Wie die Ernte bei den Getreidebauern ausfallen wird, ist noch nicht sicher. Die Voraussetzungen sind nicht günstig: Der Winter war trocken. Foto: dpa

Die Politik sollte die Landwirte bei der Absicherung gegen Wetterrisiken nicht im Regen stehen lassen, meint Ulrich Schreyer. Denn extreme Wetterlagen und damit mögliche Ernteausfälle nehmen zu.

Stuttgart - Vor Gericht und auf hoher See ist man allein in Gottes Hand, lautet eine Redensart. Doch nicht nur dort. Auch zwischen Dorfkirche und Kuhstall spielt Gott eine Rolle – als Wettergott. So jedenfalls der Glaube aus alten Tagen. Doch immer deutlicher wird eines: Was vom Himmel kommt, ist nicht allein das Ergebnis eines höheren Ratschlusses – vielfach ist es auch von Menschen gemacht. Natürlich gab es schon in früheren Jahrhunderten kalte Sommer und Schneefall im Mai – doch der Klimawandel hat sich seit dem Aufstieg der Industriegesellschaft beschleunigt: Es wird wärmer auf der Erde, zur Hitze kommen immer mehr Trockenheit und Platzregen. Auch die Landwirtschaft im Südwesten Deutschlands leidet unter den zunehmenden Wetterkapriolen.

Zu Recht fordern die Vertreter der Bauern deshalb die Möglichkeit, mehr als nur Wein und Erdbeeren gegen Frost zu versichern. Niemand wird von Versicherungen verlangen, dass sie sich auf ein Minusgeschäft einlassen. Doch ein Angebot an die Landwirte sollten sie machen – über die Höhe des Beitrags könnte dann immer noch verhandelt werden. Und die Bauern hätten es in der Hand, selbst zu entscheiden, ob sie ein Frostrisiko eingehen oder sich versichern wollen.

Eine Risikorücklage ist sinnvoll

Nicht weniger sinnvoll ist auch die Forderung des Bauernverbands nach einer steuerlich geförderten Risikorücklage. Dies zumal, da es auch bei den Preisen – oft verbunden mit klimatisch bedingten Missernten – ein immer stärkeres Auf und Ab gibt. Die Zeiten staatlich auf alle Zukunft garantierter Preise jedenfalls sind vorbei – bei Milch schon lange, bei Zucker seit Kurzem. Die Landwirte sind daher immer stärker auch als Unternehmer gefordert. Eine gerade Furche durch den Acker ziehen zu können, reicht längst nicht mehr aus. Und die Landwirte sind auch als Umweltschützer gefordert, wollen sie dem Steuerzahler erklären, weshalb der Staat eine Risikorücklage fördern soll.

Die Politik indes sollte die Landwirte bei der Absicherung des Risikos nicht im Regen stehen lassen. Bisher jedenfalls hat sich praktisch nichts getan. In der nächsten Legislaturperiode des Bundestags aber sollten Nägel mit Köpfen gemacht werden.