Jussie Smollett steht nicht mehr unter Anklage. Foto: Getty

Der Fall um einen mutmaßlich vorgetäuschten Angriff auf den Schauspieler Jussie Smollett in Chicago nimmt eine aufsehenerregende Wende. Die Staatsanwaltschaft lässt die Anklage fallen. Die Polizei und der Bürgermeister machen klar, dass sie Smollett weiter für schuldig halten.

Chicago - Die Staatsanwaltschaft hat die Anklage gegen den US-Schauspieler Jussie Smollett wegen des Vorwurfs der Falschaussage gegenüber der Polizei fallen gelassen. Smollett war in 16 Punkten angeklagt worden. Alle hingen mit dem Vorwurf zusammen, er habe fälschlich angegeben, von zwei Männern angegriffen worden zu sein. Die Täter sollen rassistische und schwulenfeindliche Aussagen gemacht haben. Die Behörden teilten mit, sie glaubten noch immer, Smollett habe den Angriff selbst inszeniert. Die Staatsanwaltschaft lieferte zunächst keine Details dazu, warum das Verfahren nun eingestellt wird.

Smollett bleibt bei seiner Opferrolle

Im Gegenzug für das Fallenlassen der Anklage willigte Smollett ein, Sozialstunden zu leisten und die kaution in Höhe 10 000 Dollar nicht zurückzuholen, die er hinterlegt hatte, um nicht in Untersuchungshaft bleiben zu müssen. „Ich habe die Wahrheit gesagt und war widerspruchsfrei auf jeder einzelnen Ebene seit dem ersten Tag“, verkündete Smollett und beharrte vor dem Gerichtssaal, in dem eine Dringlichkeitssitzung abgehalten wurde, auf seiner Opferrolle.

Polizei und Staatsanwaltschaft hatten dem schwarzen und schwulen Smollett vorgeworfen, er habe den Behörden fälschlicherweise gesagt, er sei am 29. Januar in Chicago angegriffen worden. Er habe das getan, weil er mit seiner Bezahlung für seine Rolle in der Serie „Empire“ unzufrieden gewesen sei und seine Karriere habe vorantreiben wollen. Nach Version der Polizei soll Smollett habe zwei Männern 3500 Dollar gezahlt haben, um ihn anzugreifen. Die Männer selbst ließen während der Ermittlungen wissen, sie hätten zugestimmt, Smollett zu helfen, weil sie mit ihm befreundet gewesen seien und das Gefühl gehabt hätten, er werde ihre Karrieren voranbringen.

Bizarre Situation

Der Bürgermeister von Chicago, Rahm Emanuel, kritisierte Smollett. Der Schauspieler habe den Ruf der Stadt „durch den Dreck“ gezogen, um seine Karriere voranzubringen. Viele Rechtsexperten waren von der Einstellung der Anklage überrascht. „Diese Situation ist total bizarr“, sagte der Rechtsanwalt Phil Turner, der nicht an dem Fall arbeitete. „Sie ist höchst, höchst ungewöhnlich. Der verursachte Schaden war schlimmer als ein gebrochener Arm oder bei einem Betrug verlorenes Geld. Der Ruf der Stadt hat einen gewaltigen Schlag bekommen.“