung stellt grundsätzlich erst einmal fest: „Wir empfehlen einen vernünftigen und toleranten Umgang mit wild lebenden Tieren als Bestandteil der Natur. Sie sind nicht, wie öfters angenommen wird, in die Stadt gekommen, sondern der Mensch ist in deren Lebensraum eingedrungen. Deshalb appellieren wir grundsätzlich an die Toleranz im Umgang mit frei lebenden Tieren, da auch in einer Stadt wie Stuttgart größere Flächenanteile bewaldet und somit Heimat für viele Arten wild lebender Tiere sind.“

Freilich, mit gut formulierten Worten allein ist es nicht getan. Deshalb fügt Praegert hinzu: „Tollwut oder Staupe spielen bei Füchsen schon lange keine Rolle mehr. Es gibt keine Meldungen dieser Art. Für Menschen und für Hunde geht von Füchsen also keine Gefahr aus, sie sind hier in Stuttgart keine Überträger von Krankheiten.“ Wer sich aber dennoch bedrängt sieht von diesen Tieren, für den gibt es Fachfirmen, die sich bestens mit dem Vertreiben oder Vergrämen auskennen. Praegert: „Diese Firmen holen sich zuvor die entsprechenden tierschutzrechtlichen Erlaubnisse. Für Privatpersonen ist das Jagen oder Fallenstellen verboten“. Eine Privatmaßnahme, die erlaubt ist: Die Tiere mit einem Wasserschlauch nass spritzen. In Bezug auf die Sammelleidenschaft der Tiere bemerkt Praegert: „Was diese Fundsachen angeht: Die sind sicherlich lästig, aber der Umfang dieser Sammlungen wird doch in der Regel so gering sein, dass man dies im Restmüll entsorgen kann. Es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass ein wild lebendes Tier eine Deponie in nur einem Garten anlegt.“

Wenn Dachse randalieren

In einen anderen Stuttgarter Stadtteil führt das Schicksal einer Dachsfamilie: Hier sollen die Dachseltern regelrecht randaliert haben, als sie feststellen mussten, dass ihre Kleinen in eine Ritze gestürzt sind. Ruhe kehrte dort erst ein, als die Polizei deren Junge mit einem Besenstil aus dieser Lage befreit hatte.

Auch hier ist das Amt für öffentliche Ordnung erst mal Ansprechpartner. Dazu Stefan Praegert: „Dachse sind sehr wehrhafte, aber auch sehr scheue Tiere. Für Menschen und Haustiere sind sie deshalb eher keine Gefahr, sofern sie nicht von diesen direkt angegriffen werden. Und der Dachs ist auch kein ausgesprochener Fleischfresser. Allerdings kann der Dachs mit seinen gut ausgebildeten Pfoten und seinem Gebiss schon erheblich verletzen. Doch einen Menschen oder ein Haustier greift ein gesunder Dachs nicht an.“ Freilich: Auf der Suche nach Würmern und Insekten kann ein Dachs mit seinen Pfoten beim Wühlen schon ganz schön optischen Schaden anrichten in Beeten und Gärten. Und schon mancher Jagdhund, der in einen Dachsbau eingedrungen ist, hat dies mit seinem Leben bezahlt.

Füchse sind willkommene Mäusejäger

Ziemlich zwiespältig schauen die Kleingärtner auf das Treiben der Füchse in ihrem Reich: „Füchse sind wichtig für uns als Mäusejäger“, so Sabine Metzger, Vorsitzende des Bezirksverbands der Gartenfreunde, „und Mäuse sind nun mal in Kleingärten, das lässt sich nicht vermeiden. Wenn man da nicht ständig hinterher ist, fressen uns die Mäuse das Gemüse schneller weg, als es nachwachsen kann.“ Augenmaß ist also vonnöten, denn die Furcht der Übertragung von Krankheiten schwelt auch im Reich der Kleingärtner. Chemische Keulen kommen angesichts der Prinzipien der Kleingärtnerei nicht in Betracht, zudem gelten Tierschutzgesetze dort genauso. Die Gartenfreunde halten sich dazu mit Informationsveranstaltungen auf dem Laufenden.