Täuschend ähnlich: die US-Schauspieler Denis Lyons (links) und Kevin Brown sehen fast aus wie ihre Vorbilder John Travolta und Samuel L. Jackson in „Pulp Fiction“. Die beiden sind die Stars des Werbevideos für Bürger-Maultaschen. Das Bild rechts zeigt den US-Polizeiwagen, der in Mallorca zum Dreh auf einen Pick-up-Wagen gestellt wurde. Foto: Ihab Abouzeid/privat

Ein Team von jungen Filmemachern dreht auf Mallorca ein Werbevideo für Bürger-Maultaschen. Der Film in Anlehnung an den Klassiker „Pulp Fiction“ ist so erfolgreich, dass er jetzt sogar ins Kino kommt.

Ditzingen - Wie kann ein traditionell schwäbisch-leckeres aber auch etwas biederes Gericht wie Maultaschen ein neues Image verpasst bekommen? Und sogar international als trendiges Lebensmittel wahrgenommen werden? Man nehme etwas Geld in die Hand, suche sich kreative Studenten und Filmemacher, drehe auf Mallorca eine Filmszene mit zwei amerikanischen Schauspielern – und lande einen Hit, der schon gut 372 000 Mal auf Facebook angeklickt worden ist.

Das klingt wie der Traum jedes Marketingchefs und Filmproduzenten. Aber er ist binnen kurzer Zeit Realität geworden: Der Ditzinger Maultaschenhersteller Bürger hatte einen Wettbewerb unter aktuellen und ehemaligen Studenten der Filmakademie ausgelobt. „Wir wollten gezielt ein Video für soziale Netzwerke produzieren“, sagt Ulrike Bebermeier, die Sprecherin des Unternehmens. Der Geschäftsführer Martin Bihlmaier saß selbst in der Jury.

Unter 31 Ideen überzeugte die von Ihab Abouzeid (37) und Gregor Eisenbeiß (37), die in Stuttgart leben und freiberufliche Filmemacher sind. Marvin Rößler (27), der zurzeit Produktion in Ludwigsburg studiert, gesellte sich dazu und gründete eine kleine Produktionsfirma. „Wir wollten einen internationalen Kontex schaffen“, sagt Abouzeid, und so der Maultasche ein neues Image verschaffen.

Was könnte da besser wirken, als eine Hommage an „Pulp Fiction“, den Klassiker mit John Travolta und Samuel L. Jackson von 1994? In einer berühmten Szene sitzen zwei Gangster in Anzügen in einem Auto und unterhalten sich über Hamburger. „Wir wollten keine Parodie, wie es schon viele gibt“, erzählt Ihab Abouzeid. Deswegen sitzen in ihrem Video statt Kriminellen zwei US-Cops in einem Wagen und unterhalten sich in witzigen Dialogen. Natürlich geht es um Maultaschen. Die Rede ist von „Tasty Tasches“, die man in der Suppe ertränkt.

Gedreht wird auf Mallorca, weil es wie Kalifornien aussieht

Der Gedanke wurde in ein Drehbuch gegossen. Aber wie lässt sich das authentisch, professionell und glaubwürdig drehen? Die Firma Bürger stellte ein Budget zur Verfügung, dessen genaue Höhe nicht verraten werden darf. Aber dass es mehr als ein paar Euro waren, zeigt schon das Setting: Die jungen Filmemacher flogen im Juli nach Mallorca und stellten eine internationale Truppe von 15 Mitarbeitern zusammen. Dabei hatten sie Glück: Die ehemalige Ludwigsburger Studentin Nathalie Kraft ist gerade dabei, in der Hauptstadt Palma eine Filmfirma aufzubauen.

„Sie konnte uns die nötigen Kontakte vermitteln“, sagt Marvin Rößler. Denn die schwäbischen Filmer hatten vor, ein echtes US-Polizeiauto von einem Pick-up über die Hauptstraße von der Kathedrale in Palma bis zum Hafen ziehen zu lassen und dabei die Szene zu drehen. Die Umgebung ähnelt stark der in Kalifornien.

„Wir haben mitten im laufenden Straßenverkehr gedreht“, sagt Abouzeid. Als die spanischen Polizisten gesehen hätten, dass es um einen US-Polizeiwagen ging, hätten sie sofort begeistert Selfies mit ihren Smartphones geschossen. „Am Ende haben sie uns über rote Ampeln eskortiert“, erzählt Abouzeid. Als Schauspieler hatten sie zwei Amerikaner eingeflogen: Denis Lyons, der dem jungen John Travolta täuschend ähnlich sieht, kam aus Berlin, Brown aus Los Angeles. Gecastet wurden die beiden zeitgemäß per Skype.

Versteckte Hommage an Tarantinos Klassiker

Liebevolle Details wurden eingebaut: So werden die beiden Cops in dem Video per Funk zu dem Einsatz gerufen, der in „Pulp Fiction“ auf die Autoszene folgt. Die durchgefunkte Adresse „N van Ness Avenue“ ist die des Originaldrehorts, den Quentin Tarantino 1994 dafür verwendet hat. „Easter Eggs“ heißen solche versteckten Hinweise, an denen Insider Freude haben.

Seit Freitag ist das Video auf Facebook und Youtube online und übertrifft alle Erwartungen. Gehofft hatten Macher und Auftraggeber darauf, planen lässt sich das aber kaum. Der Bürger-Geschäftsführer Martin Bihlmaier ist aus dem Häuschen: „Wir sind begeistert von der großen Zahl positiver Reaktionen auf unseren Kurzfilm.“ Die Freude über den viralen Hit, er verbreitet sich wie ein Virus, ist so groß, dass der Spot von Donnerstag an auch in baden-württembergischen Kinos zu sehen ist. So bekommt er noch mehr Aufmerksamkeit – der Traum eines Marketingchefs.