Steffi Saul rennt oft zur Arbeit, 20 Kilometer weit (links). Die Feuerwehrausrüstung wiegt 20 Kilogramm (rechts). Foto: Stoppel (Archiv)/privat

Die 35-jährige Feuerwehrfrau Steffi Saul aus Welzheim sucht ständig neue Herausforderungen. Ihr 300-Kilometer-Benefiz-Lauf in voller Montur mit Atemschutzgerät beginnt am Sonntag gegen 8 Uhr in Welzheim.

Welzheim - Diese Frau ist der Wahnsinn. Sie rennt mehrere hundert Kilometer weit am Stück – und dazu noch zig tausend Höhenmeter. Sie schwimmt in eiskaltem Wasser. Sie setzt sich ständig neue Ziele, und bis jetzt hat sie diese fast immer auch erreicht. Seit drei Jahren ist Steffi Saul, 35, in ihrem Wohnort Welzheim aktive Feuerwehrfrau. Ein Videoclip im Internet hat die Mutter von zwei Töchtern auf die Idee für ihren neuesten Coup gebracht: Der Floriansjünger Kai Eichler absolvierte 100 Kilometer im Laufschritt – in kompletter Feuerwehr-Schutzbekleidung inklusive Atemmaske. „Das mache ich auch“, dachte sich Steffi Saul. Gesagt, getan.

Die gebürtige Jenaerin, die seit 1990 im Rems-Murr-Kreis lebt, hat nach ein bisschen Training einen „Testlauf“ über 150 Kilometer hingelegt. Es war ein Vorgeschmack auf den Wahnsinnslauf, den sie am Sonntag, 28. Oktober, gegen 8 Uhr auf dem Kirchplatz in Welzheim starten will.

Psychologen sprechen von Angstlust

Steffi Saul möchte einen neuen Weltrekord in dieser exotischen Extremsportart aufstellen: 300 Kilometer weit will sie rennen, wieder mit voller Feuerwehrausrüstung inklusive Atemschutzgerät. Gewicht: etwa 20 Kilogramm. Eingeplante Gesamtlaufzeit: fünf Tage, wenn alles super läuft. Gut möglich, sagt Steffi Saul bei einem Podiumsgespräch in Ludwigsburg, dass sie sechs oder sogar sieben Tage benötigen werde. Sie wolle lediglich viermal eine Stunde lang schlafen. „Das wird so grenzwertig wie noch nie.“ Sagt’s und lacht ihr strahlendes Lachen. Eine Woche Urlaub hat sie bekommen, spätestens am Montag, 5. November, werde sie zurück sein. Das hat sie ihrem Chef versprechen müssen.

Warum macht diese Frau das bloß? Immer wieder so unglaublich weit rennen. Sich quälen. Ständig neue Herausforderungen suchen. Psychologen sprechen von Angstlust. Viele Extremsportler wollten den Kitzel, weil das Glücksgefühl überwältigend sei, wenn das selbst gesetzte Ziel erricht wird. Steffi Saul sagt sinngemäß: Ja, so ähnlich würde sie das auch beschreiben.

Bis dato hat Steffi rund 35 000 Euro erlaufen

Mit ihren Aktionen sammelt die Läuferin immer Spenden. Bis dato seien rund 35 000 Euro zusammengekommen, erzählt sie. Der jetzt anstehende 300-Kilometer-Lauf, die „Mission 300“, solle möglichst viel Geld einbringen für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS).

Alle 15 Minuten erhalte ein Mensch in Deutschland die niederschmetternde Diagnose Blutkrebs, berichtet Saul. Viele Patienten seinen Kinder und Jugendliche, deren einzige Chance auf Heilung eine Stammzellspende ist. Doch jeder zehnte Patient finde keinen Spender. Viele Menschen folgten bereits den Typisierungsaktionen, aber die wenigsten wüssten, dass eine einzige Typisierung die DKMS 35 Euro koste. Deshalb könnten auch Geldspenden Leben retten. „Meine Spendenaktion widme ich allen Krebspatienten, die täglich einen harten Kampf austragen müssen, sie haben eine sehr schwere Last zu tragen. Ich möchte ihnen Mut geben, den Kampf niemals aufzugeben und laufe deshalb symbolisch in einer 20 Kilogramm schweren Feuerwehrmontur“, sagt Saul. Wer den Kampf gegen den Krebs in der Familie miterlebt habe, wisse, was diese Menschen jeden Tag durchmachen müssten.

Steffis Team berichtet auf Facebook

Der Weltrekord beim Laufen in Feuerwehrmontur liege zurzeit bei 150 Kilometern und werde von Steffi Saul selbst gehalten, sagt Oliver Halder von der Agentur Wow-Art in Winnenden, der den Spendenlauf mit organisiert hat und betreut. Wer mag, dürfe Steffi Saul auf der Strecke abschnittsweise begleiten. Steffis Begleitteam berichtet auf Facebook vom Lauf. Nach dem Start in Welzheim geht es über Murrhardt, Ellwangen, Aalen, Schwäbisch Gmünd, Schorndorf, Winnenden und Backnang zurück nach Welzheim. Steffi Saul sagt, speziell auf den letzten fünf Kilometern würde sie sich über viele Mitläufer sehr freuen. Auch eine ihrer Töchter werde wohl dabei sein.