Ob im schicken Restaurant weiterhin die Treffen für Wohnungslose oder andere Veranstaltungen der katholischen Kirche stattfinden, bleibt fraglich. Während der derzeitigen Renovierung weicht die Kirche ins Nebengebäude aus. Foto: factum/Archiv

Das Restaurant in dem kirchlichen Gebäude am Marktplatz bekommt einen neuen Pächter – ein Thai Restaurant soll hier entstehen. Ob die Kooperation mit den Katholiken tatsächlich klappt, daran gibt es Zweifel.

Ludwigsburg - In der Wunderbaram Marktplatz Nr. 5 in Ludwigsburg herrscht derzeit gespenstische Ruhe. Seit Mitte Oktober fließt hier kein Kaffee mehr, und die Veranstaltungen der katholischen Kirche, die die Eigentümerin des Gebäudes ist, finden seither in der danebenliegenden Begegnungsstätte statt. Der Grund für die Ruhe: Der bisherige Wirt Spyridon Stamoulis hat nach gerade einmal zweieinhalb Jahren aufgegeben und das Vertragsaufhebungsangebot der katholischen Kirche offenbar nur zu gern angenommen. Dass es überhaupt zur einvernehmlichen Trennung kam, ist kein Zufall; vielmehr sind die drei Chefs des Imbisses Wok on fire in der Wilhelmstraße bereits im Frühjahr gezielt auf Stamoulis und die Kirche zugegangen. „Ein Restaurant am Marktplatz war schon immer unser Traum, und den werden wir nun verwirklichen“, sagt Dora Kaja von Wok on fire.

Auflage der Kirche: In die Räume soll kein Imbiss

Von November an soll die Wunderbar komplett renoviert und zum thailändischen Restaurant mit offener Küche umgestaltet werden. Bedingung der Kirche sei gewesen, dass hier „kein Imbiss mit Fritteusengeruch“ eingerichtet werde. „Das Essen der neuen Pächter mit biologischen und regionalen Zutaten passt gut zu uns, denn Nachhaltigkeit entspricht schließlich auch der Schöpfungstheologie“, sagt Pastoralreferentin Elisabeth Dörrer-Bernhardt zu den Plänen der ehrgeizigen Gastronomen. Doch was sich auf den ersten Blick wunderbar anhört, ist etwas komplizierter. Denn zum einen muss die Kirche die etwa sechsmonatige Umbauphase überbrücken und ihre wöchentlichen Veranstaltungen wie etwaNachmittagscafés, Gesprächsrunden oder Treffen für Langzeitarbeitslose oder Wohnsitzlose in der Begegnungsstätte abhalten. Zum anderen scheint für manchen Kritiker nicht ganz klar, ob die neuen Pächter die Vereinbarungen im Mietvertrag einhalten, der zufolge eine Kooperation mit der Kirche festgeschrieben ist. Denn auch wenn die Kirche mit der Begegnungsstätte die Möglichkeiten für ihre Veranstaltungen hat, so soll die Wunderbar doch auch künftig eine Mischung aus Restaurant, Café und offenem Ort für alle sein – ähnlich dem Haus der Katholischen Kirche auf der Stuttgarter Königstraße. „Es wird auf jeden Fall eine Kooperation geben, das war Bestandteil des Mietvertrages“, betont Dörrer-Bernhardt. Sie habe keinerlei Zweifel daran, dass ihre neuen Pächter dies auch einhielten; auch wenn sie zugibt, dass die meisten Kirchenveranstaltungen auch nach der Öffnung der Wunderbar in der Begegnungsstätte stattfänden. „Wir denken, das ist eine gute Lösung, schließlich muss es für alle eine Win-win-Situation sein.“

Zweifel hinter vorgehaltener Hand

Hinter vorgehaltener Hand werden allerdings Zweifel daran geäußert, ob künftig alles so reibungslos läuft wie geplant. „Der Zehnjahres-Mietvertrag mit den neuen Pächtern ist viel zu lang“, verlautete aus Kirchenkreisen beider konfessioneller Lager. Zudem sei man sich nicht sicher, ob die neuen Betreiber tatsächlich ein ernstes Interesse daran hätten, ihr schickes Restaurant etwa für Wohnungslosentreffen oder Familiennachmittage zu öffnen, auch wenn es eine Trennwand zwischen den beiden Gasträumen geben solle.

Das Konzept sei „sehr ausführlich besprochen“ worden, betont Pastoralreferent Martin Wunram. „Bei manchen Veranstaltungen ist es aber sinnvoller, sie nach nebenan zu verlegen.“ Auch der künftige Geschäftsführer Elias Ergül betont, wie wichtig ihm die Zusammenarbeit mit der Kirche sei. „Wir werden kooperieren“, sagt der 31-Jährige knapp.

Frühere Pacht betrug 6000 Euro

Martin Wunram freut es unterdessen vor allem, dass die Ergül-Cousins die Wunderbar komplett renovieren lassen. „Das schadet nicht, die letzte Renovierung ist ja schon zehn Jahre her“, sagt er. Wie viel der Umbau kostet, verrät er allerdings ebenso wenig wie die Höhe der Pacht. Diese lag allerdings in der Vergangenheit bei etwa 6000 Euro im Monat, weiß ein benachbarter Marktplatz-Gastronom. Doch darüber machen sich die Wok-on-fire-Chefs keine Sorgen. „Wenn man weiß, was man macht, passiert auch nichts“, sagt Dora Kaja.