Der Sommer in Deutschland war heiß und sonnig – das ist nicht nur gut gewesen. Foto: dpa

Endlich mal wieder richtig Sommer! Der „Turbo“-Sommer 2018 gehört zu den sonnigsten seit Jahrzehnten, wie die vorläufige Bilanz des Deutschen Wetterdienstes bestätigt. Aber die Dauersonne hatte auch schwere Folgen vor allem für die Bauern.

Offenbach/Frankfurt/Main - Betreiber von Eisdielen und Biergärten, aber auch Freibäder dürften in diesem Sommer gejubelt haben: Der Sommer 2018 war nach einer vorläufigen Bilanz des Deutschen Wetterdienstes (DWD) nicht nur der zweitheißeste seit Beginn regelmäßiger Messungen im Jahre 1881. Mit etwa 770 Stunden Sonne gehörte er auch zu den drei sonnenscheinreichsten seit Beginn von Messungen im Jahr 1951. Also ein echter Traumwetter-Sommer? Angesichts der Dürreschäden dürften vor allem Bauern und Landwirte eher an einen Alptraum denken. Fragen und Antworten zum Sommer 2018

Viel Sonne, aber kaum Regen - was bedeutet das für die diesjährige Ernte?

Der Deutsche Bauernverband prognostizierte im August eine Getreideernte von 36 Millionen Tonnen - dies wäre sogar weniger als 2003. Die Durchschnittsmenge der vergangenen fünf Jahre beträgt 47,9 Millionen Tonnen. Mit Einbußen von bis zu 70 Prozent gebe es in manchen Regionen regelrecht eine Missernte, sagte Joachim Rukwied, der Präsident des Deutschen Bauernverbands. Außerdem werde bei vielen Viehhaltern das Tierfutter knapp. Einmal gemähtes Gras sei oft nicht für den sonst üblichen zweiten und dritten Schnitt nachgewachsen. Manche Höfe nutzten deshalb schon ihre Wintervorräte. Andere müssen Futter teuer zukaufen.

Bedeutet der Sommer 2018 nur Hiobsbotschaften für die Landwirtschaft oder gibt es auch gute Nachrichten?

Rotweintrinker können sich freuen: „Der 2018er wird dem Rotwein einen Schub geben“, sagte der Präsident des größten deutschen Anbaugebiets Rheinhessen, Ingo Steitz. „Die Winzer werden die Chance zu nutzen wissen, wirklich große Top-Weine in ihrem Keller zu haben.“ Auch Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut blickt voller Zuversicht auf den Jahrgang 2018: „In Jahren wie diesen werden wir sicherlich auch Rotweine erzeugen können, die einem Cabernet Sauvignon oder Merlot aus dem südlichen Europa nahekommen.“

Wo gab es in diesem Jahr besonders viel Sommer?

Sachsen-Anhalt bekam in diesem Sommer besonders viel Hitze ab. Bernburg an der Saale war der heißeste Ort Deutschlands: Am 31. Juli kletterte die Temperatur dort auf 39,5 Grad und an insgesamt zwölf Tagen zeigte das Thermometer mehr als 35 Grad. Außerdem gab es in Bernburg während des meteorologischen Sommers von Juni bis August 74 offizielle Sommertage mit mindestens 25 Grad. Zählt man den warmen Frühling mit, kommen in Bernburg seit April sogar 98 Tage mit mindestens 25 Grad zusammen. In Köthen, nördlich von Halle, stieg die Temperatur 33 Tage hintereinander, vom 12. Juli bis zum 13. August, über 25 Grad an.

Heiß war es aber auch in Hessen: In Frankfurt am Main gab es während der Hitzewelle, die Ende Juli ihren Anfang nahm, 18 Tage hintereinander mit mehr als 30 Grad. Das mittelhessische Bad Nauheim gehörte mehrfach zu den heißesten Orten Deutschlands. Im mainfränkischen Kitzingen gab es in diesem Jahr 46 Hitzetage mit mehr als 30 Grad.

Bedeutet so viel Sonne automatisch Gute-Laune-Wetter?

„Schönes Wetter hebt die Stimmung, schlechtes Wetter dämpft sie“, so der Biopsychologe Peter Walschburger von der Freien Universität Berlin. Am wohlsten fühle sich ein gesunder Erwachsener bei Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad - vor allem, wenn es weder zu feucht noch zu trocken sei. Allerdings ist an richtigen Hitzetagen die Reizbarkeit deutlich größer, sagte Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer. Außerdem könne heißes Wetter zu extremen Konzentrationsschwächen und damit höheren Unfallrisiken führen, wenn Fahrer trotz heißer Temperaturen nicht genügend getrunken hätten.

Wie gesund ist so ein Super-Sommer?

Für Mitarbeiter von Krankenhäusern und Alters- oder Pflegeheimen kann ein heißer Sommer wie in diesem Jahr zusätzlichen Stress bedeuten, denn sie müssen darauf achten, dass die von ihnen betreuten Menschen genug trinken und nicht überhitzen. Denn hohe Temperaturen können vor allem für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefährlich sein, aber auch für ältere und pflegebedürftige Menschen. „Weil der Körper im Alter die Temperatur nicht mehr gut regulieren kann und auch das Durstgefühl abnimmt, besteht immer die Gefahr von Flüssigkeitsmangel und Überhitzung“, so Dagmar Jung, Referentin für angewandte Gerontologie bei der Diakonie Hessen.

Aber auch jüngere Menschen unterschätzen beim Sport im Freien oder langen Aufenthalten am Badesee mitunter die Intensität der Sonne - die Folge können Hitzeschlag oder Sonnenstich sein. So wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamts im Jahr 2003, als es ebenfalls sehr heiß war, insgesamt 2 600 Menschen wegen hitzebedingter Erkrankungen in Kliniken behandelt - knapp doppelt so viele wie im eher durchschnittlichen Sommer 2017.