Wer vom Angebot der Stadt Waiblingen profitieren möchte, muss an Aktionen wie dem „Stadtradeln“ – hier Teilnehmer der Aktion im Jahr 2016 – teilnehmen. Foto: Stoppel/Archiv

Bis zu 3000 Euro will die Stadt Waiblingen ihren Beschäftigten für den Kauf eines Fahrrads oder E-Bikes spendieren. Das Dienstrad, das auch privat genutzt werden darf, soll Fachpersonal anlocken und dem Klimaschutz dienen.

Waiblingen - Fachkräfte sind begehrt und knapp in der Region – deshalb hat sich die Stadtverwaltung Waiblingen nun ein Konzept ausgedacht, das ihr qualifizierte Mitarbeiter sichern und gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten soll. Das Programm, mit dessen Hilfe die Stadt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen will, läuft unter dem Begriff „Betriebliches Mobilitätsmanagement“ und sieht vor, dass die Stadt Beschäftigten auf Wunsch Diensträder zur Verfügung stellt – und zwar Fahrräder oder E-Bikes mit Motorenunterstützung bis zu 25 Stundenkilometern.

Die Stadt will jedes Rad mit bis zu 3000 Euro sponsern, die Beschäftigten dürfen sich ihr persönliches Wunschmodell zusammenstellen, müssen aber, falls sie die 3000-Euro-Grenze überschreiten, die restliche Summe selbst bezahlen. Nutzen dürfen sie das Rad, das Eigentum der Stadt ist, sowohl für private wie dienstliche Fahrten. Verlässt ein Arbeitnehmer die Stadt Waiblingen, so ist er oder sie verpflichtet, sein Fahrrad mitzunehmen und dessen Restwert an die Stadt zu zahlen.

„Personalisiertes“ Fahrrad für Mitarbeiter

„Wir werden damit eine Vorreiterrolle einnehmen“, hat Frank Bender, der Leiter des Fachbereichs Personal und Organisation, den Mitgliedern des Ausschusses für Bildung, Soziales und Verwaltung die Idee schmackhaft gemacht. Beschäftigte, die solch ein „personalisiertes“ Fahrrad nutzen möchten, müssten nach den Plänen der Verwaltung mindestens eine 50-Prozent-Stelle haben und an den Aktionen „Stadtradeln“ und „bike & work“ teilnehmen, sich also verpflichten, eine gewisse Anzahl beruflicher und privater Fahrten mit dem Rad zurückzulegen.

Das gesponserte Fahrrad würde nicht nur den motorisierten Individualverkehr auf Waiblinger Straßen reduzieren, argumentierte Frank Bender, sondern hätte auch einen positiven Effekt auf die Gesundheit der Mitarbeiter.

Bei den Gemeinderäten im Verwaltungsausschuss kam der Vorschlag grundsätzlich gut an, allerdings fassten sie keinen Beschluss. Das Thema wollten die Gremiumsmitglieder in der nächsten Gemeinderatssitzung am 26. November nochmals diskutieren. Beispielsweise wünschten sich die Ausschussmitglieder mehr Details dazu, was in der Nutzungsvereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer wie geregelt wird.

„Wir bewegen uns auf Neuland. Wir haben einige Eckpfeiler, können aber nicht schon alles absehen, was auf uns zukommt“, antwortete die Erste Bürgermeisterin Christiane Dürr auf Fragen aus dem Gremium zu Befristungen, Reparaturen und dem Thema geldwerter Vorteil. Eine neue Regelung im Einkommenssteuergesetz, so die Verwaltung, mache es möglich, dass betriebliche Fahrräder, wenn diese dem Arbeitnehmer zusätzlich zum Arbeitslohn zur Verfügung gestellt werden, steuerfrei behandelt würden. Bei ihrem Konzept geht die Stadt Waiblingen von rund 80 Dienstfahrrädern aus und veranschlagt voraussichtliche Kosten von ungefähr 240 000 Euro.

Zinsloses Darlehen für Privatauto

Als weitere Bonbons will die Stadt im Zuge des Mobilitätsmanagements Mitarbeitern, die ein privates Elektro- oder Wasserstofffahrzeug beziehungsweise ein Hybridauto kaufen, ein zinsloses Darlehen in Höhe von 30 Prozent des Anschaffungswertes gewähren. Städtische Mitarbeiter, die mit solch einem Auto zur Arbeit fahren, sollen außerdem von Beginn des neuen Jahres an nur noch die Hälfte der sonst üblichen Parkgebühren bezahlen müssen.

Einen anderen Weg hat der Landkreis bei seinem Mobilitätskonzept gewählt: Er will seine aus knapp 100 Fahrzeugen bestehende Flotte zur Hälfte auf Elektroautos umstellen. Die Mitarbeiter, die bislang noch häufig im Privatauto Dienstfahrten machen, sollen künftig auf Elektro-Dienstwagen umsteigen.