Rurik Gislason Foto: Baumann

Bei der WM in Russland wurde Rurik Gislason von einem Moment auf den nächsten zum Star. Nun startet der Isländer mit dem SV Sandhausen in die Zweitliga-Saison. Und vom Star-Sein ist gar nicht mehr so viel übrig.

Sandhausen - Es war nur eine Frage, kurz und knapp formuliert. Doch hat sie Vieles verändert. „Wie kann man nur so schön sein“, fragte Gabriela Lopes all jene, die der brasilianischen Fernsehmoderatorin auf ihren Kanälen in den sozialen Medien folgen. Und plötzlich war eine kleine Gemeinde im Nordwesten Baden-Württembergs weltweit in aller Munde.

Weil in Sandhausen der SV seine Heimat hat. Und weil beim SV Sandhausen Rurik Gislason kickt. Bekannt als Sexy-Rurik.

Der Isländer war im ersten Spiel seiner Mannschaft bei der WM gegen Argentinien gerade eingewechselt worden, als Lopes bei mehreren Millionen Menschen die Neugier weckte auf einen Mann, der bis dahin nicht wirklich zu den Stars gehörte.

Plötzlich über eine Million Follower

Es gibt Typen wie Cristiano Ronaldo, Kylian Mbappé oder Lionel Messi. Es gibt Spieler wie Thomas Müller oder Luca Modric. Man hat sie bei der WM beobachtet, man hat über sie geredet. Aber eben auch über Rurik Gislason, der jetzt eine Art Marke ist – zumindest nach den Gesetzmäßigkeiten des Internets. 40 000 Menschen nannte er vor der WM seine Follower, über eine Million sind es jetzt. Und einen eigenen Hashtag, ein Wiedererkennungsmerkmal, hat Rurik auch. Seine Nationalmannschaftskollegen haben ihn vergeben, unter #sexyrurik ist Gislason nun leicht zu finden. Und somit eben auch der SVS.

Jetzt könnte man annehmen, dass der Zweitligist, bei dem der isländische Mittelfeldspieler seit Anfang des Jahres unter Vertrag steht, mit allen Mitteln versucht, aus dem Hype um seinen WM-Star Kapital zu schlagen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wer sich wenige Tage vor dem Zweiligastart durch Sandhausen bewegt, sucht nach einer Gislason-Mania vergeblich. Und so geht auch die Pressekonferenz vor dem ersten Saisonspiel ohne die Anwesenheit des nun bekanntesten Spielers über die Bühne, der Trainer Kenan Kocak will sich erst gar nicht zu solchen „nicht sportlichen Dingen“ äußern, und Mitspieler Tim Kister gibt lediglich zu Protokoll, dass „Rurik sich natürlich den einen oder anderen Spruch von uns anhören muss“. Aber der könne damit ganz gut leben. Und der neue Star?

Der SVS sieht sich als ständigen Außenseiter

Gibt sich bescheiden. Klar merke er, dass er nun öfters erkannt werde, aber „abgesehen von einem Interview in einer argentinischen Talkshow“ habe sich für ihn nichts verändert. Als Gelegenheitsmodel sei er ohnehin schon aktiv gewesen – auch hier ändere sich durch den neuen Bekanntheitsgrad erst mal nichts: „Ich bin schließlich Fußballer.“ Und jetzt stehe erst einmal Zweitliga-Alltag mit dem SVS an.

Der hat es für sein Team in sich – wie immer eigentlich. Zwar geht der SVS mittlerweile in seine achte Zweitligasaison, „trotzdem sind wir gefühlt an 34 Spieltagen 34-mal der Außenseiter“, sagt Kocak. Kleiner machen, als man eh schon ist, will der Trainer sich und seinen Club aber auch nicht. Zum einen haben sie den Klassenverbleib in den vergangenen Jahren meist souverän gesichert. Zum anderen gibt es ja noch weitere Underdogs. Der Kader der SpVgg Greuther Fürth, dem ersten Gegner des SVS, hat im Schnitt einen noch geringeren Marktwert (0,46 Millionen Euro pro Spieler) als der des SVS (0,47). Beim Hamburger SV ist der Wert beinahe viermal so hoch.

Zum ersten Heimspiel kommt der Hamburger SV

Der Dino ist am 12. August erster Gast im Hardtwald-Stadion. Und für diese Partie hat man sich beim SVS dann doch noch eine kleine, aber feine Imagekampagne gegönnt: Auf den Spieltagsplakaten am ist zu lesen: „Hamburg(er) genießen“. Und auf Plakaten am Hamburger Hauptbahnhof wird die Zugverbindung nach Sandhausen erklärt. Aber: Das soll eine einmalige Aktion bleiben. Es soll ja jetzt wieder um Fußball gehen. Auch für Rurik Gislason.