Der neue Heller-Chef Thorsten Schmidt kommt von der Düsseldorfer Unternehmensberatung Kerkhoff und hat langjährige Erfahrung im Werkzeugmaschinenbau. Foto: Kerkhoff Group GmbH

Nach gerade mal einem Jahr verlässt der bisherige Heller-Chef Reinhold Groß den Nürtinger Werkzeugmaschinenhersteller. Der neue Mann im Chefsessel heißt Thorsten Schmidt. Das sind die Hintergründe.

Der neue Chef des Nürtinger Maschinenbauers Heller kommt von der Düsseldorfer Unternehmensberatung Kerkhoff und heißt Thorsten Schmidt. Der 50-Jährige berät Heller bereits seit Juli 2022 als Geschäftsführender Gesellschafter der Kerkhoff Group GmbH und hat langjährige Erfahrung im Werkzeugmaschinenbau.

Der Chefwechsel beim Familienunternehmen Heller kommt überraschend. Thorsten Schmidt werde mit sofortiger Wirkung neuer Vorstandsvorsitzender der Heller Management SE. Sein Vorgänger Reinhold Groß (53) habe das Unternehmen „im beiderseitigen Einvernehmen verlassen“, teilte Heller mit. Schmidt hat in Personalunion zusätzlich zum Vorstandsvorsitz der SE auch den Vorsitz der Geschäftsführung der Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH übernommen.

Gerade mal ein Jahr an der Heller-Spitze

Ex-Heller-Chef Reinhold Groß stand gerade mal ein Jahr an der Spitze des Nürtinger Familienunternehmens. Im November 2021 wechselte Groß vom Maschinenbauer Trumpf zu Heller, um dort im Januar 2022 den Chefposten des langjährigen Heller-Chefs Klaus Winkler zu übernehmen. Gründe, warum Wirtschaftsingenieur Groß nun das Unternehmen so plötzlich verlassen hat, werden in der Mitteilung des Unternehmens nicht genannt, allerdings gibt es Dankesworte für ihn und gute Wünsche für seine weitere Zukunft.

„Groß hat sich als absoluter Werkzeugmaschinenfachmann bewährt, der auch menschlich überzeugend aufgetreten ist“, sagte Heller-Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Winkler auf Anfrage unserer Zeitung. Die gemeinsame Festlegung, nach einem Jahr wieder auseinanderzugehen, sei nicht als Kritik an Groß zu verstehen, betonte er.

„Eine Menge Störgrößen sind hinzugekommen“

„Die Herausforderungen an unsere Branche haben sich im vergangenen Jahr anders entwickelt, als wir das vor gut einem Jahr noch erwartet haben. Es sind eine Menge Störgrößen hinzugekommen“, sagte Winkler mit Blick auf die Lieferkettenprobleme und den Beschaffungsmarkt, bei dem auch das Thema Inflation eine große Rolle spiele.

Deshalb hat Heller ab Juli 2022 auf die externe Unterstützung der Unternehmensberatung Kerkhoff gesetzt, die auf Logistik- und Beschaffungsthemen gerade auch in der Maschinenbaubranche spezialisiert ist, und mit der das Nürtinger Unternehmen auch in den schwierigen Zeiten der Finanzkrise zusammengearbeitet hat. Man habe Projekte aufgesetzt, die „uns im Jahr 2022 weitergebracht haben und die man 2023 fortsetzen wird“, sagte Winkler. Der Beschaffungsmarkt sei noch „ein gutes Stück weg von der Verlässlichkeit, die man gewohnt war“.

Fokus verstärkt auf die Abwicklung des Geschäfts

Der Auftragseingang bei Heller hat sich laut Winkler 2022 mit 550 Millionen Euro deutlich besser entwickelt als geplant. Der Umsatz, der nach vorläufigen Zahlen bei rund 430 Millionen liegen dürfte, blieb aber hinter den Erwartungen. Künftig müsse man den Fokus auch verstärkt auf die Abwicklung des Geschäfts legen. „Wir müssen schließlich termingerecht liefern.“ Deshalb habe man sich vorgenommen, Heller noch besser für schwierige Zeiten aufzustellen. Diese Aufgabe hat nun Thorsten Schmidt.

Der neue Heller-Chef Schmidt hat viel Branchenkenntnis. Er war unter anderem von Oktober 2006 bis Dezember 2015 Vertriebsvorstand der Gildemeister AG in Bielefeld, später als Chef bei DMG Mori für die Weiterentwicklung des US-Geschäfts verantwortlich. Darüber hinaus stand Schmidt an der Spitze einer Stiftung für den Nachwuchs des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW).

„Wollen Unternehmen wetterfest machen“

„Unter der Führung von Thorsten Schmidt wollen wir unser Unternehmen auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wetterfest machen. Dazu gehören unter anderem profitables Wachstum und der weitere Ausbau neuer Geschäftsfelder“, so Winkler.

Heller wurde 1894 in Nürtingen als kleiner Handwerksbetrieb gegründet. Heute beschäftigt der global agierende Maschinenbauer rund 2600 Mitarbeiter. Sorgenfrei liefen die Geschäfte bei Heller in den letzten drei Jahren nicht – unter anderem wegen Corona, der Abhängigkeit vom Verbrenner und wegen Beschaffungs- und Frachtproblemen. 2019 lag der Heller-Umsatz bei 724 Millionen Euro, 2021 bei rund 380 Millionen Euro, 2022 sollte es wieder deutlich bergaufgehen – ging es auch, aber nicht so wie geplant.